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Schwere Vorwürfe gegen Polizei in Ferguson

4. September 2015

Der Untersuchungsbericht hat es in sich: Die Polizei habe in der Kleinstadt, wo Michael Brown erschossen wurde, "Spannungen angeheizt" und "Angst erzeugt".

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Ein Polizist versucht in Ferguson einen brennenden Streifenwagen zu löschen (November 2014) (Foto: picture-alliance/dpa/L.-W. Smith)
Ein Polizist versucht in Ferguson einen brennenden Streifenwagen zu löschen (November 2014)Bild: picture-alliance/dpa/L.-W. Smith

Nach den tödlichen Schüssen eines weißen Polizisten auf den schwarzen Jugendlichen Michael Brown in Ferguson hat die Polizei die folgenden Proteste mit überzogenen Maßnahmen unnötig angeheizt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des US-Justizministeriums, die in Washington vorgelegt wurde.

Die Polizeibehörden der Stadt, des Bezirks und des Bundesstaats Missouri hätten in den 17 Tagen nach Browns Tod bis zu seiner Beerdigung vielfach unangemessen und überzogen auf die Proteste reagiert, heißt es in dem knapp 200 Seiten umfassenden Bericht.

"Unangemessene und ineffiziente Strategie"

Auch der Einsatz der Polizeihunde sei Teil einer "unangemessenen und ineffizienten Strategie" gewesen, kritisiert das Ministerium. Der Einsatz von Hunden ist vor allem deshalb heikel, weil auch gegen Bürgerrechtler, die in den 50er und 60er Jahren für die Rechte der Afroamerikaner kämpften, Hunde eingesetzt worden waren.

Doch die Liste schwerer Vorwürfe ist noch länger: So wurde in Ferguson ohne eine angemessene Vorwarnung Tränengas eingesetzt. Dies habe "Spannungen angeheizt und Angst unter den Demonstranten erzeugt". Statt zu deeskalieren, habe die Polizei gepanzerte Fahrzeuge verwendet, die an einen Militäreinsatz erinnert hätten, bemängelt das Justizministerium.

Rassismus und Gewalt

Polizisten im August 2014 in Ferguson (Foto: picture-alliance/dpa/R. Rodriguez)
"Militärische Assoziationen": Polizisten im August 2014 in FergusonBild: picture-alliance/dpa/R. Rodriguez

Die Polizei von Ferguson wurde allgemein dafür kritisiert, dass sie sich nicht auf etablierte Kontakte zu den Bewohnern von Browns Wohnviertel habe stützen können und auch zu den anderen Afroamerikanern in Ferguson praktisch keine Kontakte unterhalten habe.

Um Auseinandersetzungen wie in Ferguson künftig zu vermeiden, zog der Bericht mehr als 110 Lehren aus den Vorfällen. Dazu gehört vor allem die Forderung nach einer besseren Ausbildung von Polizisten.

Das US-Justizministerium hatte die Polizei in der Kleinstadt im Bundesstaat Missouri bereits in einem ersten Bericht scharf kritisiert, der im März veröffentlicht wurde. Den Beamten wurde Rassismus und übertriebene Gewaltanwendung gegen Schwarze zur Last gelegt. Als Konsequenz trat der damalige Polizeichef von Ferguson zurück.

Schüsse nach Handgemenge

Der schwarze Jugendliche Michael Brown war am 9. August 2014 nach einem Handgemenge von dem weißen Polizisten Darren Wilson mit mehreren Schüssen getötet worden. Wilson wurde nicht angeklagt, obwohl der Jugendliche bei dem Zusammentreffen unbewaffnet war.

An dem Fall entzündete sich eine landesweite Debatte über Rassismus und Polizeigewalt. In Ferguson sowie in einigen anderen US-Städten gab es Proteste, die teilweise in Gewalt ausarteten.

jj/djo (afp, rtr)