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Oberstes US-Gericht kippt Todesurteil

24. Mai 2016

Rassendiskriminierung macht auch vor dem US-Justizwesen nicht halt. Der Supreme Court hob nun das 30 Jahre altes Todesurteil gegen Timothy Foster auf. Die Staatsanwaltschaft hatte damals schwarze Juroren ausgeschlossen.

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US-Supreme Court in Washington (Foto: rtr)
Eingang zum Supreme Court in WashingtonBild: Reuters/C. Barria

Das Oberste Gericht der USA ist zu dem Schluss gelangt, dass die Anklage in dem Verfahren von 1987 die Geschworenen ganz gezielt ausgesucht hatte: Es mussten weiße Juroren sein. Die Entscheidung des Supreme Court in Washington bedeutet für den heute 48-jährigen Todeskandidaten, dass sein Fall neu verhandelt werden kann.

Timothy Tyrone Foster war 1987 im südlichen Bundesstaat Georgia von zwölf weißen Geschworenen wegen Mordes an einer 79-jährigen Weißen, einer ehemaligen Lehrerin, verurteilt worden. Seitdem sitzt der zum Tatzeitpunkt 18-Jährige, der unter psychischen Problemen leiden soll, in dem US-Bundesstaat in der Todeszelle.

"B" für "Blacks"

Fosters Anwälte präsentierten vor dem höchsten US-Gericht lange unter Verschluss gehaltene Dokumente, aus denen hervorging, dass die Staatsanwälte damals nach bestimmten Kriterien vorgingen. Unter den Papieren war eine Liste von Kandidaten für die Jury, auf denen neben den Namen von Afro-Amerikanern in Handschrift der Buchstabe "B" - für "Blacks", also Schwarze - notiert worden war. Da das Auswahlverfahren es der Staatsanwaltschaft erlaubte, eine bestimmte Anzahl von Kandidaten abzulehnen, blieben jene mit einem "B" außen vor.

Timothy Tyrone Foster (Archivfoto: ap)
Todeskandidat Timothy Tyrone FosterBild: picture-alliance/AP Photo/Uncredited

Nach der Entscheidung des Supreme Court zugunsten einer Neuauflage des Falls machte Fosters Anwalt Stephen Bright deutlich, die Praxis der Rassendiskriminierung bei der Auswahl von Geschworenen in den USA setze sich bis heute fort. Allerdings sei der Nachweis solcher Praktiken eine Ausnahme. Im Fall seines Mandanten sei er nur dadurch ermöglicht worden, weil man die Dokumente aus dem damaligen Auswahlverfahren habe sichern können.

Besondere Härte gegen Afro-Amerikaner?

Die Entscheidung des Supreme Court dürfte die aktuelle Diskussion um die Diskriminierung von Schwarzen im US-Gerichtswesen weiter anheizen. Kritiker führen an, Staatsanwaltschaften und Gerichte gingen häufig mit besonderer Härte gegen Afro-Amerikaner vor.

In diesem Fall fiel das Urteil der obersten Richter mit sieben zu eins. Gegen die Entscheidung stimmte der einzige afro-amerikanische Verfassungsrichter Clarence Thomas, der dem konservativen Flügel zugerechnet wird.

se/jj (rtr, ap, afp, dpa)