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Urteilsspruch im Montblanc-Prozess

27. Juli 2005

Sechs Jahre nach der Brandkatastrophe im Montblanc-Tunnel hat das zuständige Strafgericht den Hauptverantwortlichen zu sechs Monaten Haft verurteilt. Die anderen Angeklagten erhielten Bewährungsstrafen.

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Gilbert Degrave (rechts) - der Fahrer des verunglückten LKWBild: dpa - Bildfunk

Das Strafgericht im französischen Bonneville verurteilte den 62-jährigen früheren Sicherheitsbeauftragten Gérard Roncoli als Hautverantwortlichen. Das Gericht ging damit über die Forderung der Staatsanwaltschaft hinaus. Sie hatte für Roncoli drei Jahre Haft auf Bewährung und eine Geldstrafe in Höhe von 12.000 Euro gefordert.

Bewährungsstrafe für LKW-Fahrer

Der belgische Lastwagenfahrer Gilbert Degrave (62), dessen brennender Volvo-LKW die Brandkatastrophe unter Europas höchstem Tunnel ausgelöst hatte, erhielt vier Monate Haft auf Bewährung. In seinem Falle blieb das Gericht unter den Strafanträgen der Anklagevertreter. Der mit Mehl und Margarine beladene Kühltransporter Degraves war in der Mitte des 11,6 Kilometer langen Tunnels zwischen Frankreich und Italien in Brand geraten.

Haftstrafe für Brandkatastrophe im Mont Blanc Tunnel
Bild: AP

Freispruch-Plädoyer für Volvo

Der Ex-Chef der französischen Tunnel-Betreibergesellschaft ATMB, Rémy Chardon (57), wurde zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung und 15.000 Euro Strafe verurteilt. Für Chardon hatte die Staatsanwaltschaft zwei Jahre auf Bewährung, aber 30.000 Euro Strafe gefordert. Zum Teil hatte die Staatsanwaltschaft wie beim Lastwagenhersteller Volvo Trucks auch auf Freispruch plädiert. Das Gericht folgte der Forderung der Staatsanwaltschaft und ließ die Anklage gegen den schwedischen Autohersteller Volvo fallen. Es gebe keinen Beweis für eine Fehlfunktion des in Belgien zugelassenen Volvo-LKW, so das Gericht.

Miserable Sicherheit

Haftstrafe für Brandkatastrophe im Mont Blanc Tunnel
Bild: AP

Bei der Brandkatastrophe im März 1999 waren 39 Menschen gestorben - die meisten von ihnen erstickten in den giften Rauchschwaden. Sie waren mit ihren Fahrzeugen hinter dem brennenden Lastwagen blockiert.

Während des dreimonatigen Prozesses wurde deutlich, dass die Verantwortlichen die Sicherheit im Tunnel sträflich vernachlässigt hatten. Es fehlten Feuerlöscher, Atemgeräte für die Feuerwehrleute und vor allem war das Rettungspersonal nicht trainiert. Die letzte Feuerwehrübung hatte es 1973 gegeben. Insgesamt mussten sich 16 Beschuldigte wegen fahrlässiger Tötung verantworten.

Mont Blanc-Tunnel
Der Tunnel nach seiner Wiedereröffnung im März 2002Bild: AP

Der Tunnel wurde nach dem Unfall für rund 350 Millionen Euro renoviert und mit modernen Kontroll- und Entlüftungsanlagen ausgestattet. Er wird als französisch-italienische Alpenverbindung derzeit wieder verstärkt von schweren Lastwagen genutzt. (ch)