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Unternehmer

30. April 2004

Junge Menschen, die in Frankreich ihr eigenes Geschäft aufbauen, gibt es relativ wenig. Im europäischen Vergleich hinkt das Land hinterher. Seltener als französische Jungunternehmer sind nur Jungunternehmerinnen.

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Hat den Sprung in die Selbständigkeit gewagt: Séverine Zaoui, 26Bild: DW

Séverine Zaoui hat den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Seit November vergangenen Jahres ist die 26-jährige aus Orléans Chefin von Comfy Dance, einem Unternehmen, das sich dem Komfort von Ballettschuhen verschrieben hat.

"Eigentlich hat alles im Cafe angefangen", erzählt Séverine Zaoui. Denn dort hatte sie sich mit ihrer Freundin Clotilde Echard wieder einmal über Ballett unterhalten. Clotilde, die schon seit früher Kindheit auf den Zehenspitzen tanzt, hatte wieder einmal über Schmerzen in den Füßen geklagt.

"Warum muß dieser schöne Tanz so schrecklich wehtun", fragte sich Séverine Zaoui. Abhilfe schaffen könnte ihr neues Produkt "Tip-Toes": eine Art Stoßdämpfer für die Zehenspitzen.

Ballett Bild 1 - Generation Europa - Made in Germany 11.03.2004
Bild: DW

Über den Vorderfuß gestülpt, bieten die elastischen Gummistrümpfe dem Fuß mehr Halt, dämpfen und federn den für Balletttänzer so wichtigen Zehenbereich und vermindern so Schmerzen und Beschwerden. So jedenfalls steht es im Prospekt.

So einfach die Idee, umso schwieriger deren Umsetzung. Das Konzept der Tip-Toes musste gemeinsam mit Orthopäden entwickelt werden. Immer wieder wurde die Form der Zehenschützer verändert, neue Details kamen hinzu. Das Schwerste war jedoch die technische Umsetzung. Ihr Marketingstudium half Séverine Zaoui zwar bei der Projektentwicklung, von der Produktionsseite hatte sie zu Beginn ihrer Arbeit jedoch keine Ahnung.

Schließlich musste der geeignete Kunststoff entwickelt werden, ein Material das elastisch, reißfest und gleichzeitig anschmiegsam sein sollte. Und um die Strümpfe später per Einspritzverfahren in Serienreife produzieren zu können, musste auch noch ein Spezialbetrieb für die Herstellung der Gussformen gefunden werden. Für normale Metallverarbeitungsbetriebe war die Produktion der Form nämlich viel zu schwierig.

Aber ans Aufgeben hat Séverine Zaoui trotz aller Schwierigkeiten keinen Moment gedacht – schließlich hat sie mit ihrem Projekt auch verschiedene Innovationspreise eingeheimst. Die Preisgelder haben ihr dann wieder ein Stück weiter geholfen.

Nun hat sie es fast geschafft, stolz zeigt sie die letzten Prototypen. "Ich habe fast zwei Jahre daran gearbeitet und die letzten Tests damit habe ich im Februar gemacht. Die eigentliche Produktion soll im April anlaufen. Das sind dann die Serienmodelle der Tip-Toes, wie sie in den Geschäften in Frankreich und Europa zu kaufen sein werden."

5.000 Paar von den Zehenschützern lässt Séverine Zaoui herstellen. Erst einmal. Die will sie innerhalb eines Jahr verkaufen, wenn alles gut läuft. Auch um die Abnehmer muss sie sich selbst kümmern. In Geschäften für Tanzbedarf geht sie dafür regelmäßig Klinken putzen. Unermüdlich stellt sie dort ihre Modelle vor, geduldig beantwortet sie Fragen der Geschäftsleute, nach dem Preis etwa.

Rund 35 Euro sollen die Gummisocken im Geschäft kosten. Dafür gibt es den Geruch nach Erdbeeren gratis dazu. Die Nachfrage sei vorhanden, das hört Séverine immer wieder. "Feste Bestellungen habe ich noch nicht, aber dafür ist es noch zu früh", sagt sie, "denn schließlich kommt mein Produkt ja erst im April in die Läden."

Vom Markterfolg ihres Produkts ist sie fest überzeugt: Allein in Frankreich gibt es 13.000 Balletttänzer – bislang noch alle ohne Tip-Toes.