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Inhaftiert in Afghanistan

19. April 2008

Ein Deutscher afghanischer Herfunft wird seit Januar von den US-Streitkräften in Afghanistan wegen Terrorismus-Verdachts festgehalten. Die Bundesregierung hält die Vorwürfe für unbegründet und fordert die Freilassung.

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Guantanamo ist auch in AfghanistanBild: AP

Die US-Streitkräfte in Afghanistan halten seit gut einem Vierteljahr einen Deutschen afghanischer Herkunft auf einem Stützpunkt nahe Kabul gefangen. Dem Mann werde vorgeworfen, sich unerlaubt auf einem amerikanischen Stützpunkt aufgehalten zu haben, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Jäger. Die Bundesregierung stehe in dieser Angelegenheit in engem Kontakt mit den US-Behörden und bemühe sich intensiv um die Freilassung.

Unter Terrorismus-Verdacht

Afghanistan NATO USA Base in Bagram
Feuerpause auf dem US-Stützpunkt BagramBild: AP

Jäger bestätigte damit einen Beitrag des Magazins 'Der Spiegel'. Danach handelt es sich bei dem Mann um den 41-jährigen Ghoalm Ghaus Z. aus Wuppertal. Er sei zu einem Verwandtenbesuch nach Kabul gereist und unter Terrorismusverdacht festgenommen worden, als er auf einem US-Stützpunkt habe einkaufen wollen. Als Indizien hätten die Amerikaner Banknoten verschiedener Herkunft, darunter iranische, und Telefonkarten aus mehreren Ländern gewertet. Außerdem habe er in einem Verhör widersprüchliche Angaben gemacht, berichtet die Nachrichtenagentur AP.

Unbegründet

Nach Erkenntnissen deutscher Sicherheitsbehörden ist der Terrorismus-Verdacht unbegründet, heißt es im 'Spiegel'-Bericht weiter. Beamte des Bundesnachrichtendienstes hätten den Mann im Gefängnis vom Bagram vernommen. Auch eine Durchleuchtung seiner Lebensumstände durch das Bundesamt für Verfassungsschutz habe keine Anhaltspunkte ergeben. 'Das war alles total sauber', zitiert das Magazin einen hochrangigen Sicherheitsexperten.

Deutschland verlangt Freilassung

USA-Reise Frank-Walter Steinmeier trifft Condoleeza Rice in Washington
Bundesaußenminister Steinmeier und seine amerikanische Kollegin RiceBild: AP

Nach Angaben des Außenministeriums ist auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) mit der Sache befasst. Steinmeier habe den Fall bereits im März bei einem Treffen mit seiner US-Kollegin Condoleezza Rice zur Sprache gebracht. Rice habe versprochen, den Vorgang zu überprüfen. Die US-Behörden hätten von der Bundesrepublik umfassenden Sicherheitsgarantien für den Fall der Freilassung Z.'s verlangt, die einer Komplettüberwachung gleich kämen, schreibt der 'Spiegel' weiter. Diese seien aber nicht erfüllbar.

Erinnerungen an den Fall Kurnaz

Der Vorgang erinnert an den Fall des Bremers Murat Kurnaz. Der Deutsche türkischer Herkunft war vom US-Militär ohne Anklage viereinhalb Jahre unter anderem im Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba festgehalten worden. Erst im August 2006 kam er auf Intervention der Bundesregierung frei. (gmf)