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Unser Gast vom 21.06.2009 Klaus Naumann, Generalinspekteur der Bundeswehr a.D.

21. Juni 2009

Moderator Hajo Schumacher spricht mit General a.D. Klaus Naumann, über: Generäle, Gefahrenzulage und Gelübde.

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Klaus Naumann war Generalinspekteur der Bundeswehr, der am höchsten dekorierte deutsche Soldat seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Vier-Sterne-General war außerdem Vorsitzender des NATO-Militärausschusses von 1996-1999.

Nach der deutschen Wiedervereinigung gehörte es zu seinem Aufgabenbereich, die Nationale Volksarmee (NVA) der sozialistischen DDR aufzulösen und die rund 11.000 NVA-Offiziere und Unteroffiziere in die Bundeswehr und das westliche Bündnis zu integrieren. Parallel dazu musste er auch die Bundeswehr reformieren, um sie den veränderten sicherheitspolitischen Anforderungen nach dem Ende des Kalten Krieges anzupassen und sie auch für internationale Krisen einsatzfähig zu machen. Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst 1999 arbeitete Naumann als sicherheitspolitischer und militärischer Berater und meldete sich auch immer wieder zu militärischen Fragen zu Wort, so beispielsweise im Vorfeld des Irakkrieges 2003, als er die deutsche Außenpolitik unter Rot-Grün wegen ihres kategorischen Nein zu einer deutschen Beteiligung kritisierte.

Karrieresoldat und strategischer Kopf

Klaus Naumann wurde am 25.Mai 1939 in München geboren. Nach dem Abitur ging er zur Bundeswehr, um Berufssoldat zu werden. Es folgte eine soldatische Musterlaufbahn. Nach verschiedenen Stationen beim Heer machte Naumann von 1970-1972 die Ausbildung zum Generalstabsoffizier. Anschließend wechselte er immer wieder ins Verteidigungsministerium, wo auch die Politik auf den strategischen Kopf aufmerksam wurde. Sowohl im Regierungslager unter Bundeskanzler Helmut Kohl als auch in der Opposition erwarb er sich rasch Ansehen – auch durch die "treffsichere und trotz Brillanz im Tone bescheiden dargebotene Beratungsweise des Generals".

Integration der Nationalen Volksarmee und Umbau der Bundeswehr

1991 wurde er zum Generalinspekteur der Bundeswehr berufen. Zu seinen wichtigsten Aufgaben in dieser Zeit gehörte die Auflösung der Nationalen Volksarmee (NVA) der sozialistischen DDR und damit verbunden die Integration von rund 11.000 ehemaligen NVA-Offizieren und Unteroffizieren in eine gesamtdeutsche Armee. Parallel dazu musste er auch die Bundeswehr reformieren, um sie den veränderten sicherheitspolitischen Anforderungen nach dem Ende des Kalten Krieges anzupassen und sie auch für internationale Krisen einsatzfähig zu machen. Auch aus diesem Grund setzte sich Naumann entschieden für den Umbau der Bundeswehr in eine multifunktionale Streitkraft ein. Außerdem sollte nach seiner Ansicht die Bundesrepublik verstärkt an Friedensaktionen im Auftrag der UNO teilnehmen. In solchen eigenmächtigen Vorstößen eines Militärs sahen viele Abgeordnete jedoch ein "Verstoß gegen das Primat der Politik".

1995 legte der Generalinspekteur die Pläne für die größte Reform der Streitkräfte seit Gründung der Bundeswehr vor. Die zentralen Pläne nach dem Ende des Kalten Krieges und drastischen Einschnitten in den Verteidigungshaushalt waren der Umbau der Truppe in eine Krisenreaktions-Armee bei gleichzeitiger Verkleinerung der Mannschaftsstärke und damit verbunden die Schließung von mehreren Kasernen-Standorten.

Erste internationale Einsätze der Bundeswehr

Auch die ersten Auslandseinsätze der Bundeswehr Anfang der 90er Jahre in Kambodscha, im Irak in Somalia und anderen Brennpunkten fielen in seine Amtszeit als Generalinspekteur.

Seit 1990 wird die Bundeswehr zu friedenserhaltenden Maßnahmen im Ausland eingesetzt.

Naumann war auch der erste, der die Unterstützung der NATO in Bosnien einen "Kampfauftrag" der deutschen Soldaten nannte, was ihm damals eine Rüge des damaligen Verteidigungsministers Volker Rühe eintrug, weil er damit eine politische Entscheidung vorweg genommen hatte..

Am 8. Feb. 1996 gab Naumann sein Amt als Generalinspekteur auf und übernahm stattdessen in Brüssel als vierter Deutscher den Vorsitz des NATO-Militärausschusses. Damit war er mehr als drei Jahre lang Chef der höchsten Militärinstanz des Bündnisses, in der die Stabschefs der NATO-Mitgliedsländer versammelt sind. Während seiner Amtszeit veränderte auch die NATO ihre politischen und militärischen Strukturen grundlegend. Das Ziel: die flexible Reaktion auf regionale Krisen und die bessere Zusammenarbeit mit Nichtmitgliedern. Außerdem wurden in dieser Zeit mit Polen, Tschechien und Ungarn drei neue Mitglieder des Bündnisses aufgenommen.

Auch in dieser Zeit meldete sich Naumann immer wieder mit kritischen Beiträgen zu Wort.

So bezweifelte er während des Kosovo-Krieges (März-Juni 1999) die Zweckmäßigkeit eines reinen Luftkrieges gegen Jugoslawien. Und er beklagte den beschränkten strategischen Spielraum durch den Zwang zum Konsens unter den Verbündeten.

Am 25. Mai 1999 schied Naumann an seinem 60. Geburtstag aus dem aktiven Dienst der Bundeswehr aus und wurde mit einem großen Zapfenstreich verabschiedet.