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Unerwünschtes Angebot

Michael Knigge5. März 2003

Wenn es nach Hugh Osmond geht, werden die Hotelketten Holiday Inn und InterConti bald den Besitzer wechseln. Durch eine feindliche Übernahme will der 40-jährige Unternehmer deren Mutterfirma Six Continents schlucken.

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Monopoly mit InterConti-Hotels

Der Coup war von langer Hand vorbereitet. Zuerst hatte Hugh Osmond den schwächelnden Aktienkurs der Six-Continents-Gruppe beobachtet und abgewartet: Innerhalb eines Jahres fiel die Aktie des nach eigenen Angaben größten Hotelkonzerns der Welt um mehr als ein Drittel und schnitt damit deutlich schlechter ab als die Konkurrenz. Dann kritisierte Osmond wiederholt öffentlich das schlechte Management des in Großbritannien ansässigen Konzerns.

Den dritten Akt seines Plans setzte der erfolgreiche Geschäftsmann am Montag (3.3.2003) um. Er legte ein Übernahmeangebot für Six Continents vor und rhetorisch nochmals nach: "Es ist eindeutig, dass Six Continents über einen längeren Zeitraum beharrlich Firmenwert vernichtet hat", sagte Osmond. Auch für die Manager des Konzerns hatte er sich die passenden Worte zurecht gelegt. "Schlechte Betreiber, schlechte Verhandler und schlechte Kaufleute" seien sie.

Pizza und Pubs

Holiday Inn Columbus, Georgia USA Hotel
Holiday Inn Columbus, Georgia USA HotelBild: presse

Osmond will es besser machen und kann auf den Erfolg der Imbiss-Kette PizzaExpress verweisen, die er zum größten britischen Pizzeria-Betreiber gemacht hat. Die Gastronomie-Erfahrung des britischen Unternehmers verdeutlicht, worum es Osmond bei der Übernahme von Six Continents eigentlich geht. Er ist nur am Gaststätten-Bereich des Konzerns interessiert und will die Hotelsparte mit rund 3300 Häusern schnell wieder abstoßen. Denn die mehr als 2000 Pubs und Gaststätten von Six Continents werfen einen guten Profit ab. Dagegen schwächeln die weltweit bekannten Hotelketten Holiday Inn, InterContinental und Crowne Plaza.

Mit seinem Übernahmeversuch will Osmond Six Continents zuvor kommen. Das Management des Konzerns plant nämlich nur zwei Jahre nach der Umbenennung von Bass in Six Continents ebenfalls eine Aufspaltung des Unternehmens in eine Hotel- und eine Gastronomiesparte. Die Hotelgruppe soll demnach künftig unter dem Namen des Flaggschiffs InterContinental firmieren, während die Pubs und Gaststätten unter der Marke Mitchells und Butlers geführt werden sollen.

Angebot zu niedrig

Tim Clarke, Vorstandschef von Six Continents lehnte das unerwünschte Angebot von Osmonds Gesellschaft CMI denn auch rundweg ab. "Das Angebot von CMI wird deren Direktoren auf Kosten der langfristigen Interessen unserer Aktionäre bereichern." Auch Analysten und Investoren stufen die Osmond-Offerte als zu niedrig ein. Die Six-Continents-Aktie gab nach Bekanntgabe der Details des Angebots um mehr als drei Prozent nach.

Das Angebot bewertet die Hotelgruppe mit rund 7,6 Milliarden Euro. Osmonds Firma CMI verfügt dagegen nur über einen Börsenwert von weniger als 50 Milliarden Euro. Experten halten es jedoch für wahrscheinlich, dass der britische Unternehmer, dessen Angebot von den Investmentbanken Lehman Brothers und Credit Suisse First Boston unterstützt wird, seine Offerte nochmals erhöht.

Wettbewerb um Six Continents

Aber auch der Einstieg weiterer Interessenten an Six Continents gilt in der Branche als möglich. Neben dem britischen Wettbewerber Hilton, könnten auch Offerten vom US-Konzern Marriot oder dem französischen Hotelbetreiber Accor kommen. Der Wettkampf um Six Continents könnte also gerade erst begonnen haben.