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Urlaub im Sauerland

Karin Jäger11. März 2009

Der super Winter bescherte Gastgebern und Gemeinde einen super Start in das Jahr. In Willingen ist von der viel zitierten Rezession nichts zu spüren. Weder bei Urlaubern, den Gastgebern oder beim Bürgermeister.

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Zwei Frauen sitzen auf einem Berg und schauen auf das schneebedeckte Willingen (Foto: Touristinformation Willingen)
Traumhaft - Willingen im WinterBild: DW
Willingens Bürgermeister Thomas Trachte (Foto: DW/Jäger)
Bürgermeister Thomas TrachteBild: DW

"20 Prozent mehr Übernachtungen in diesem Winter" schätzt Thomas Trachte und strahlt. Das bedeutet Mehreinnahmen durch Gewerbesteuer und Kurtaxe. Damit haben sich die Investitionen in künstliche Beschneiungsanlagen gelohnt. Denn als der Schnee im November nicht reichlich vom Himmel fiel, wurde er in Massen mit Maschinen produziert. Von der weißen Pracht profitieren nicht nur die Liftbetreiber.

Einbußen beim Trinkgeld

Gastwirt Bernd Nackas (Foto: DW/ Jäger)
Auf nach Willingen! - Gastwirt Bernd NackasBild: DW

Fast jeder der 6500 Einwohner lebt mehr oder weniger vom Tourismus - auch Bernd Nackas, Inhaber mehrerer Kneipen und eines Schnellrestaurants. Als Anzeichen der Finanzkrise wertet er die Tatsache, dass seine Mitarbeiter weniger oder gar kein Trinkgeld mehr bekommen. Auch das Tagungsgeschäft sei im Januar und Februar leicht rückläufig gewesen.

Dafür konnte sich Katharina Höhle vom Hotel "Stryckhaus" besonders zur Jahreswende vor spontanen Anfragen kaum retten. Urlauber schätzen die Ruhe, die Lage direkt am Wald, das Wellnessangebot, die gemütlichen Rückzugsmöglichkeiten im Haus und den persönlichen Service.

Drei Tage sind ein Urlaub

Katharina Höhle, Gastgeberin Romantik Hotel Stryckhaus am Empfang (Foto: DW/ Jäger)
Katharina Höhle vom Hotel "Stryckhaus"Bild: DW

Im Schnitt drei Tage bleibt der Gast. Wichtig sei der Kurzurlaub geworden für die zunehmende Zahl an Erholungsbedürftigen von der ersten Minute bis zur Abreise. Immer weiter zu investieren ist daher eine der Herausforderungen von Katharina Höhle, deren Klientel aus der Mittelschicht kommt. Nicht erst seit von Rezession die Rede ist, gibt es Gäste, die um die Übernachtungspreise feilschen. Auch bei den Mitbringseln zeigen die Gäste Zurückhaltung. "Cirka fünf Euro werden für Souvenirs ausgegeben", sagt Klaus Mag.

Damit ist das Einkaufsvolumen wesentlich geringer als vor einigen Jahren, als die Käufer noch 10 bis 15 Euro in der Geschenke-Galerie bezahlten. Gläser und Teller mit dem Willinger Ortsmotiv und Schneemänner seien gerade beliebte Artikel. Die Geschäfte sind sogar Sonntags geöffnet, was viele Gäste aus dem angrenzenden Nordrhein-Westfalen anlockt.

Bürgermeister Thomas Trachte und die Marketingstrategen der Tourist-Information setzen auf Aktivurlauber und Familien. Denn neben dem vielfältigen Angebot an Wander- und Fahrradwegen, Klettergarten und Erlebnisbad haben das Kneipp-Heilbad und seine acht Ortteile Sommerrodelbahn, Eissporthalle, Besucherbergwerk, Wild- und Märchenpark sowie Museen zu bieten.

Marketing durch Massenveranstaltungen

Karl Wagner, Heilpraktiker (Foto: DW/Jäger)
Gesundheit geht auf eigene Rechnung - Karl Wagner vom KurmittelhausBild: DW

Für die nächsten Veranstaltungshöhepunkte wie Deutschlands größtes Bikefestival im Juni und den Deutschen Wandertag im August sind die Buchungen bereits angelaufen. Auch hoffen die Willinger Gastgeber darauf, die Weltelite der Skispringer im nächsten Winter und damit tausende Fans empfangen zu können. Und auch die gesundheitsbewussten Feriengäste lassen Geld am Ort.

Heilpraktiker und Physiotherapeut des Kurmittelhauses Karl Wagner hat die Erfahrung gemacht, dass die Touristen bereit sind für Wellness-Anwendungen privat zu zahlen."Viele haben in der Rezession Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren. Daher sind sie bereit, Vorsorge für die Gesundheit zu treffen und auch dafür zu zahlen".

In der Krise das Sauerland entdecken

Gastwirt Bernd Nackas erhofft sich sogar Vorteile von der Finanzkrise. Wer den Cent zwei Mal umdrehen müsse, bleibe vielleicht eher in Deutschland und lerne möglicherweise die unvergleichliche Natur im Land der Tausend Berge zu schätzen.