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US-Militärkapitän nach Skandal strafversetzt

5. Januar 2011

Nach dem Skandal um schwulen- und frauenfeindliche Videos hat die US-Marine Kapitän Owen Honors das Kommando über den Flugzeugträger "USS Enterprise" entzogen.

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Porträt von Owen Honors in Uniform vor Flaggen (Foto: ap)
Auf diesem Foto wirkt Owen Honors seriösBild: AP

Wegen schlechter Führung werde Owen Honors vom Kommando des Flugzeugträgers entbunden. Stattdessen werde er auf einen Verwaltungsposten an Land versetzt, teilte die US-Marine am Dienstag (04.01.2011) in Norfolk mit. Dort liegt derzeit die atomgetriebene "USS Enterprise", der längste Flugzeugträger der Welt. In Kürze soll ein neuer Kommandant für das Schiff bestimmt werden.

"Tussis unter der Dusche"

Aussschnitt aus einem der Videos: Kapitän Owen Honors sitzt an einem Schreibtisch und hat beide Zeigefinger im Mund. Vor ihm auf dem Tisch sitzt ein bunter Plüschvogel (Foto: ap)
Auf diesem eher nicht. Es stammt aus einem der Videos.Bild: dapd

Die Videos, die nun zur Strafversetzung von Owen Honors geführt haben, entstanden in den Jahren 2006 und 2007. Damals war die "USS Enterprise" für die Kriege im Irak und Afghanistan im Einsatz. Honors war zu der Zeit Vize-Kommandant des Schiffes und tauchte selber in den Videos auf. Sie wurden einmal wöchentlich auf dem Bord-TV-Kanal des Flugzeugträgers für die 6000 Soldaten an Bord ausgestrahlt.

Die Videos wurden auf der "USS Enterprise" gedreht und zeigen unter anderem wie Männer in Frauenkleidern posieren. Honors selbst verwendete abfällige Begriffe für Homosexuelle und deutete zusammen mit anderen Crew-Mitgliedern Masturbationsbewegungen an. Eine Szene leitete er mit den Worten ein: "Zum Schluss zu meinem Lieblingsthema...Tussis unter der Dusche." Anschließend sind Frauen-Paare und ein männliches Duo zu sehen, die so tun, als ob sie zusammen duschen. Auch gab es eine gespielte Rektaluntersuchung.

Luftaufnahme des Flugzeugträgers "USS Enterprise" (Foto: ap)
Die "USS Enterprise" soll nach dem Skandal auf ruhigere Gewässer zusteuern. Ein Nachfolger als Kapitän für das längste Kriegsschiff der Welt soll in Kürze präsentiert werden.Bild: AP

Schwulen- und frauenfeindliche Videos "zur Entspannung"

Kapitän Owen Honors äußerte sich öffentlich nicht zu den Videos. Die US-Marine teilte allerdings mit, dass die Videos dem Vernehmen nach zur Entspannung der Mannschaft gezeigt worden seien sollen. "Die Videos sollten humoristische Darbietungen sein", hieß es in einer Mitteilung der Marine. Honors habe die Crew angeblich mit den vermeintlich witzigen Videos zum Lachen bringen wollen. Entstanden seien die Filme mit der Absicht, auf humorvolle Art die Aufmerksamkeit der Besatzung auf bestimmte Themen zu lenken, zum Beispiel Verkehrssicherheit oder Sauberkeit an Bord.

Aussschnitt aus einem der Videos: Kapitän Owen Honors sitzt im Bademantel auf einem Stuhl. Auf dem Tisch neben ihm sitzt ein bunter Plüschvogel (Foto: ap)
In den Videos ist Honors mal mit Bademantel und Zigarre zu sehen...Bild: AP

Bereits als die Filmchen vor gut vier Jahren auf dem Flugzeugträger gezeigt worden waren, habe es Beschwerden darüber gegeben. Über die Beschwerden habe sich Honors allerdings in weiteren Videos lustig gemacht, berichten US-amerikanische Medien. In dem Vorspann einer seiner Filme habe Owen Honors gesagt, dass Beschwerden nie ihm persönlich gegenüber geäußert worden wären, sondern ihm nur "feige durch andere Kanäle" zugetragen worden seien.

Die Produktion und Ausstrahlung der Filmchen hörte erst auf als das Oberkommando der Navy die Film zu sehen bekam.

Öffentlicher Druck setzte Marine unter Zugzwang

Erstmals erfuhr die Öffentlichkeit von den Videos am Samstag (01.01.2011) durch einen Bericht der in Norfolk im US-Bundesstaat Virginia ansässigen Zeitung "The Virginian Pilot". Auf der Internetseite der Zeitung waren Ausschnitte aus den Videos zu sehen.

Owen Honors mit nacktem Oberkörper. Er trägt eine durchsichtige Duschhaube und spricht in ein Funkgerät (Foto: ap)
...mal mit Duschhaube und FunkgerätBild: AP

Am Sonntag (02.01.2011) kündigte die US-Marine an, die Vorkommnisse zu untersuchen. Sie distanzierte sich von den Filmen. "Die Videos waren damals nicht akzeptabel und sie sind es auch in der heutigen Marine nicht", so Marinesprecher Chris Sims. Hochrangige Offiziere sollten stets mit gutem Beispiel vorangehen. Sie seien dafür verantwortlich, den angemessenen Ton zu treffen sowie Mut und Einsatzbereitschaft zu zeigen.

Admiral John Harvey, der Chef des US-Flottenkommandos, erklärte: "Nachdem ich die Videos gesehen habe, die er als Erster Offizier anfertigte, habe ich das Vertrauen in die Führungsfähigkeit von Kapitän Honors verloren." Nun muss die US-Marine erklären, wieso sie erst jetzt, nach der Berichterstattung über die Skandalvideos, personelle Konsequenzen zog. In einer internen Untersuchung soll herausgefunden werden welche Führungskräfte zu welchem Zeitpunkt von den Videos Kenntnis erlangten.

Autor: Marco Müller (dpa, afp, ap)
Redaktion: Mirjam Gehrke