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Unser Gast vom 16.08.2009 Vladimir Malakhov, Tänzer, Choreograf und Intendant

Moderator Hajo Schumacher spricht mit Vladimir Malakhov über das Tanzen, Termindruck und „tödliches Vergessen“ beim Thema HIV.

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Vladimir Malakhov ist einer der besten und weltweit bekanntesten Balletttänzer. Der Ausnahme-Könner wird von Kritikern in eine Reihe gestellt mit historischen Ballett-Koryphäen wie Nijinsky und Nurejew. Nach Gastspielen an allen wichtigen Häusern der Welt ist er seit 2004 auch Künstlerischer Leiter des Staatsballetts in Berlin, sowie dessen erster Solotänzer und Choreograph. In wenigen Jahren formte er es zu einem international angesehenen Ensemble.

Vladimir Malakhov wurde am 7. Januar, dem russischen Weihnachtstag, 1968 in Kriwoj Rog, einem Zentrum der Metall-Industrie in der südlichen Ukraine geboren.

Seine Mutter förderte früh die tänzerischen Ambitionen ihres Sohnes, auch weil sie selbst gerne Tänzerin geworden wäre. Auch seine Lehrerin förderte das Wunderkind und empfahl ihn für eine weiterführende Ballettschule. Nach einem harten Auswahlverfahren begann er mit zehn Jahren seine Ausbildung an der renommierten und für ihren harten Drill bekannten Moskauer Bolschoi-Akademie, der Kaderschmiede des russischen Balletts. Dort wurde er sechs Tage die Woche 10 Stunden pro Tag unterrichtet.

Abschied und Neubeginn

Trotz seiner ausgewiesenen Fähigkeiten übernahm das Bolschoi-Theater Malakhov nach seinem Abschluss 1986 nicht, weil man russische Tänzer bevorzugte. Stattdessen wurde er der jüngste Solotänzer am Moskauer Klassischen Ballett und avancierte mit klassischen Tanzrollen schnell zum gefragten Star. Auf einem der vielen Gastspiele des Ensembles, 1992 in Kalifornien, entschloss sich der Ausnahmetänzer im Westen zu bleiben. Eine wichtige Motivation hierfür war auch, nicht ewig auf die klassischen Ballett-Rollen als Prinz festgelegt zu sein.

"Ein Jahrhundert-Tänzer"

Auch im Westen fand Malakhov rasch Anerkennung und neue Engagements, die ihn an alle wichtigen Bühnen in Europa und Amerika führten. Zunächst als erster Solotänzer in Wien, wo er 1994 auch die österreichische Staatsbürgerschaft erhielt. Obwohl man ihn in Österreich unbedingt halten wollte, nahm er weitere Engagements an. Die wichtigsten Stationen seiner Karriere: Stuttgarter Ballet (ab 1992), Toronto, National Ballett (ab 1994), New York, American Ballett Theater (ab 1995) als erster Solotänzer. Weltweit trat er außerdem als Gast-Star bei den wichtigsten Ballett-Ereignissen mit den führenden Compagnien auf.

Besonders angetan haben es den Ballett-Kritikern seine hohen und weiten Sprünge, sowie seine lautlosen Landungen, seine Schnelligkeit, der Adel seiner Posen und seine Ausstrahlung.

Ebenfalls gelobt wird "sein phänomenales Gefühl für Rhythmus, Phrasierung, Timing und Legato". All das brachte ihm den Ruf ein "Jahrhunderttänzer" (New York Times) zu sein.

Die Berliner Liaison

2002 wechselte Malakhov als Ballett-Intendant nach Berlin. Zunächst an die Staatsoper Unter den Linden, wo er in Personalunion auch als Choreograf und Solotänzer wirkte. Die gleiche Aufgabe übernahm er auch ab 2003 am Berliner Staatsballett, das aus den drei fusionierten Compagnien der drei Berliner Opernhäuser hervorgegangen war. (Zunächst kommissarisch, ab 2004 fest). Mit 88 Tänzern und Tänzerinnen tritt das Ensemble vor allem in der Deutschen Oper und der Staatsoper auf. Nach anfänglicher Skepsis, ob er dieser Aufgabe gewachsen sei, wird seine Arbeit inzwischen weitgehend gelobt. Da es ihm gelungen sei, das Niveau des Ensembles anzuheben und auf Tuchfühlung mit den deutschen und internationalen Spitzen-Compagnien zu bringen. Dazu trugen sicher auch die Entdeckung neuer Talente bei, die Malakhov systematisch zu Stars formte, wie etwa die junge russische Ballerina Polina Semjonowa.

Inzwischen bemüht sich Malakhov neben den Klassikern auch vermehrt um zeitgenössische Inszenierungen, wie etwa "Caravaggio" über den gleichnamigen Maler. Er richtete auch neue Ausbildungsprogramme für alle Alterstufen und eine hauseigene Talentschmiede für die Nachwuchsförderung ein.

Außerdem unterstützt das Berliner Staatsballett ein sog. Transition-Projekt, das Tänzer auf ihr Karriere-Ende vorbereitet.

Vladimir Malakhov wohnt mit seinem deutschen Lebenspartner in Berlin.

(Wiederholung vom 10.05.2009)