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Ungarn: "Népszabadság"-Chefredakteur zurückgetreten

20. Februar 2004
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Budapest, 20.2.2004, PESTER LLOYD, deutsch

Dr. Pál Eötvös, der langjährige Chefredakteur der "Népszabadság", der führenden politischen Tageszeitung des Landes, ist überraschend zurückgetreten. In einem Kommuniqué hieß es dazu, dass man für die Modernisierung des Blattes eine Person sucht, die diesen Prozess langfristig führen kann.

"Népszabadság" war das Zentralorgan der ehemaligen Staatspartei. In der Wendezeit wurde es durch seine Redakteure privatisiert. Mehrheitseigentümer wurde der Bertelsmann Konzern, während ein Drittel im Besitz einer Stiftung der MSZP (Sozialistische Partei – MD) blieb und auch die Redakteure einen kleinen Anteil erhielten sowie das Recht haben, den Chefredakteur zu wählen. Nachdem sich Bertelsmann in Ungarn auch beim kommerziellen Fernsehen engagierte, musste sich der Verlag dem Gesetz entsprechend von der "Népszabadság" verabschieden. Käufer war der Schweizer Ringier, dem die auflagenstärkste Boulevard- und Sportzeitung, aber auch die konkurrierende, ebenfalls linksliberale politische Tageszeitung "Magyar Hírlap" gehören.

Wie die meisten Printmedien musste in jüngster Zeit auch die "Népszabadság"
einen Auflagenschwund und rückläufige Tendenzen bei den Anzeigen registrieren. Ringier drängte auf weitere Sparmaßnahmen, was auch Auswirkungen auf das ausländische Korrespondentennetz mit den derzeit zwölf Positionen haben könnte.

Ringier soll auch vorhaben, von der MSZP die restlichen Anteile zu erwerben. Die Summe – vermutlich mehrere Milliarden – könnten die kommenden Wahlkämpfe der Partei finanzieren, wobei die Frage offen bleibt, inwieweit die eindeutig linksliberale Ausrichtung der führenden Tageszeitung Ungarns aufrecht erhalten werden kann. (fp)