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Teurer Express

6. März 2008

Amerikanische Fehlinvestition: Das Expressgeschäft in den USA hat der Deutschen Post einen Gewinneinbruch um 27,5 Prozent beschert. Mit 1,4 Milliarden Euro kann sich das Ergebnis aber dennoch sehen lassen.

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Post-Chef Frank Appel (6.3.2008, Quelle: AP)
Besonders gute Nachrichten hat der neue Post-Chef nicht zu meldenBild: AP

Der neue Post-Vorstandsvorsitzende Frank Appel stellte am Donnerstag (6.3.2008) in Bonn bei der Vorlage der Bilanz eine Lösung für das defizitäre Expressgeschäft bis Mai in Aussicht. Appel kündigte insgesamt verstärkte Bemühungen um Kundenzufriedenheit an. Es gebe "erheblichen Verbesserungsbedarf in verschiedenen Bereichen", sagte er.

Im vierten Quartal 2007 musste die Deutsche Post AG in den USA Abschreibungen in Höhe von 600 Millionen Euro vornehmen. Das schlug sich in einem deutlichen Rückgang des Konzerngewinns nieder. Angaben zur exakten Höhe der bisher in den USA angelaufenen Verluste machte der Post-Chef allerdings nicht. Appel räumte ein, das Unternehmen mache im Expressgeschäft in den USA "Verluste in nicht akzeptabler Höhe", während die Bereiche Logistik und Brief dort profitabel seien. Die Post arbeite sehr intensiv an einer Lösung. Sie wolle auch künftig im Expresssektor in den USA vertreten sein und prüfe dafür verschiedene Möglichkeiten. Die Optionen seien inzwischen eingegrenzt, sagte Appel. "Wir werden sehr bald alle notwendigen Schritte zur zügigen Ergebnisverbesserung einleiten", sagte Appel. Er erwarte, im Mai mehr sagen zu können.

Mehr Umsatz, weniger Gewinn

Der Umsatz der Deutsche Post World Net - dem größten Logistikunternehmen weltweit - stieg um 4,9 Prozent auf 63,5 Milliarden Euro. Das betriebliche Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank um 17,3 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Ohne den Einmaleffekt der Wertberichtigung in den USA wäre es um 7,6 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro gestiegen.

Posttower in Bonn (Februar 2008, Quelle: AP)
600 Millionen Euro Abschreibungen in den USA musste die Post vornehmenBild: AP

Der Brief-Sektor bringt mit 62,5 Prozent nach wie vor den Hauptanteil am Ebit. Für den Expresssektor weist die Post AG wegen der Probleme in den USA einen Verlust vor Steuern und Zinsen von 174 Millionen Euro aus. 2006 stand noch ein Betriebsgewinn von 288 Millionen Euro in der Bilanz. Erheblich zugelegt hat beim Ebit der Logistiksektor mit einem Plus von 27,4 Prozent auf knapp eine Milliarde Euro. Um 7,2 Prozent auf fast 1,1 Milliarden Euro legte der Sektor Finanzdienstleistungen, hauptsächlich die Postbank, im Ebit zu.

"Luxusproblem" Postbank

Appel bezeichnete die Postbank, über deren Verkauf oder Fusion mit einer anderen Bank seit geraumer Zeit spekuliert wird, als ein "Luxusproblem" für den Konzern. Dass sie die beste Privatkundenbank in Deutschland sei, wecke natürlich Begehrlichkeiten bei anderen. Die Deutsche Post AG prüfe, welche Möglichkeiten sie habe, den nötigen Konsolidierungsprozess in der deutschen Bankenindustrie aktiv zu gestalten. Auf einen Zeitrahmen wollte sich Appel nicht festlegen.

Der Nachfolger des Mitte Februar über seine private Steueraffäre gestürzten Postchefs Klaus Zumwinkel kündigte verstärkte Bemühungen um Einsparungen durch Synergien im Unternehmen an. Zugleich stehe eine wesentlich stärkere Ausrichtung auf die Kunden an. Mehr Zufriedenheit der Kunden wirke sich positiv auf die Mitarbeiterzufriedenheit aus, was wiederum mehr Wachstum bringe und dadurch zufriedenere Aktionäre.

Mehr Dividende

Der Konzernvorstand schlägt für 2007 eine Erhöhung der Dividende um 20 Prozent auf 90 Cent je Aktie vor. Für das laufende Jahr bekräftigte Appel das Ziel eines Ebit vor Einmaleffekten von rund 4,2 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern solle von 2,2 Milliarden Euro im Jahr 2007 auf rund 3,2 Milliarden Euro steigen.

Der 46-jährige Appel steht dem Unternehmen seit Mitte Februar vor. Bis dahin war er Logistik-Vorstand. Vorgänger an der Konzernspitze Klaus Zumwinkel war im Zusammenhang mit der Liechtenstein-Steueraffäre von seinem Posten zurückgetreten. (mg)