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US-Unternehmen setzen auf Deutschland

27. April 2017

Auf 15 Prozent sollen die Unternehmenssteuern in den USA sinken. Werden die im Ausland ansässigen US-Firmen jetzt scharenweise zurückkehren? Die Amerikanische Handelskammer in Deutschland ist skeptisch.

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Symbolbild Deutschland - USA
Bild: picture-alliance/Andreas Franke

Fern der Heimat und glücklich, so könnte man die Stimmung unter den in Deutschland ansässigen amerikanischen Firmen zusammenfassen. Ob Coca-Cola, Ford, Nike oder Hewlett-Packard - die Geschäfte laufen offenbar blendend. So jedenfalls liest sich das aktuelle "Business-Barometer" der amerikanischen Handelskammer (AmCham) in Deutschland. 85 Prozent der in Deutschland ansässigen US-Unternehmen gaben in der im Februar durchgeführten Befragung an, dass ihre Umsätze in diesem Jahr weiter steigen werden.

Die Geschäftserwartungen sind so gut, dass 55 Prozent der Firmen ihre Aktivitäten in Europas größter Volkswirtschaft in den kommenden drei bis vier Jahren ausbauen und entsprechend mehr Mitarbeiter einstellen wollen. Vor einem Jahr sagten dies nur 46 Prozent. "Die Ergebnisse zeigen großes Vertrauen der Investoren, dass der Standort Deutschland attraktiv ist und bleibt", meint AmCham-Präsident Bernhard Mattes.

Wie umgehen mit Trump?

Aber wird das so bleiben, wenn die USA ihren Standort wirtschaftspolitisch attraktiver machen und die Unternehmenssteuern tatsächlich massiv senken sollten? "Wir wissen, dass so gut wie kein Unternehmen seine strategische Planung aufgrund der neuen US-Regierung gravierend verändert hat", sagt Mattes, der von einem Zehnjahreshoch bei den Umsatzerwartungen und der Investitionsdynamik spricht. Für Mattes ist das aber kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen.

"Wenn die USA eine Steuerreform umsetzen, die auch die Unternehmenssteuern senkt, dann wird Deutschland im Vergleich weiter zurückfallen, deswegen ist es wichtig, das Thema hier auf die Agenda zu setzen", so Mattes. Das sei notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben, zumal Deutschland auch vergleichsweise hohe Energiekosten aufweise.

Die Fachkräfte zählen

Überzeugend finden die US-Firmen in Deutschland vor allem die Qualität der Mitarbeiter, die Zuliefernetzwerke sowie das Forschungs- und Entwicklungspotenzial. Auch der geografische Standort zählt. "Man kann von hier aus morgens mit Asien zu tun haben, den ganzen Tag über mit Europa und abends mit Amerika", sagt Rob Smith, der beim Landtechnik-Hersteller AGCO unter anderem für das Europageschäft zuständig ist. "Wir als amerikanische Firma machen exzellente Geschäfte in Deutschland", so Smith.

Deutschland Traktor Unkrautbekämpfung Herbizid
Ein Traktor von Fendt im EinsatzBild: Getty Images/B. Beytekin

Von den 4000 Mitarbeitern, die AGCO in Deutschland beschäftigt, sind rund 500 Ingenieure. Die meisten arbeiten beim Landmaschinen-Hersteller Fendt in Marktoberdorf im Allgäu, der seit 20 Jahren zu dem US-Konzern gehört. Es seien vor allem die Fachkräfte, die den Standort so erfolgreich machten, sagt Smith. "Unser weltweiter Konkurrent John Deere setzt vielleicht fünfmal so viel Geld für Forschung und Entwicklung ein wie wir, trotzdem haben wir mit Fendt die führende Landtechnik."

Weiter Geschäfte machen – trotz Trump

Auch AGCO will weiterhin in Deutschland expandieren. Zum Jahresende soll die Übernahme der Futterernte-Techniksparte von Lely stattfinden. Die Mitarbeiterzahl in Deutschland würde sich dann auf 4.500 erhöhen. Daran würden auch die US-Steuerpläne nichts ändern, betont Rob Smith, und nicht einmal eine Sondersteuer für Importe. "Als diese Border Adjustment Tax angekündigt wurde, haben wir als Firma natürlich schnell gerechnet, wie viel wir exportieren und importieren."

Laut US-Finanzminister Steven Mnuchin sind die Pläne für die umstrittene Importsteuer inzwischen zwar vom Tisch. Sollte die Steuer doch noch kommen, müsse sein Unternehmen auch damit umgehen, sagt Smith. "Unsere Aufgabe hier ist es, eine Firma zu leiten, unabhängig davon, wer in den USA Präsident ist."

Mexiko - Autozulieferer zittern vor Trump

Smith, aber auch AmCham-Präsident Bernhard Mattes machen indes keinen Hehl daraus, dass sich die US-Unternehmen in Deutschland freuen würden, sollten die protektionistischen Maßnahmen der US-Regierung weniger scharf ausfallen als beabsichtigt. Glücklicherweise gebe es unter den Republikanern sehr viele, die sich für den freien Handel einsetzen würden.

"Wir sind dabei, die amerikanische Regierung zu beraten, wir tun das hier und wir tun das in den USA und diese Regierung lässt sich auch beraten", so Smith. "Es war nicht jedem bekannt, dass BMW der größte US-Fahrzeugexporteur ist", ergänzt Mattes. "Das gehört zu den Themen, die wir als AmCham Germany immer wieder deutlich machen."