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Ungarische Minderheiten

23. November 2001

- Dramatischer Rückgang der Bevölkerungszahl der Ungarn in der Slowakei

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Budapest, 23.11.2001, PESTER LLOYD, deutsch

Im vergangenen Jahrzehnt ging die Bevölkerungszahl der ungarischen Minderheit in der Slowakei dramatisch um 8,2 Prozent zurück, das sind fast 47.000 Personen. Die Bevölkerungszahl der Slowakei nahm im selben Zeitraum um 105.000 zu. (…) 1921 betrug der Anteil der Ungarn (auf dem Gebiet der heutigen Slowakei, das 1919 zur Tschechoslowakei kam) 21,7 Prozent. 1951, nach den Aussiedlungen und dem Bevölkerungsaustausch, machten sie noch immer 10,32 Prozent aus, 1961 bereits 12,4 Prozent, 1981 nur noch 11,2 Prozent. Wahrscheinlich waren neben der Abwanderung und der Assimilation auch andere Faktoren dafür zuständig, dass heute nur noch 520.000 Ungarn im Land gezählt werden konnten. Viele junge Leute studieren in den Nachbarländern, vor allem in Ungarn und in Tschechien, und ein wesentlicher Teil von ihnen bleibt auch dort. Während 95 Prozent der in den ungarischen Familien geborenen Kinder Ungarn bleiben, beträgt der Prozentsatz in den gemischten Ehen nur 20 Prozent. In Gemeinden, in denen der Anteil der Ungarn unter 50 Prozent sinkt, geht das nationale Bewusstsein im allgemeinen zurück und der Assimilierungsprozess wird beschleunigt.

Es gibt viele kleine Dörfer, die nach dem Krieg noch vollständig ungarisch waren, doch nach der Schließung der kleinen (ungarischen) Schulen und durch die kontinuierliche Ansiedlung deklariert sich heute nur noch die Hälfte oder ein Drittel der Menschen als Ungarn. Gleichzeitig ging die Zahl der Kinder, die ungarische Schulen besuchen, in den vergangenen Jahren nicht zurück, während ein Drittel der ungarischen Kinder ohnehin slowakische Schulen besucht. (…)

Der soziale Faktor spielt ebenfalls eine Rolle. Bei den Ungarn sind die Familien mit einem Kind vorherrschend, da sie vorwiegend in Gebieten wohnen, in denen die Arbeitslosigkeit am höchsten ist. Die Meciar-Regierung stellte in den 90er Jahren den ungarisch bewohnten Regionen keine Mittel zur Verfügung und versuchte dort bewusst, die Wirtschaft abzubauen. (fp)