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Unglückliches Aus für Deutschland

25. Juni 2005

Trotz einer leidenschaftlichen Leistung hat Deutschland das Halbfinale im Confed-Cup gegen Brasilien mit 2:3 (2:2) verloren. Zweimal kam Deutschland dabei nach Rückstand ins Spiel zurück.

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Unglücklich mit dem Ergebnis: Jürgen Klinsmann und Kevin KuranyiBild: dpa

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Bundestrainer Jürgen Klinsmann sein Versprechen ernst meint, dem deutschen Fußball Angriffslust und Temperament zu verpassen: Das Match am Samstag (25.6.) gegen den Weltmeister im heißen Nürnberger Franken-Stadion lieferte ihn. Von Beginn an attackierten die Deutschen früh und schalteten nach dem Ballgewinn blitzschnell auf Angriff um. Von Respekt gegenüber der Fußballgroßmacht Brasilien war nichts zu spüren. Die Energie und die Geistesgegenwart, mit der sich die Klinsmann-Truppe nach den Rückschlägen sofort wieder aufrappelte, waren beeindruckend. Die Mittelfeldstars Ronaldinho und Kaka sowie das Sturmduo Robinho und Adriano rieben sich in bissig geführten Zweikämpfen mit den deutschen Defensivspielern auf, die sich meist in Überzahl auf die Südamerikaner stürzten.

Erneut umgebaute Mannschaft

Im vierten Spiel der Mini-WM hatte Klinsmann die Aufstellung zum vierten Mal umgebaut, diesmal auf fünf Positionen. Größte Überraschung war, dass Mittelfeldspieler Bernd Schneider für Thomas Hitzlsperger auf den linken Außenverteidigerposten versetzt wurde. Eine ungewohnte Rolle, die Schneider aber offensiv wie defensiv hervorragend interpretierte. Schneider, Kapitän Michael Ballack und Sebastian Deisler waren die tragenden Säulen in einer durchgehend überzeugenden Mannschaft. Im defensiven Mittelfeld machten Torsten Frings und Fabian Ernst die Räume dicht und ließen der brasilianischen Kreativabteilung wenig Entfaltungsmöglichkeiten.

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Adriano triift zum 1:0Bild: dpa

In der turbulenten ersten Halbzeit fiel das 0:1 durch Adriano aus heiterem Himmel. Gegen den abgefälschten Freistoß hatte Keeper Jens Lehmann in der 21. Minute keine Abwehrchance. Doch nur zwei Minuten später gelang der hoch verdiente Ausgleich: Lukas Podolski köpfte eine Ecke von Sebastian Deisler ein.

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Lukas Podolski feiert den AusgleichBild: dpa

In der 42. Minute stieß Robert Huth Adriano ungestüm im Strafraum weg und Ronaldinho versenkte den anschließenden Elfmeter eiskalt ins linke Eck. Doch wieder nur zwei Minuten später kam Deutschland erneut zurück: Nach einer Flanke von Deisler fielen gleich drei Deutsche vor dem Kasten Didas zu Boden. Den etwas schmeichelhaften Strafstoß verwandelte Ballack mit seinem dritten Turniertor selbstbewusst zum neuerlichen Ausgleich.

Deutschland dominant

Auch in der zweiten Hälfte ließ die DFB-Auswahl keinen Zweifel an ihrem Siegeswillen. Sie dominierte die Partie nun eindeutig, jedoch ohne ganz große Chancen herausspielen zu können. In der 76. Minute schließlich wurde das leidenschaftliche Offensivspiel eiskalt bestraft: Der starke Adriano konnte sich nach einem schnellen Angriff der Brasilianer gegen Huth durchsetzen und Lehmann mit einem Flachschuss bezwingen.

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Der entscheidende Mann: AdrianoBild: dpa

Am Schluss fehlte den Deutschen die Kraft und somit auch die Konzentration, um gegen den nun clever spielenden Weltmeister den Traum vom Finaleinzug beim Konföderationen-Cup und dem ersten Sieg gegen einen "Großen" des Weltfußballs seit fast fünf Jahren erfüllen zu können.

"Ungemein stolz"

Die Zuschauer feierten nach dem Spiel trotzdem die deutsche Mannschaft. "Wir waren spielerisch absolut ebenbürtig. Dann entscheiden halt kleine Dinge über den Sieg. Ich denke aber, wir werden jetzt wahrgenommen. Die Großen wissen, dass wir kommen. Wir sind noch nicht da wo wir hinwollen, aber wir sind ungemein stolz auf die Mannschaft", meinte Klinsmann. "Heute hat ein Stück Cleverness gefehlt, und das Umschalten auf die Defensive war etwas zu langsam. Das haben die Brasilianer dann eiskalt ausgenutzt."

Die nächste Chance für einen Sieg gegen eine große Fußballnation bietet sich jetzt am Dienstag (29.6.), wenn die DFB-Auswahl gegen Argentinien oder Mexiko um Platz drei des Acht-Nationen-Turniers spielt. (sams)

Deutschland - Brasilien 2:3 (2:2)

Deutschland: Lehmann/Arsenal London (35 Jahre/25 Länderspiele) - Friedrich/Hertha BSC Berlin (28/27), Mertesacker/Hannover 96 (20/11), Huth/Chelsea London (20/10), Schneider/Bayer Leverkusen (31/52) - Deisler/Bayern München (25/28) ab 84. Hanke/Schalke 04 (21/4), Frings/Bayern München (28/43), Ballack/Bayern München (28/56), Ernst/Werder Bremen (26/19) ab 87. Borowski/Werder Bremen (25/10) - Kuranyi/VfB Stuttgart (23/28) ab 63. Asamoah/Schalke 04 (26/32), Podolski/1. FC Köln (20/14). - Trainer: Jürgen Klinsmann

Brasilien: Dida/AC Mailand (31/80) - Maicon/AS Monaco (23/11) ab 46. Cicinho/FC Sao Paulo (25/5), Lucio/Bayern München (27/43), Roque Junior/Bayer Leverkusen (28/45), Gilberto/Hertha BSC Berlin (29/6) - Emerson/Juventus Turin (29/63), Ze Roberto/Bayern München (30/72) - Ronaldinho/FC Barcelona (25/59), Kaka/AC Mailand (23/31) ab 78. Renato/FC Sevilla (26/25) - Robinho/FC Santos (21/16) ab 87. Julio Baptista/FC Sevilla (23/11), Adriano/Inter Mailand (23/23). - Trainer: Carlos Alberto Parreira

Schiedsrichter: Carlos Chandia (Chile)

Tore: 0:1 Adriano (21.), 1:1 Podolski (22.), 1:2 Ronaldinho (43., Foulelfmeter), 2:2 Ballack (45.+3, Foulelfmeter), 2:3 Adriano (76.)

Zuschauer in Nürnberg: 42.187 (ausverkauft)