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USA beklagen deutsche Rekordexporte

8. Januar 2014

Bei ihrem Treffen in Berlin wurde noch einmal klar: Der deutsche Finanzminister Schäuble und sein US-amerikanischer Kollege Lew sehen die Gefahren für die Weltwirtschaft beim jeweils anderen.

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Bild: Getty Images

US-Finanzminister Jacob Lew hat noch einmal die großen deutschen Handelsbilanzüberschüsse kritisiert. Nach einem Treffen mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble in Berlin sagte Lew, eine größere Nachfrage im Inland und mehr inländische Investitionen wären "eine gute Sache" für Deutschland. Im Oktober hatte ein Bericht aus dem amerikanischen Finanzministerium für Aufsehen gesorgt. Darin hieß es, Deutschland schade mit seiner Finanzpolitik der wirtschaftlichen Stabilität in Europa und der Welt.

Weiter Kritik an deutscher Exportstärke

Schäuble wies den Vorwurf zurück und betonte, dass die Eurozone insgesamt nur einen sehr geringen Exportüberschuss verzeichne. Ohne den deutschen Überschuss würde sich für die Euroländer zusammen ein Außenhandelsdefizit ergeben, so der Minister. Das deutsche Wirtschaftswachstum werde zudem bereits maßgeblich von der Nachfrage im Inland getragen.

Im Gegenzug kritisierte Schäuble indirekt den niedrigen Leitzins der US-Notenbank Fed. Das Übermaß an weltweiter Liquidität müsse genau beobachtet werden: "Ich habe gesagt, dass wir darin übereinstimmen, dass wir die Gefahr neuer Blasenbildung sorgfältig überwachen müssen", so Schäuble. Lew äußerte sich Journalisten gegenüber nicht zur Geldpolitik der Zentralbanken.

Keine Änderung bei deutschen Exportüberschüssen in Sicht

Deutschland führt noch immer wesentlich mehr Waren aus als es importiert: Im November lag der Exportüberschuss bei rund 18 Milliarden Euro, teilte das Statistische Bundesamt mit. Im Vergleich zum Vormonat konnten die deutschen Exporteure ihren Umsatz zum vierten Mal in Folge steigern, um 0,3 Prozent auf 94,6 Milliarden Euro. Das sind ein Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Importe waren im November 2013 niedriger als im Oktober: Saisonbereinigt gingen sie um 1,1 Prozent zurück. Sie hatten einen Wert von 76,6 Milliarden Euro.

Wegen der starken Überschüsse im Außenhandel steht Deutschland immer wieder international in der Kritik: Die Eurozone gerate in ein Ungleichgewicht, heißt es: Dadurch, dass Deutschland mehr exportiert als einführt, würden sich Importländer gegenüber Deutschland verschulden.

Seit 2006 verstößt Deutschland durch seine großen Exportüberschüsse gegen EU-Regeln: Demnach darf der Außenhandelsüberschuss eines Landes im Durchschnitt von drei Jahren nicht über sechs Prozent liegen. Die EU-Kommission startete deshalb eine Untersuchung zur deutschen Exportstärke. Sie fordert eine Stärkung der Binnennachfrage. Ob sich die deutsche Handelsbilanz im kommenden Jahr ändern wird, ist fraglich: Für 2014 rechnet der Außenhandelsverband BGA mit einem robusten Wachstum der Exporte von drei Prozent.

hmf/sc (afp, dpa, rtr)