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Zollbehörde speichert Daten

Tanja Lamsfuß2. Dezember 2006

Amerikanische Zollbeamte dürfen jederzeit die Privat- oder Geschäftsgeräte von Reisenden überprüfen oder sogar konfiszieren, ohne Gründe zu erläutern. Dabei bleibt der Umgang mit sensiblem Datenmaterial im Dunkeln.

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USA-Reisende gehen zu den Sicherheitskontrollen
Immer schärfere Kontrollen bei Reisen in die USABild: AP

Es mag viele Touristen und Geschäftsleute überraschen, doch vertrauliche Informationen auf mitgeführten Laptops und anderen elektronischen Datenträgern könnten nach einer Reise in die USA nicht mehr so persönlich sein wie zuvor. Bei der Grenzüberschreitung muss jeder Reisende darauf gefasst sein, dass amerikanische Zoll- und Einwanderungsbeamte ohne besondere Begründung die Geräte überprüfen, Daten herunterladen oder die mobilen Datenträger auf unbestimmte Zeit beschlagnahmen. Solche Kontrollen können sowohl amerikanische Staatsbürger als auch Ausländer betreffen. Laut Berichten der Association of Corporate Travel Executives (ACTE) sind Fälle bekannt, bei denen Laptops samt Inhalt für ein Jahr von den Behörden einbehalten wurden.

Per Gesetz autorisiert

Ein Laptop wird von einem Beamten untersucht
Laptops werden genau geprüftBild: AP

Theoretisch sind alle Menschen gegen unbegründete Durchsuchungen oder Beschlagnahmungen durch amerikanische Regierungsbeamte verfassungsrechtlich geschützt, doch spätestens seit der internationale Terrorismus in den USA als eine der großen neuen Bedrohungen wahrgenommen wird, haben Zoll- und Einwanderungsbeamte für ihre Kontrollen mehr rechtlichen Freiraum erhalten.

Zu diesem Freiraum gehört laut einem diesjährigen Gerichtsurteil auch die Durchsuchung und Beschlagnahme von Laptops. Das "Border Search Exemption"-Gesetz, das den US-Behörden bei der Einreisekontrolle eine Untersuchung von Personen und mitgeführten Geräten ermöglicht, erlaube auch die Überprüfung von Dateien auf Laptops, so die Richter.

Datenschützer sind alarmiert

Datenschützern ist das Problem bekannt. Derzeit habe man jedoch noch keine genauen Erkenntnisse, wie häufig in den USA bei Grenzkontrollen die Daten auf mobilen Geräten auslesen werden, meint Bettina Sokol, Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit in Nordrhein-Westfalen. "Die Situation in den USA bestätigt aber nur einmal mehr, dass die Sicherheit vertraulicher Daten auf transportablen Computern kaum im gesetzlich erforderlichen Maße gewährleistet werden kann", so Sokol weiter.

Gefahr von Wirtschaftsspionage?

Besonders Geschäftsreisende sind beunruhigt, da über den weiteren Verbleib von sensiblen Daten nach Durchsicht ihrer Laptops, PDAs oder Smart Phones wenig bekannt ist. "Bisher war die größte Sorge von Geschäftsreisenden lediglich, dass ihre mobilen Geräte abhanden kommen", erklärt Rieke Bönisch von der Data Security Company Utimaco. Heute komme jedoch hinzu, dass bei Flughafenkontrollen in den USA vertrauliche Daten von Sicherheitsbeamten eingesehen werden könnten und es völlig unklar bleibe, wie bei den Behörden damit verfahren werde.

Ein Geschäftsmann passiert ein Hinweisschild der amerikanischen Zollbehörden
Besonders Geschäftsleute machen sich SorgenBild: AP

"Werden Kopien der Dateien angefertigt? Werden sie zerstört? Werden die Informationen gespeichert und wenn ja, wer hat Zugriff auf sie?" fragte kürzlich Susan Gurley, Sprecherin von ACTE, in einem offiziellen Brief an das US-Ministerium für Heimatschutz. Eine Antwort auf das Schreiben ist bis heute ausgeblieben. ACTE geht davon aus, dass die Kontrollprozesse sich stark auf die Art und Weise auswirken werden, wie Geschäftsreisende mit sensiblen Daten umgehen.

Sensible Inhalte verschlüsseln


"Wir empfehlen, vertrauliche Inhalte auf Laptops, PDAs und Smartphones gut zu verschlüsseln, damit Außenstehende keinen Zugriff haben", so Datensicherheitsexpertin Bönisch. Eine Möglichkeit, die sich in erster Linie für Privatpersonen eigne, sei die Wahl sicherer Passwortzugänge, das heißt Passwörter mit über sechs Zeichen langen Werten. Auch ein guter Zufallsgenerator für Einmalpasswörter ist nach Auffassung von Rieke Bönisch ein probates Mittel zum Schutz vertraulicher Daten.

Insbesondere Firmen sollten darauf achten, eine einseitige Abhängigkeit von Sicherheitsanbietern aus den USA zu vermeiden und globaler aufgestellte Unternehmen beim Desktopschutz und mobilen Endgeräten zu bevorzugen. Eine hundertprozentige Sicherheit werde aber immer eine Illusion bleiben. Deshalb raten Experten Touristen wie Geschäftsleuten, ihre personenbezogenen oder geschäftskritischen Daten bei jeder Reise in die USA auf externen Datenträgern zu speichern.