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UNMIK-Chef: "Dezentralisierung in Kosovo ist eine Kernfrage"

19. Januar 2006

Bei seinem Besuch in Berlin (12.1.) hob UNMIK-Chef Soeren Jessen-Petersen in einem Interview mit DW-RADIO die Bedeutung der bevorstehenden Dezentralisierungsgespräche in Wien hervor.

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Petersen von Bundesaußenminister Steinmeier empfangenBild: Anila Shuka

Der Leiter der UN-Mission für das Kosovo, UNMIK, Soeren Jessen-Petersen hob die Bedeutung der Dezentralisierung hervor: "Dezentralisierung ist eine Kernfrage. Es ist wichtig für Kosovo, und es ist ein wirklich großes Projekt im Gange, an dem in den letzten zwölf Monaten gearbeitet wurde. Was für eine lokale Selbstverwaltung, was für eine Art von Behörden, was für Verantwortlichkeiten werden die Minderheiten auf lokaler Ebene bekommen? Das ist sehr wichtig, es ist ein Weg, ihnen Sicherheit über ihre Zukunft in Kosovo zu geben. Die provisorischen Institutionen im Kosovo haben eine Menge Ideen und Vorschläge erarbeitet. Es geht letztlich um Dezentralisierung innerhalb Kosovos, es geht nicht um eine Teilung des Kosovo. Teilung steht nicht auf der Tagesordnung."

Rolle der Minderheiten

Der UNMIK-Chef wies in dem Gespräch eindringlich darauf hin, wie wichtig der Prozess insbesondere für die Minderheiten sei. Die Dezentralisierung sei entscheidend dafür, welches Gefühl den Minderheiten vermittelt werde, dass sie ihre Angelegenheiten selbst regeln könnten. Soeren Jessen-Petersen erklärte weiter: "Ich erwarte von den provisorischen Institutionen, dass sie vollkommen verstehen, dass es lokale Selbstverwaltung im Kosovo geben muss, dass diese lokale Selbstverwaltung auch für die Minderheiten hilfreich ist, aber dass sie vom Kosovo geführt wird und auch aus Pristina zentral verwaltet wird. Aber es ist keine Frage einer territorialen Teilung."

Eine multiethnische Gesellschaft

Petersen betonte, es könne nur einen Erfolg der Verhandlungen geben, wenn die Kosovo-Serben sich als Bürger sicher und geschützt in einer multiethnischen Gesellschaft fühlen können: "Keiner will ein Kosovo, das nur einer Gemeinschaft gehört. Kosovo muss, wie europäische Gesellschaften es überall heutzutage sind, multiethnisch sein. Das heißt, dass die Kosovo-Serben sich sicher fühlen müssen. Sie müssen fühlen, dass sie eine Zukunft haben, dass ihre Kinder eine Zukunft haben und natürlich fühlen sie das. Die Frage, wie wir den Minderheiten Sicherheit vermitteln und auch das Gefühl, geschützt zu sein, ist der Schlüssel zum Erfolg. Wenn Kosovo, das aus den Statusverhandlungen hervorgeht nicht ein wirklich multiethnisches Kosovo ist, hätten wir alle versagt. Ich weiß aber, dass es multiethnisch sein wird."

Das Interview führte Anila Shuka
DW-RADIO/Albanisch, 12.1.2006, Fokus Ost-Südost