'Comeback Kids'
9. Januar 200816 Jahre nach Bill Clintons Niederlage in Iowa tut es ihm seine Frau Hillary (60) mehr als gleich. Nach dem dritten Platz in dem Agrarstaat, der schweren Schlappe im Duell gegen den Partei- und Senats-Kollegen Barack Obama (46), kämpfte sie sich in New Hampshire völlig überraschend zu einem Sieg durch. 8000 Stimmen Unterschied zu dem Senkrechtstarter Obama reichten, um Demoskopen eines Besseren zu belehren.
Bei den Republikanern siegte der Senator und Vietnamkriegsveteran John McCain (71) deutlich vor seinem Parteigenossen Mitt Romney. Sowohl Clinton als auch McCain ließen sich von ihren Anhängern als "Comeback Kids" feiern.
Entscheidend: Frauen und JungwählerJenseits der Jubelarien (New York Post: "Von den Toten auferstanden") zeichnet sich jetzt bei den Demokraten ein langes und enges Rennen zwischen Clinton und dem schwarzen Senator Obama ab. Viele Kommentatoren sprechen bereits vom möglicherweise spannendsten Vorwahl-Zweikampf in der US-Geschichte.
In ersten Analysen ist der überraschende Erfolg der Ex-Senatorin Hillary Clinton in New Hampshire vor allem auf zwei Faktoren zurückgeführt worden: Frauen und Jungwähler. Beide Gruppen hatten in Iowa vor allem Obama gewählt. Clinton hat möglicherweise davon profitiert, dass sie zuletzt eine menschlichere Seite von sich zeigte. Bislang litt sie unter ihrem Image, kühl und berechnend zu sein. Ein weiterer Faktor: Nach Wählerbefragungen bescheinigten ihr gut 40 Prozent, dass ihr die Menschen am Herzen liegen, während es bei Obama weniger als die Hälfte waren. Dass sich dies alles nicht in den Umfragen kurz vor der Vorwahl widerspiegelte, führen Analytiker vor allem auf eines zurück: Ein beachtlicher Teil der Wähler habe sich erst kurzfristig für sie entschieden. Am 5. Februar ist "Super-Dienstag" Entpuppte sich der Zweikampf zwischen den beiden Demokraten als Kopf-an-Kopf-Rennen (dem Dritten, Ex-Senator John Edwards, werden bei der Kandidatenkür praktisch keine Chancen mehr eingeräumt), konnte McCain seinen Erfolg schon kurz nach Schließung der Wahllokale feiern. "Wir haben dem Land gezeigt, wie ein echtes Comeback aussieht", sagte er mit Blick auf seinen schwachen vierten Platz in Iowa und Spekulationen, dass er wegen Spendenknappheit aussteigen müsse. Der Sieg in New Hampshire sei "ein erster Schritt" ins Weiße Haus.Die Vorwahl in New Hampshire gilt als traditionell wichtiger Termin im US-Wahlkampf; Gewinner können auf weiteren Rückenwind bei den Wählern sowie auf großzügige Wahlkampfspenden hoffen. In beiden Parteien ist der Wettstreit um die Präsidentschaftskandidatur nach New Hampshire wieder völlig offen. Eine Atempause konnten sich die Bewerber nicht gönnen. Das Augenmerk richtet sich nun auf Michigan, Nevada, South Carolina und Florida, wo noch im Januar Vorwahlen ausgetragen werden. Gerade in South Carolina könnte es vielleicht sogar schon zu entscheidenden Machtproben kommen. Die große Frage bei den Demokraten ist, wie die afroamerikanische Bevölkerung in dem Bundesstaat abstimmen wird. Eine endgültige Entscheidung über die Spitzenkandidaten wird abewr vermutlich erst am 5. Februar, dem so genannten "Super-Tuesday", erwartet: An diesem Tag stehen in über 20 Bundesstaaten Vorwahlen an. (wga)