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Unser Gast vom 12.10.2008

Till Brönner, Jazzmusiker

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Bild: DW-TV

Till Brönner gilt als der bekannteste deutsche Jazzexport. Anfang des Jahres wurde der Trompeter für den Grammy nominiert. 2007 und 2008 gewann er den Echo, den bedeutendsten deutschen Musikpreis. Der 37 jährige gilt als leichtfüßiger Könner seines Fach, der auch musikalische Grenzüberschreitungen nicht scheut.

1971 im nordrhein-westfälischen Viersen geboren, erlebt Till Brönner mit Louis Armstrong und Charlie Parker erste prickelnde Momente: "Als ich zum ersten Mal Bebop hörte, Charlie Parker, das war eine Initial-Zündung. Ich war 13, und es war fast so etwas wie die erste erotische Erfahrung. Ich dachte: So etwas Unanständiges kann man eigentlich nicht machen. Die Musik war wie eine Frau, die mich anbaggert."

Till Brönner stammt aus einer Musikerfamilie. Nach einer wohlbehüteten Kindheit absolviert er zuerst eine klassische Ausbildung, um anschließend Jazztrompete an der Kölner Musikhochschule zu studieren. Nach nur drei Semestern überzeugt er als 20-Jähriger bei einem Vorspiel den Chef des Berliner RIAS-Tanzorchesters, und hat damit die erste Hürde genommen.

Bereits zwei Jahre später debütiert er als Bandleader mit der Mainstream-Aufnahme "Generations of Jazz", und zieht damit erste Insider-Aufmerksamkeit auf sich. Auf "My Secret Love" widmet er sich kölschem Karnevalsgut. Größeres Interesse wird allerdings seinem dritten Album "German Songs" zuteil. Darauf nimmt er sich alter UFA-Schlager an, die er mit einer Mischung aus Streichorchester und Jazzquartett instrumentiert.

Seine internationale Anerkennung erfährt er 1995 mit dem Fusion-Jazz Album "Midnight". An der Seite der Jazzlegenden Dennis Chambers und Michel Brecker etabliert er sich im staatenübergreifenden Vergleich. Seine ungeheure stilistische Vielfältigkeit setzt er mit "Love", einem Album voller samtiger Jazzeleganz, fort. Darauf präsentiert er erstmals seine zerbrechliche Stimme, und arbeitet damit dem Album "Chattin With Chet" vor. 2002 produziert er für Hildegard Knef deren Album "Aber schön war es doch" und kollaboriert mit P-Funk-Legende Bootsy Collins.

Der Titel "David Beckham des Jazz" ist zwar eigentlich für Jamie Cullum reserviert. Im Falle Till Brönners darf dieser Vergleich aber ruhig ein weiteres Mal bemüht werden. Er ist der Popstar unter den deutschen Jazzmusikern, mit viel Arbeit und Talent ist es ihm gelungen, so unwiderstehlich locker zu klingen, dass ihm die Frauenherzen reihenweise zufliegen. "Blue Eyed Soul" (2002), "That Summer" (2004), "Oceana" (2006) und "Rio" (2008) stellen das mit einer gehaltvollen Smoothjazzdusche eindrücklich unter Beweis.

Bei aller Liebäugelei mit massentauglichen Formaten verliert Till Brönner den Blick für seine Wurzeln jedoch nicht aus den Augen. "Der wichtigste Faktor im Jazz ist die Freiheit, sich in der Minute, in der Sekunde zu überlegen, was man jetzt eigentlich machen möchte. Wir spielen jeden Abend ein anderes Konzert. Jede Nummer klingt jeden Abend anders. Das bleibt Improvisation und Improvisation ist sehr wichtig. Dann ist es ja fast egal, ob es Jazz oder Pop oder Hip-Hop oder Klassik ist."