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Politik

Dreimal mehr US-Luftangriffe in Afghanistan

29. Mai 2017

Die verschlechterte Sicherheitslage in Afghanistan bescherte dem US-Militär mehr Einsätze. Amerikanische Kampfjets flogen im ersten Jahresdrittel dreimal so viele Angriffe wie im Vorjahreszeitraum.

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Afghanistan U S Air Force F 16 Kampfjet
Amerikanische F 16-Kampfjets im Einsatz über OstafghanistanBild: Imago/StockTrek Images

Zwischen Januar und Ende April 2017 habe die Luftwaffe am Hindukusch 898 Angriffe auf radikalislamische Taliban und die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) durchgeführt, sagte der Sprecher der US-Streitkräfte in Kabul, William Salvin, der Deutschen Presse-Agentur. Im gleichen Zeitraum 2016 seien es weniger als 300 gewesen.

Aus jüngst veröffentlichten Statistiken der US-Luftwaffe geht hervor, dass Piloten bis Ende April 917 Geschosse abgefeuert hatten - zumeist Raketen. Im ganzen vergangenen Jahr waren es rund 1300 gewesen. Der ehemalige US-Präsident Barack Obama hatte im Juni 2016 den US-Streitkräften erweiterte Befugnisse für Luftschläge erteilt. Angesichts landesweiter Landgewinne der Taliban und der Erschöpfung und Demoralisierung der afghanischen Bodentruppen sehen Militärs die Luftangriffe oft als letztes Mittel, die Taliban zurückzutreiben.

Parallel zu den häufigen Militäreinsätzen häufen sich die zivilen Opfer. Die Vereinten Nationen hatten im ersten Vierteljahr 72 tote und 76 verletzte Zivilisten gezählt - fast das Fünffache der Opferzahl im vergangenen Jahr. Schon 2016 war die Anzahl ziviler Opfer von Luftangriffen laut UN stark gestiegen - um 99 Prozent auf 250 Tote und 340 Verletzte. Die United Nations Assistance Mission in Afghanistan (UNAMA) sprach von einem "verstörenden Anstieg"  bei den zivilen Opfern. 

Mehr als 100.000 Binnenflüchtlinge

Derweil gab die UN-Agentur zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) neue Zahlen zur kriegsbedingten Migration bekannt. In Afghanistan seien seit Jahresbeginn rund 103.000 Menschen vor Gefechten zwischen Taliban und Sicherheitskräften aus ihren Heimatdörfern geflohen, schrieb die Agentur in einem Bericht. Zwangsvertreibungen gebe es in 29 der 34 Provinzen. Im früher als eher ruhig geltenden Norden, wo die Bundeswehr lange Schutzmacht war, würden mittlerweile 42 Prozent aller Kriegsvertriebenen registriert, heißt es in dem Bericht weiter. Dagegen entfielen neuerdings nur 32 Prozent der Vertreibungen auf den Süden des Landes, der als Hochburg der Rebellen gilt.

US-Bombe tötet mindestens 90 IS-Kämpfer

Allerdings sei die Zahl der Binnenflüchtlinge 2017 verglichen mit dem gleichen Zeitraum 2016 um 36 Prozent zurückgegangen. OCHA-Analysten sagen, das liege an verschiedenen Faktoren. Zum einen gingen einige Kämpfe dort weiter, wo sie 2016 schon getobt haben. Viele Menschen seien dort schon damals geflohen. Zum anderen steige die Armut. Die Menschen hätten oft kein Geld mehr, um mit ihren Familien in sicherere Regionen auszuweichen.

Ein weiterer Grund sei, dass auch die Großstädte, die zuvor als sicher galten, mit mehr Anschlägen nun keine Zuflucht mehr böten. Im vergangenen Jahr waren mehr als 660.000 Afghanen aus ihren Dörfern geflohen. Für 2017 erwarteten die UN zu Jahresbeginn noch mindestens 450.000 weitere Zwangsvertriebene.

kle/sti (dpa, http://www.unocha.org/afghanistan)