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Unesco setzt das Elbtal auf die Rote Liste

Das Gespräch führte Kay-Alexander Scholz12. Juli 2006

Dresden darf die neue Elbbrücke nicht bauen, sonst verliert die Stadt den Titel Weltkulturerbe. Im Gespräch mit DW-WORLD.DE zeigt sich der Oberbürgermeister Lutz Vogel überrascht und fordert eine politische Entscheidung.

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Eine neue Brücke zerstöre den Blick auf die Altstadt, sagen die Hüter des Kulturerbes bei den Vereinten NationenBild: AP

DW-WORLD.DE: Wie bewerten Sie die Entscheidung der UNESCO, Dresden wegen des Streits um die Waldschlösschenbrücke auf die Rote Liste zu setzen?

Dr. Lutz Vogel: Ich persönlich bin von der Diktion dieser Entscheidung überrascht. Wir hatten wohl gedacht, das es Bedenken gibt, aber dass das bereits zu der Qualität geführt hat, auf die Rote Liste gesetzt zu werden, das ist ganz neu. Wir werden deshalb eine Sondersitzung des Stadtrats in Dresden einberufen und das weitere politische Vorgehen diskutieren.

Es gibt kritische Stimmen, die davor warnen, Weltkulturerbe zu sein, weil damit der Ort quasi zu einem Museum wird und vor allem bauliche Veränderungen des Ist-Zustandes sehr erschwert werden.

Dresden hat ein spezielles Kulturerbe mit einer Widmung, nämlich mit einer sich entwickelnden Kulturlandschaft. Da bedeutet nicht die Festschreibung eines Status Quo wie bei anderen historischen Gebäuden - wie zum Beispiel dem Kölner Dom -, sondern hier geht es um eine sich entwickelnde Kulturlandschaft, die in ihren Flächenausmaßen wesentlich über das hinausgeht, was sonst üblich ist. Und dazu gehört, dass in diesem Gebiet gebaut wird und sich die Stadt entwickelt.

Um so überraschender ist die sehr rigide Entscheidung - wie erklären Sie sich das?

Ich kann da nur mutmaßen und mir das aus einer internationalen Perspektive, aus einem internationalen Kontext heraus erklären, der da heißt, dass es eine gewisse Euro-Zentralität der Weltkulturerbe-Stätten gibt. In anderen Teilen besteht aber sehr wohl auch das Interesse, solche Unterschutzstellungen zu erhalten. Und deshalb guckt man besonders streng darauf, was in Europa und in Deutschland passiert.

Was bringt es konkret, Weltkulturerbe zu sein?

Es ist ein Imagefaktor und bedeutet besonders für den internationalen Tourismus und gerade für Reisende aus Übersee, dass sie sich bei ihren üblichen Europatrips an diesem Qualitätslabel orientieren.

Wie wird der Streit ausgehen?

Die Entscheidung liegt beim Stadtrat, also bei der Politik.