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Anti-SOPA-Kampf

18. Januar 2012

Mit dem Internet-Streik gegen die Anti-Piraterie-Gesetze beschäftigen sich praktisch alle US-Technologieblogs. Während der Tenor klar gegen die Gesetze ist, äußert sich ein prominenter Blogger skeptisch über den Kampf.

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Blackout im Internet

„Dieses Gesetz macht uns alle zu Kriminellen“, schreibt Chris Heald im Technologieblog Mashable (http://mashable.com/2012/01/17/sopa-dangerous-opinion/) in einem Stück mit dem Titel „Warum SOPA so gefährlich ist“. Sollte dieses Gesetz verabschiedet werden, dann so Heald, „hörst Du entweder auf das Internet zu nutzen oder Du hoffst einfach, dass Du niemals ins Visier gerätst. Denn wenn sie es auf Dich abgesehen haben, dann wird Dich dieses Gesetz zerstören. Du musst kein schlimmer Verbrecher sein – normale Internetnutzung wird mit diesem Gesetz praktisch unter Strafe gestellt.“

Beim Blog Slashgear (http://www.slashgear.com/slashgear-101-sopa-and-pipa-explained-in-plain-english-17209599/) erklärt Chris Burns SOPA und PIPA ausführlich und verlinkt auf die beiden Originalvorlagen des US-Kongresses. Er zieht den Schluss: „Diese beiden Gesetze, SOPA und PIPA, zählen zu den gefährlichsten Gesetzesinitiativen, die jemals in Bezug auf Innovation und eine globale freie Marktwirtschaft zur Verabschiedung durch die amerikanische Regierung verfasst worden sind.“

Die Motive hinter den Gesetzesvorlagen sind für Burns radikal und nur auf die eigene Gewinnmaximierung angelegt: „Diese Abgeordneten schützen nicht die Interessen der Filmemacher. Sie helfen nicht denen, die mit Musik ihren Lebensunterhalt verdienen. Sie versuchen das freie und offene Internet wie wir es heute kennen zu kontrollieren, damit sie von einem geschlossenen Markt profitieren können. So einfach ist das.“

Greg Kumparak, Mobilredakteur bei Techcrunch (http://techcrunch.com/2012/01/17/sopa-isnt-dead-its-just-sleeping-until-february/), warnt seine Leser davor den Politikern zu vertrauen, die angesichts des Widerstands gegen die Gesetze einen Aufschub oder eine Überarbeitung der Vorlagen angedeutet haben. Die Opposition dagegen sei derzeit einfach zu stark, schreibt Kumparak, weshalb sie das Vorhaben einfach für einige Wochen auf Eis legen in der Hoffnung, dass sich dann wie im Internet üblich alle bereits über andere Dinge aufregen.

Sein Appell: „Bleibt dran. Protestiert weiter. Erklärt Euren nicht so technologisch versierten Freuden, was SOPA für sie und die Seiten, die sie mögen, bedeuten könnte. Bleibt wütend.“

keyboard mit handschellen
Viele befürchten eine InternetzensurBild: fotolia/mezzotint

Eine sachliche Auseinandersetzung mit den Gesetzen ist das Ziel von Ars Technica (http://arstechnica.com/staff/palatine/2012/01/sopa-resistance-day-begins-at-ars.ars). „Piraterie ist ein emotionales Thema, aber es ist wichtig klarzustellen, was es nicht ist: ein Krieg zwischen den „Kreativen“ und den „Technologen““, schreibt Ken Fisher.

„Unsere Inhalte und unser Copyright sind für uns existentiell wichtig. Genau wie für den Verleger Tim O' Reilly und den Musiker Peter Gabriel. Und dennoch sind wir alle gegen SOPA.“

Die Befürworter von SOPA sollten endlich die bewusste Karikaturisierung der SOPA-Gegner aufgeben, betont Fisher. „Millionen von uns befürworten intellektuelles Eigentum als ein faires Konzept, dass einen wichtigen Platz in unserer Gesellschaft einnehmen kann.“ Doch um einen Konsens zu erreichen, wie man mit den schlimmsten Auswüchsen im Internet umgehen sollte, muss man alle Beteiligten zusammenbringen bevor ein Gesetzentwurf gemacht wird.

Das Fazit von Ars Technica: “SOPA muss gestoppt werden – und dann können wir eine Debatte ohne Übertreibungen beginnen, was sowohl die Produzenten von Inhalten wie auch das Weiße Haus laut eigener Aussage wollen.“

Die fast einhellige Begeisterung am Widerstand in den US-Technologieblogs wird durch die skeptische Haltung von Larry Lessig, einem der bedeutendsten Urheberrechts- und Internetexperten, getrübt. In seinem Blog (http://lessig.tumblr.com/post/13119510676/me-mia-on-the-sopa-soap-opera) schreibt der Harvard-Professor warum er zwar ebenfalls gegen SOPA ist, aber keine Hauptrolle beim Kampf gegen das Gesetz spielt: „SOPA ist nur die jüngste, aber in vieler Hinsicht die absurdeste Kampagne in der endlosen Saga der amerikanischen Urheberrechtskriege. Es wird ein weiterer gescheiterter Versuch in einem gescheiterten Krieg sein, und natürlich bin ich der Ansicht, das man dagegen sein sollte.“

Doch dies sei nicht mehr sein Krieg, ergänzt Lessig. „Nicht weil mein Herz nicht mehr dabei ist, sondern weil ich nicht glaube, dass wir diesen Krieg gewinnen…sogar wenn wir Schlachten wie diese gewinnen - bis wir uns um die grundlegendere Korruption, die unsere Regierung ausmacht, kümmern. Das ist der Kampf, mit dem ich mich die vergangenen vier Jahre befasst habe. Und das ist es worum ich mich mindestens auch noch die kommenden sechs Jahre kümmern werde.“

Autor: Michael Knigge

Redaktion: Rob Mudge