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Urlaub im Land der Lederhosen

14. Mai 2009

Im Mai 1949 kamen zum ersten Mal Touristen aus den USA nach Westdeutschland - nicht mehr nur Soldaten. Auch heute, 60 Jahre später, ist Deutschland noch immer ein beliebtes Reiseziel der US-Amerikaner.

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Beide wurden am 12.05.09 in Köln aufgenommen und zeigen Susan und Bruce McGill. Bild 1 vor dem Kölner Dom - Bild 2 in der Brauerei Früh.
Auf Deutschlandreise: Susan und Bruce McGillBild: Anne-Kathrin Neuberg

Am Kölner Rheinufer hat ein Kreuzfahrtschiff angelegt. Eine Traube von Menschen schiebt sich die Gangway entlang – alles US-Amerikaner. Mitten drin: Bruce McGill und seine Frau Susan. Zusammen mit den anderen Passagieren fahren sie auf dem Schiff 14 Tage quer durch Europa - von Amsterdam nach Budapest. Eine Woche davon verbringen sie in Deutschland.

Kaum haben sie festen Boden unter den Füßen, werden die Amerikaner von Udo Eichler in Empfang genommen. Er ist heute der Stadtführer der Gruppe – mit ihm erkunden Bruce und Susan die Kölner Altstadt. Es ist windig und regnet ein bisschen, aber das ist den US-Touristen egal. "Ich möchte jetzt möglichst schnell die ganzen Kirchen hier besichtigen", sagt Susan und schaut fasziniert in Richtung Innenstadt. "Was für ein Baustil ist das?", will sie vom Stadtführer wissen. Im Gegensatz zu vielen anderen Touristen, seien die US-Amerikaner meist nicht an Hintergrundinformationen interessiert, meint Udo Eichler. "Sie wollen keine Geschichtsstunde. Sie wollen lieber unterhalten werden."

Moderne Architektur und alte Bauten

18.04.2009 DW-TV Hin und Weg Rhein_Schiff.jpg
Beliebte Art zu reisen: Mit Touristenschiffen auf dem RheinBild: DW-TV

Gebannt stehen Susan und Bruce McGill auf dem Roncalli-Platz vor dem Kölner Dom, den Kopf in den Nacken gelegt, und bestaunen die Kathedrale. "Die Gebäude in den USA sind nur ein paar hundert Jahre alt", seufzt Bruce. "Es gibt dort also keine Möglichkeit, etwas zu sehen, das nur annähernd so alt ist wie hier in Deutschland." Er ist fasziniert von dem Gedanken, dass es auch ein paar hundert Jahre gedauert hat, bis der Dom fertig war.

So geht es den beiden an fast jeder Ecke. Eine Straße mit Kopfsteinpflaster, ein altes Wohnhaus, ein reich verziertes Wappen - all das zieht auch die anderen in der Gruppe in den Bann. Die vielfältige Kultur sei ausschlaggebend dafür, dass US-Amerikaner ihren Urlaub in Deutschland verbringen, sagt Ricarda Lindner, Leiterin des Regionalbüros der Deutschen Zentrale für Tourismus in New York. Das gelte heute genauso wie vor 60 Jahren. Alte und moderne Architektur direkt nebeneinander – das sei es, was die US-amerikanischen Touristen sehen wollen.

Kölner Dom und Monty Python

Das ist auch der Grund, warum Susan und Bruce McGill schon zum dritten Mal in Deutschland Urlaub machen. Beide sind Rentner und mit Ende 60 nicht mehr die Jüngsten –aber der lange Weg von Ihrer Heimat Colorado lohnt sich, finden sie. Nach dem Stadtrundgang gönnen sich die beiden ein Kölsch. Dabei kommen sie ins Schwärmen.

"Als wir den Fluss entlang kamen, haben wir als Erstes die Türme der Kathedrale gesehen. Und dann, als wir näher kamen, war da dieses grelle blaue und rote Plakat, auf dem stand: 'Monty Python – Spamalot'. Genau vor dem Dom!" Die Gegensätze von traditioneller Baukunst und modernem Musical-Haus faszinieren sie - aber genau das können sie in den USA nicht finden.

Nussknacker, Kölsch und Erinnerungsfotos

Rhein Dom mit Hohenzollernbrücke, Köln, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Faszination Architektur: Alte und moderne Gebäude prägen das Stadtbild von KölnBild: picture-alliance / Bildagentur Huber

Darüber hinaus ist Susan McGill begeistert von einer ganz speziellen Tradition: von Nussknackern aus dem Erzgebirge. Zu Hause in Colorado hat sie schon eine kleine Sammlung auf dem Kamin stehen. Die soll nun ergänzt werden - und so bummeln sie und ihr Mann vom Brauereihaus durch die Altstadt, machen Fotos und stöbern in den Souvenirläden. In einem kleinen Geschäft werden sie fündig: ein schwarz berockter Soldat mit Holzbart und spitzer Nase. Kurz darauf müssen die beiden auch schon wieder zurück aufs Schiff.

Susan und Bruce McGill haben sich bewusst für die Kreuzfahrt entschieden – ihrer Meinung nach eine bequeme Art zu reisen und dabei möglichst viel zu sehen. Dies sei vielen US-Amerikanern wichtig, sagt Philip Otterson, Vizepräsident des Reiseveranstalters "Tauck World Travel". Deshalb habe der Kreuzfahrt-Tourismus in den vergangenen Jahren auch stark zugenommen. Ein Großteil der Kreuzfahrt-Schiffe sei auf dem Rhein in Deutschland unterwegs, sagt Philip Otterson. Diese Art zu reisen sei bei den Amerikanern besonders beliebt, wenn sie in Europa Urlaub machen. "Die Leute können sich entspannen. Sie müssen nicht ein- und auspacken", begründet Otterson den Trend. In den 60er, 70er und 80er Jahren seien dagegen Bustouren besonders gefragt gewesen.

Schlafplatz und Aussichtsplattform

Ingesamt haben im vergangenen Jahr knapp viereinhalb Millionen Urlauber aus den Vereinigten Staaten in Deutschland übernachtet. Für 2009 werden ähnlich hohe Zahlen erwartet. Damit belegen die USA Platz 2 der Liste der Länder, aus denen Touristen nach Deutschland kommen. Nur aus den Niederlanden kommen noch mehr.

Susan und Bruce McGill reicht es für heute erst einmal mit dem Deutschland-Tourismus. Doch während sie zurück an Bord gehen, halten sie noch einmal inne und genießen den Blick auf Köln. Gleich geht es weiter zur nächsten Stadt. Wenn sie längst in der Kabine schlafen, fährt das Schiff Rhein aufwärts. Am nächsten Morgen steht dann eine Stadtführung in Koblenz auf dem Programm.


Autorin: Anne-Kathrin Neuberg

Redaktion: Anne Allmeling