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US-Militär untersucht Tötung von 15 irakischen Zivilisten

21. März 2006

Die US-Armee will untersuchen, ob amerikanische Soldaten in einem Racheakt 15 irakische Zivilisten erschossen haben. Die ursprüngliche Darstellung der Marineinfantrie war offenbar falsch.

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US-Soldaten im irakischen BakubaBild: AP

Aus Rache für die Tötung eines Soldaten sollen US-Soldaten im Irak 15 Zivilisten erschossen haben, darunter, darunter sieben Frauen und drei Kinder. Das Militär hatte den Vorfall im November in Haditha im Westen des Landes erwähnt, jedoch angegeben, dass der US-Soldat und die Zivilisten durch die Explosion einer Bombe ums Leben kamen, berichtete die amerikanische Zeitschrift "Time". Die Marineinfanteristen hätten die unbewaffneten Menschen umgebracht, nachdem ihr Transportfahrzeug von einer Bombe getroffen und ein Soldat getötet worden war.

Falsche Darstellung

Das US-Militär habe inzwischen eingeräumt, dass die Zivilisten von den Elitesoldaten getötet wurden und Ermittlungen eingeleitet, schrieb die Zeitschrift. Erste Befragungen hätten demnach ergeben, dass die 15 Iraker von den Marineinfanteristen getötet wurden und nicht durch Aufständische. Es gebe aber keine eindeutigen Beweise dafür, dass die US-Soldaten in Haditha absichtlich Unschuldige töteten.

Sie berief sich in seinem Bericht auf Interviews mit Augenzeugen und örtlichen Beamten. Sie widersprachen einer Darstellung der US-Marineinfanterie, wonach der US-Obergefreite Miguel Terrazas sowie 15 irakische Zivilisten am 19. November bei einem Schusswechsel zwischen Soldaten und bewaffneten Angreifern ums Leben gekommen waren. Sollten die Vorwürfe zutreffen, so wäre dies laut Menschenrechtlern der schlimmste Fall absichtlicher Tötung von irakischen Zivilisten durch US-Soldaten seit dem Einmarsch in den Irak.

Neunjährige ist einzige überlebende Zeugin

Der Truppentransporter der Amerikaner war am Morgen des 19. November von einer Bombe getroffen worden. Terrazas kam dabei ums Leben. Die neunjährige Tochter der Familie bestreitet Angaben des US-Militärs, wonach die Soldaten anschließend unter Beschuss aus einem nahe gelegenen Haus gekommen seien. Das Mädchen ist zusammen mit ihrem jüngeren Bruder die einzige Überlebende.

Nach ihrer Darstellung erschossen die US-Soldaten ihren Vater, ihre Großeltern, zwei Onkel, eine Tante und einen Bruder. Im nächsten Haus wurden acht Menschen erschossen, darunter auch Kleinkinder. In einem dritten Haus wurden vier Männer erschossen, die das Militär als feindliche Kämpfer bezeichnete. Bei den Ermittlungen will das Militär feststellen, ob die 15 Zivilisten in den ersten beiden Häusern von den US-Soldaten in Selbstverteidigung erschossen wurden. (stu)