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"Unsichtbare Langzeitschäden" der Ölpest vor den Philippinen

Das Gespräch führte Wilhemina Lyffyt22. August 2006

Die Umweltorganisation Greenpeace hat angesichts des vor den Philippinen gesunkenen Öltankers vor einer ökologischen Zeitbombe gewarnt. Die Deutsche Welle hat dazu mit der Wissenschaftlerin Janet Cotter gesprochen.

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Helfer reinigen einen verschmutzten KüstenabschnittBild: AP

Deutsche Welle: Janet Cotter, Sie sind auf dem Greenpeace-Schiff "L'Esperanza" vor Ort. Wie ist die Lage?

Janet Cotter: Wir sind heute Morgen (20.8.2006, die Red.) an die Küste gefahren und haben einen langen Ölteppich vorgefunden. Ein zäher klebriger Teer hat sich entlang der Küste gebildet. Wir haben Mangroven-Wälder gesehen, deren Wurzeln komplett von Öl bedeckt sind.

Wie groß ist der Ölteppich und wie groß sind die Schäden für die Umwelt?

Wir schätzen, dass der Ölteppich etwa sechzehn Kilometer lang ist. Betroffen sind - wie wir unmittelbar sehen können - die Mangrovenwälder und die Existenzen der Fischer und Algenzüchter. Was uns aber auch Sorgen macht, sind die Langzeitfolgen des Unglücks. Das Öl ist sehr dünn und vermischt sich besser mit dem Wasser als Schweröl. Und wenn es sich einmal mit dem Wasser vermischt hat, befällt es schneller die Mangroven und Korallen und erhöht auf Dauer deren Toxizität. Das kann Langzeitfolgen über die nächsten Monate, Jahre oder gar Jahrzehnte haben. Und das könnte massive Folgen für das Ökosystem, die Artenvielfalt und auch die Existenzen der Menschen hier haben.

Öl-Katastrophe auf den Philippinen. Arbeiter reinigen verschmutzten Küstenabschnitt
Der Ölschlick hat bereits 200 Kilometer Küste verschmutztBild: AP

Oft hört man, dass das Reinigen der Küsten Jahre dauert und dann hört man woanders, dass die Sache schon nach einigen Monaten erledigt sei. Hängt dies von der Art des Öls oder mehr davon ab, mit welchem Aufwand die Reinigung betrieben wird?

Von beidem. Es gibt bestimmte Gebiete, die leichter zu reinigen sind als andere. Ein Strand ist beispielsweise leichter zu reinigen als eine Steinküste. Und ein Mangrovensumpf lässt sich eigentlich gar nicht reinigen, da es sich dabei um ein einziges Gestrüpp von Wurzeln handelt. Aber dies ist nur das Beheben der sichtbaren Schäden. Es gibt auch unsichtbare Langzeitschäden für das empfindliche Ökosystem, die wir nicht unmittelbar sehen können.

Das Schiff - die "Solar One" - hat bisher circa 200.000 Liter Öl verloren und trägt immer noch eine riesige Menge davon in ihrem Rumpf. Besteht die Gefahr, dass das Schiff auseinander bricht?

Das ist genau das Problem, mit dem wir es gerade zu tun haben. Das Schiff liegt sehr tief - nach unseren Schätzungen 600 bis 1000 Meter tief. Das macht eine Bergung unglaublich schwierig. Bei einer Bergung könnte das Schiff auseinander brechen und somit eine neue Ölpest verursachen.