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Urmel-Erfinder Max Kruse ist tot

7. September 2015

"Urmel aus dem Eis" war ein Star der Augsburger Puppenkise. Am 4. September ist sein Erfinder Max Kruse gestorben. Das teilte sein Verlag Thienemann-Esslinger jetzt in Stuttgart mit. Kruse wurde 93 Jahre alt.

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"Urmel aus dem Eis" von Max Kruse (Foto: Puchner/dpa)
Bild: picture alliance/dpa/S. Puchner

Ein kleiner, lispelnder Dinosaurier - mit Nilpferdschnauze, langem Schweif und kleinen Flügeln - schlüpft nach Jahrmillionen aus einem tiefgefrorenen Ei. Bei Professor Habakuk Tibatong auf der tropischen Insel Titiwu findet er ein neues Zuhause. Max Kruses überaus liebenswertes "Urmel aus dem Eis" war einer der erfolgreichsten Stars der Augsburger Puppenkiste - und wurde zu einer der bekanntesten Kinderbuchfiguren überhaupt. Die Geschichten von Urmel und seinen Freunden wurden weltweit mehr als 800.000 Mal verkauft.

Mehr als 50 Kinder- und Jugendbücher hat Kruse geschrieben. In der Augsburger Puppenkiste wurden auch "Lord Schmetterhemd" und "Don Blech" für ein Leben an Fäden erweckt. Der Autor schrieb aber auch Kurzgeschichten, Gedichte und eine Autobiografie. Kruses Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt - unter anderem ins Chinesische, Englische, Finnische, Russische, Koreanische und Dänische. Ihre Gesamtauflage liegt bei über drei Millionen Exemplaren.

Max Kruse - Mutter Puppenmacherin, Vater Bildhauer

Kruse wurde 1921 in Bad Kösen an der Saale geboren. Seine künstlerische Begabung wurde ihm scheinbar in die Wiege gelegt: Mutter Käthe war Puppenmacherin, Vater Max Bildhauer. Kruse studierte bis 1943 in Jena. Später arbeitete er als Kaufmann und baute 1945 die Werkstätten seiner Mutter in Bad Pyrmont neu auf. 1958 übergab er das Unternehmen an seine Schwester. Für die Puppen und Stofftiere seiner Mutter schrieb der junge Max 1952 sein erstes veröffentlichtes Kinderbuch "Der Löwe ist los".

Urmel-Erfinder Max Kruse (Foto:dpa)
Urmel-Erfinder Max KruseBild: picture-alliance/dpa/Wolf-Dieter Weißbach

Kruse selbst bezeichnete stets seinen Fantasy-Roman "Der Schattenbruder" als sein bestes Buch. Am berühmtesten und beliebtesten waren jedoch ohne Zweifel sein vorlautes Urmel und die anderen von ihm geschaffenen Inselbewohner Titiwus, etwa der Waisenjunge Tim Tintenklecks und Professor Habakuk Tibatong, der den Tieren das Sprechen (und Singen) beigebracht hat: dem Pinguin Ping, dem Waran Wawa, der Schweinedame Wutz und dem Seele-Fant.

Urmel startet von Beginn an durch

Bereits 1969 - in ihrem Entstehungsjahr - wurde die Geschichte des Urmel von der Augsburger Puppenkiste mit Marionetten nachgespielt und vom Hessischen Rundfunk verfilmt. Mitte der 90er Jahre folgte eine Zeichentrick-Adaption. 2006 und 2008 kamen die Kinofilme "Urmel aus dem Eis" und "Urmel voll in Fahrt". Außerdem gibt es ein Urmel-Musical und zahlreiche Hörbücher, in denen der 2012 verstorbene Komiker Dirk Bach dem Drachen seine Stimme leiht.

In den letzten Jahren lebte Kruse zurückgezogen im oberbayerischen Penzberg. Zeit seines Lebens hatte sich der Autor über seinen Erfolg gewundert. Schriftsteller wollte er allerdings schon werden, seit er ein kleiner Junge war: "Da es in meiner Kindheit weder Radio, noch gar Fernsehen und Internet gab, kannte ich nur Bücher, die ich verschlang." So zitierte ihn sein Verlag anlässlich seines 90. Geburtstages vor fast vier Jahren. 45 Jahre nach dem ersten Band erschien 2013 "Urmel saust durch die Zeit", in dem der Autor Kindern die Evolutionstheorie nahebringen wollte. "Das klingt konstruiert, funktioniert aber bestens", lobte damals die "Stuttgarter Zeitung" und sah den Autor "auf der Höhe der Zeit und seiner Kunst".

nf/az (dpa, epd, afpd)