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US-Militär befürchtet Verlust seiner Macht

2. Juli 2015

Im ersten Strategiepapier seit vier Jahren warnt das US-Militär vor einem schleichenden Machtverlust. Für "ernste Bedenken" sorgen nicht-staatliche Akteure. Doch auch die Gefahr zwischenstaatlicher Kriege wachse.

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Der Generalstabschef der US-Armee Martin Dempsey (rechts) und US-Verteidigungsminister Ash Carter stellen in Washington ein Strategiepapier des US-Militärs vor
Bild: picture-alliance/AP Photo/C. Owen

Es ist eine düstere Zukunft, die die US-Streitkräfte in einem rund 20-seitigen Strategiebericht prognostizieren. "Zukünftige Konflikte werden schneller entstehen, länger dauern und auf einem in technischer Hinsicht schwierigeren Schlachtfeld stattfinden", warnte Generalstabschef Martin Dempsey (Artikelbild rechts) in seinem Vorwort. Bereits die aktuelle Lage gebe Grund für Bedenken: "Das heutige Sicherheitsumfeld ist das unberechenbarste, das ich in 40 Dienstjahren je erlebt habe", erklärte Dempsey und ergänzte: "Unser militärischer Vorteil hat zu erodieren begonnen."

Russland und China als Sicherheitsbedrohung

Die Amerikaner hätten sich im letzten Jahrzehnt zwar eher auf den Kampf gegen Terrornetzwerke konzentriert, doch es bestehe eine "geringe, aber wachsende" Wahrscheinlichkeit, dass die USA in einen zwischenstaatlichen Krieg hineingezogen würden. Ein solcher Konflikt hätte "immense" Auswirkungen, so Dempsey.

Der Bericht kritisiert Russlands Vorgehen in der Ukraine-Krise. Das Land habe "wiederholt gezeigt, dass es die Souveränität seiner Nachbarn nicht anerkennt und bereit ist, Gewalt anzuwenden, um seine Ziele zu erreichen." Der Bericht wirft Moskau vor, die prorussischen Separatisten zu unterstützen, die in der Ostukraine gegen die Regierung in Kiew kämpfen. "Russlands militärische Handlungen unterlaufen die regionale Sicherheit direkt und durch Stellvertretertruppen", heißt es. Die russische Regierung bestreitet, Soldaten in die Ostukraine geschickt zu haben.

Chinas aggressives Gebaren sorgt bei den US-Militärs ebenfalls für Missfallen. Der Bericht wirft Peking vor, "Spannungen in der Asien-Pazifik-Region" zu verursachen. Dabei geht es um die Streitigkeiten zwischen China und seinen Nachbarländern über Inseln im südchinesischen und ostchinesischen Meer. Die Volksrepublik baut im südchinesischen Meer künstliche Inseln, um dort ihre Präsenz zu verstärken.

Iran, Nordkorea, IS

Zu den Staaten, die "ernste Sicherheitsbedenken" verursachen, zählt der Bericht auch den Iran und Nordkorea. Grund dafür sind die Atomprogramme beider Länder. Sorge bereiten der US-Armee dem Bericht zufolge auch die wachsenden technologischen Fähigkeiten der Streitkräfte anderer Länder. Eine weitere große Gefahr seien nicht-staatliche Akteure wie die Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS).

Die US-Streitkräfte sind mit einem Jahresbudget von rund 600 Milliarden Dollar (537 Milliarden Euro) die bestfinanzierte Armee der Welt. Dempsey fordert, dem US-Militär ausreichende finanzielle Ressourcen zur Verfügung zu stellen, damit dieses seiner "globalen Verantwortung" gerecht werden könne.

sp/uh (dpa, afp)