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Ungeliebt, aber nützlich

Daniel Scheschkewitz25. September 2004

Die USA können den Weltfrieden bringen, die Vereinten Nationen nicht. Meint zumindest Arnold Schwarzenegger. Die USA und die UNO - eine komplizierte Beziehung.

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Schwierige Beziehung: George W. Bush und Kofi AnnanBild: AP

Obwohl die USA zu den Gründungsmitgliedern der Vereinten Nationen gehören, waren ihre Beziehungen zur UNO oft gespannt. Während des Kalten Kriegs blockierten sich die USA und die Sowjetunion häufig gegenseitig durch ihr Veto im Sicherheitsrat. Nur zögerlich zahlten die USA bis vor kurzem ihre UN-Mitgliedsbeiträge. In der Irak-Frage kam es zwischen der UNO und der Regierung von Präsident George W. Bush zum offenen Streit.

In Kreisen der republikanischen Regierungspartei ist die UN beinahe zu einem Schimpfwort geworden, zumindest aber zu einem Synonym für eine Art Überregierung, der sich die Supermacht Amerika keinesfalls unterordnen dürfe. "Wenn ihr glaubt, dass dieses Land die beste Hoffung für die Demokratie in der Welt ist und nicht die Vereinten Nationen, dann seid ihr Republikaner", definierte der Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger, das Wesen der republikanischen Seele auf dem Wahlparteitag in New York.

Nationale Interessen sind wichtiger

Und Vizepräsident Dick Cheney brandmarkte John Kerry, den demokratischen Gegenkandidaten von Präsident Bush, als Anhänger der Vereinten Nationen: "Senator Kerry begann seine politische Karriere mit der Aussage, dass amerikanische Soldaten künftig nur noch auf Direktive der Vereinten Nationen in den Krieg ziehen sollten."

Colin Powell Sicherheitsrat
Colin Powell will Irak-Intervention durchsetzen (14.02.2003)Bild: AP

Spätestens seit der Weltsicherheitsrat der Regierung Bush die Legitimation für den Irak-Krieg verweigerte, ist die UNO in den USA unpopulär. Zusätzliche Belastung: Die Äußerung von UN-Generalsekretär Kofi Annan in einem BBC-Interview, der Irak-Krieg sei illegal. Reaktion von Außenamtssprecher Richard Boucher: "Wir respektieren seine Ansichten, aber wir haben immer deutlich gemacht, dass wir in dieser Frage anderer Meinung sind."

Kooperationsbereitschaft nach politischem Kalkül

Das argwöhnische Misstrauen der USA gegenüber der UNO hält die Regierung Bush jedoch nicht davon ab, sich der internationalen Organisation zu bedienen, wenn es im amerikanischen Interesse liegt. Beispiel Syrien: In einer UN-Resolution hatten die USA vor kurzem zusammen mit Frankreich und Deutschland den Abzug der syrischen Soldaten aus dem Libanon gefordert. Ein anderes Beispiel ist die mit US-Unterstützung verabschiedete Resolution, die der Regierung im Sudan mit Sanktionen droht, sollte sie die arabischen Reitermilizen in der Krisenregion Darfur nicht unverzüglich entwaffnen.

Anhaltende Straßenschlachten in Nadschaf
Hilfe erbeten: USA wünscht UN-Unterstützung im Irak.Bild: AP

Auch bei der Gestaltung der Nachkriegsordnung im Irak setzen die USA auf die Vereinten Nationen. Etwa bei der Durchführung von Wahlen, deren geplante Abhaltung im Januar angesichts der Sicherheitslage zunehmend in Frage gestellt ist. "Die Beteiligung der UNO ist sehr wichtig", sagt John Danforth, US-Botschafter bei den Vereinten Nationen. "Betrachtet man die gegenwärtige Sicherheitslage, dann ist die Präsenz der UNO im Irak nicht so robust, wie wir uns das alle wünschen würden."

Doch zu einer komplizierten Beziehung gehören immer zwei. Und ob sich die UNO dem Werben der Amerikaner nach mehr Unterstützung im Irak fügen wird, erscheint gegenwärtig durchaus zweifelhaft.