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US-Interessen in der Ukraine

Daniel Scheschkewitz, Washington1. Dezember 2004

In den USA verfolgt man die Ereignisse in der Ukraine mit Spannung. An einem Erfolg des Kandidaten der Opposition, Viktor Juschtschenko, sind die US-Amerikaner aus mehreren Gründen interessiert.

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Unter internationaler Beobachtung: der Machtkampf in der UkraineBild: AP

Tagelang zogen ukrainische Exilbürger durch die Straßen Washingtons und hielten Mahnwachen vor der Botschaft ihres Landes, um eine Korrektur des offenbar gefälschten Wahlergebnisses zu verlangen. Dabei wussten sie die US-Regierung auf ihrer Seite, auch wenn sich Präsident George W. Bush mit Rücksicht auf seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin durchaus zurückhaltend zu den Vorgängen in der Ukraine geäußert hatte. "Die internationale Gemeinschaft beobachtet dies sehr genau", sagte er, "und wir erwarten, dass diese Krise auf eine Art und Weise gelöst wird, die das Vertrauen in die ukrainische Regierung stärkt."

Dreifaches Interesse

Im Unterschied zu Bush droht Außenminister Colin Powell bereits mit Konsequenzen für das amerikanisch-ukrainische Verhältnis, falls die Forderungen der Opposition ignoriert werden. Dann stünde unter Umständen auch eine Kürzung der jährlichen Summe von 150 Millionen Dollar zu Debatte, die Washington zur Förderung von Demokratie und Marktwirtschaft in der Ukraine zur Verfügung stellt.

"Die amerikanische Seite ist an der Förderung der Demokratie und der Menschenrechte interessiert", sagt Jim Walsh, Politikprofessor an der Harvard University. "Außerdem gibt es in der Ukraine Probleme bei der Proliferation [Weitergabe von Kernwaffen]. Und natürlich würden die USA die regionale Vormachtstellung Russlands in der Region ganz genau beobachten, sagt Walsh.

Osterweiterung

Oppositionsführer Viktor Juschtschenko steht für eine engere Anlehnung der Ukraine an den Westen. Er ist mit einer Amerikanerin verheiratet, was ihm von Seiten des offiziellen Wahlgewinners Janukowitsch den Vorwurf eingebracht hat, ein Büttel der USA zu sein.

Taras Kuzio, ukrainischer Gastprofessor an der George Washington University, meint, ein Erfolg der Oppositionskräfte sei durchaus im Sicherheitsinteresse der USA. "Die USA haben insofern ein Interesse, als dass die Osterweiterung von Nato und EU den Einflussbereich des Westens bis an die Grenze der Ukraine ausgedehnt hat. Es besteht also die Aussicht, dass die Ostausdehnung von Nato und EU im Fall dass Juschtschenko gewinnt, noch weitergeht."

Offenen Streit vermeiden

Bei ihrer Unterstützung für die Opposition ist man in Washington jedoch sehr darauf bedacht, Russland nicht vor den Kopf zu stoßen. Einen offenen Streit mit Putin will man vermeiden, auch wenn seine Einmischung in die ukrainische Wahl mit Sorge registriert wurde. Überhaupt haben die autoritären Entwicklungen in Russland in den vergangenen Monaten das Verhältnis zu den USA belastet.

"Wenn man Putin erlaubt", so Kuzio, "dass er die Demokratie in der Ukraine wie geschehen unterminiert - und Putin war im Wahlkampf dort sehr aktiv -, dann würde das grünes Licht für ihn bedeuten, auch in anderen ehemaligen Sowjetrepubliken ähnlich aktiv zu werden."