1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Unser Gast vom 26.07.2009 Dieter Birr, Gitarrist, Sänger und Frontmann der „Puhdys“

Moderator Hajo Schumacher spricht mit Dieter Birr über Rock-Nachwuchs, Rampenlicht und Ruhestand.

https://p.dw.com/p/Itex

Dieter Birr, genannt "Maschine", ist Motor und Kopf der einst erfolgreichsten Band der sozialistischen DDR. Mit der Rockband "Puhdys" steht er seit vierzig Jahren auf der Bühne.

Ihre Platten wurden millionenfach verkauft, sie hatten auch Fans außerhalb der DDR. Die "Puhdys" durften im Westen auftreten, produzierten sogar ein Album in der Musikmetropole London. Im Sommer 1989 beschlossen sie sich aufzulösen und mit dem Fall der Mauer 1989 schien die Karriere der "Puhdys" dann endgültig vorbei zu sein. Nach einer Durststrecke Anfang der 90er Jahre gelang ihnen jedoch ein großartiges Comeback im wiedervereinten Deutschland. Bis zum Ende des Jahres feiern die "Puhdys" ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum mit einer Tour durchs ganze Land. Bei "typisch deutsch" legt Dieter Birr einen Zwischenstopp ein.

Geboren wird Dieter Birr im März 1944 in Köslin in Pommern im heutigen Polen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wächst er im Ostteil Berlins auf. Dieter Birr beschreibt sich selbst als ängstliches Kind. In der Schule ist er ein Außenseiter, der davon träumt Musiker zu werden.

Zunächst absolviert er eine handwerkliche Lehre, belegt dann an einer Berliner Musikschule die Fächer Gitarre und Tanzmusik. Dieter Birr spielt in verschiedenen Formationen, bevor er 1969 bei den "Puhdys" einsteigt. Die Band kopiert ihre Vorbilder Deep Purple und Led Zeppelin und begeistert mit diesem Sound im November 1969 bei ihrem ersten größeren Konzert das Publikum.

1971 sind sie bereits im DDR-Fernsehen zu sehen. In einer Jugendsendung präsentieren sie das Stück "Türen öffnen sich zur Stadt". Der erste eigene Puhdys-Song wird zum Hit. Mit deutschen Texten schafft es die Band zu Rockstars der DDR zu werden.

Die Karriere gelingt auch, weil die Puhdys mit ihren Texten keine politischen Tabus brechen. Bei den Zensurbehörden des Landes ecken sie selten an.

Der Ruhm der Band steigt als sie 1973 für den Kultfilm "Die Legende von Paul und Paula" Filmmusik einspielen.

Im Jahr darauf erscheint das erste Album der unter dem schlichten Titel "Puhdys" auf dem staatseigenen Schallplattenlabel Amiga. Es war damals erst das zweite echte Rockalbum, das in der DDR herauskam. Die Puhdys werden auch zum erfolgreichsten Exportartikel der DDR-Rockmusik und dürfen sogar jenseits der Mauer auftreten. Ihr erstes Konzert in der Bundesrepublik spielen sie im November 1976 in Hamburg.

Nach zwanzig Jahren ist die Band müde, Millionen verkaufte Platten, alles erlebt, alles erreicht. Im Mai 1989 starten die Puhdys eine große Abschiedstour durch die DDR, ein halbes Jahr später fällt die Mauer.

Zwei Jahre dauert die Trennung. Dieter Birr versucht es mit dem Soloprojekt "Maschine und Männer", kann aber an die Erfolge der Puhdys nicht anknüpfen. Birr ist es auch, der die Band wieder zusammenführt. Ab 1992 gelingt ihnen im wiedervereinten Deutschland ein großes Comeback. Sie drehen Werbespots und komponieren Sport-Hymen wie für die Berliner Eishockeymannschaft "Eisbären". Zum 30. Bandjubiläum spielen die Puhdys wieder auf den großen Bühnen im Land. Und sie holen vergessene Kollegen aus der DDR-Zeit zurück ins Rampenlicht. "Ost-Rock Klassik" nennt sich das erfolgreiche Konzept.

Vierzig Jahre Puhdys - das feiern Dieter Birr und die anderen mit ihrem 34. Album, das den vielsagenden Titel "Abenteuer Puhdys" trägt.