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US-Soldat zu lebenslanger Haft verurteilt

16. April 2009

Ein US-Soldat ist von einem Militärgericht im bayerischen Vilseck für schuldig befunden worden, vier Iraker ermordet zu haben. Er muss lebenslang in Haft, eine Bewährung ist erst nach 20 Jahren möglich.

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Ein US-Soldat kniet auf dem Boden, in der Hand sein Gewehr, im Hintergrund zwei Kameraden mit Gewehren (Foto: AP)
US-Soldaten im Irak

Die Opfer wurden mit Schüssen in den Hinterkopf getötet - wie bei einer Hinrichtung. Wegen Mordes an vier Gefangenen im Irak hat ein amerikanisches Militärgericht im bayerischen Vilseck einen US-Soldaten zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Strafe gegen den 40-jährigen Hauptfeldwebel John E. Hatley kann nach zwanzig Jahren auf Bewährung ausgesetzt werden, entschied das Militärgericht aus acht US-Offizieren und Unteroffizieren am Donnerstag (16.04.2009). Außerdem wird er zu einem einfachen Soldaten herabgestuft, verliert seine Bezüge und wird unehrenhaft aus der Armee entlassen.

Der US-Soldat hatte die Beteiligung an dem Mord bestritten. Die Geschworenen hatten ihn nach rund fünfstündigen Beratungen dennoch für schuldig erklärt. Er soll den vier Irakern zusammen mit mehreren Kameraden im Frühjahr 2007 die Augen verbunden, sie in einen Vorort von Bagdad verschleppt und dort dann per Kopfschuss getötet haben. Danach sollen die Soldaten die Leichen in einen Kanal geworfen haben.

Mehrere US-Soldaten verurteilt

Laut Zeugenaussagen waren die US-Soldaten frustriert darüber, dass sie die Gefangenen aus Mangel an Beweisen hätten freilassen müssen. Angeblich sollten die Iraker eine Nachtpatrouille der US-Armee angegriffen haben. Dafür lagen jedoch nicht genügend Beweise vor. Die Leichen der Iraker wurden nie gefunden. Doch Hatleys Mitangeklagte gestanden die Tat.

Eien Straße, links vorne verschwommen ein US-Soldat, ein weiterer im hinteren Teil des Bildes in der Nähe eines Panzers (Foto: AP)
US-Soldaten bewachen in Bagdad eine StraßeBild: AP

Im Februar war Feldwebel Michael Leahy wegen Mordes zu lebenslanger Haft mit der Möglichkeit einer vorzeitigen Begnadigung verurteilt worden, einen Monat später Oberfeldwebel Joseph Mayo zu 35 Jahren Haft. In zwei weiteren Fällen wurden bereits im vergangenen Jahr Haftstrafen von sieben und acht Monaten wegen Verabredung zum Mord verhängt. Die Anklagen gegen zwei weitere US-Soldaten wurden im Februar fallengelassen.

"Ich bin nicht perfekt, ich bin kein Engel."

Das Verfahren gegen Hatley fand in Vilseck statt, weil der Hauptfeldwebel zu der in Bayern stationierten 172. Infanteriebrigade gehört. Der US-Soldat war mit 40 Jahren der älteste und als Hauptfeldwebel der ranghöchste Beschuldigte. Sein Kamerad Mayo hatte erklärt, Hatley habe den Anstoß zur Tötung der vier Iraker gegeben.

Vor dem Urteilsspruch hatte der US-Soldat in einer emotionalen Schlussrede darum gebeten, ihn seine 20 Jahre Dienst in der Armee vollenden zu lassen. "Ich habe meinem Land die Hälfte meines Lebens gedient und halte das für den ehrenvollsten Beruf der Welt", sagte er. Er bat um Verständnis. Er habe damals viel Zeit in Bagdad damit verbracht, die Leichenteile von befreundeten US-Soldaten aufzulesen, sagte Hatley mit tränenerstickter Stimme. "Ich bin nicht perfekt, ich bin kein Engel." (heb/ako/AP/AFP/dpa)