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Karlspreis für Solana

17. Mai 2007

Bei der Verleihung des Aachener Karlpreises hat der diesjährige Träger Javier Solana der EU "lähmende Engstirnigkeit" vorgeworfen. In seiner Dankesrede mahnte der EU-Chefdiplomat eine Lösung der europäischen Krise.

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Der EU- Generalsekretär Javier Solana bei der Verleihung des Karlspreises, Foto: AP
Der "Architekt für Frieden, Stabilität und Demokratie"Bild: AP

Das größte Lob erhielt der Karlspreisträger 2007 von seinem Vorgänger: Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana sei Architekt für Frieden, Stabilität und Demokratie, ein großer Spanier und Europäer und besitze eine freundliche und gewinnende Art, sagte der luxemburgische Premier Jean-Claude Juncker am Donnerstag (17.5.07) bei seiner Laudatio im Aachener Rathaus: "Und meist ist er nicht rasiert." Den schmunzelnden Gästen der Karlspreis-Verleihung erklärte Juncker, das liege daran, dass Solana unermüdlich in allen Zeitzonen unterwegs sei und selten wisse, "ob es morgens, mittags oder abends ist".

Visionär aber kein Träumer

Der 64-jährige Solana nahm den Internationalen Karlspreis für seine Bemühungen um den Frieden in Europa und der Welt bei einer Zeremonie in Krönungssaal des Aachener Rathauses entgegen. Der Spanier gebe der gemeinsamen Außenpolitik Europas ein Gesicht, sagte Juncker. Er habe sich zu einem Weltverbesserer entwickelt, "aber nicht zu einem Träumer". Mit Solanas komplizierter offizieller Amtsbezeichnung "Hoher Vertreter für die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und Generalsekretär des Rates der Europäischen Union" zeigte sich Juncker unzufrieden: "Das möchte ich auf meiner Visitenkarte nicht stehen haben." Der europäische Verfassungsprozess müsse zum Abschluss gebracht werden: "Damit er sich so nennen darf, wie er heißen sollte: Unser Außenminister".

Der sichtlich bewegte Solana umarmte den Laudator zum Dank. Anschließend nahm er die Auszeichnung aus den Händen von Oberbürgermeister Jürgen Linden entgegen. Zu den prominenten Gästen der Verleihung gehörten Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, der spanische König und ehemalige Preisträger Juan Carlos und seine Frau Königin Sofia sowie zahlreiche weitere frühere Preisträger.

Die EU ist zu lahm

Solana rief in seiner Dankesrede dazu auf, den europäischen Einigungsprozess voranzutreiben. Die EU habe sich in sich selbst zurückgezogen: "Ich möchte daher rückhaltlos die Bemühungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel unterstützen, den Schwebezustand zu beenden und Europa wieder auf eine solide Grundlage zu stellen." Gemeinsam könne man die Zukunft strahlender und hoffnungsvoller gestalten: "Europa braucht nicht nur große Ideen, sondern auch konkrete Taten."

Der EU-Generalsekretär Javier Solana, rechts, und der spanische König Juan Carlos auf dem Rathausbalkon in Aachen, Foto: AP
Königliche Gratulationen von Juan CarlosBild: AP

Javier Solana ist der vierte Spanier, der mit dem Karlpreis für europäische Verdienste ausgezeichnet wird. Der Diplomat und Schriftsteller Salvador de Madariaga war der Erste. Er erhielt den Preis 1973, als in Spanien noch Diktator Franco herrschte. Neun Jahre später bekam König Juan Carlos I. den Preis - als Spanien noch nicht einmal Teil der Europäischen Gemeinschaft war. Es wirkte damals wie eine Einladung zum Beitritt. Und 1993 krönten die Aachener den Sozialisten Felipe González dafür, dass er Spanien in die Europäische Gemeinschaft geführt hatte. Nun also Javier Solana, der EU-Außenbeauftragte, der, wie er selbst sagt, gar nicht weiß wofür.

Lange Tradition

Der Vater von zwei Kindern wurde 1963 während seines Physikstudiums exmatrikuliert, weil er sich an Protestaktionen gegen die Franco-Diktatur beteiligte. Er musste sein Studium im Ausland fortsetzen. 1992 wurde Solana spanischer Außenminister, von 1995 bis 1999 war er NATO-Generalsekretär. Seit 1999 ist er für die Außen- und Sicherheitspolitik der EU zuständig.

Der Karlspreis zu Aachen gilt als einer der bedeutendsten europäischen Preise. Er wird seit 1950 an Persönlichkeiten und Institutionen verliehen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Konrad Adenauer, der britische Premierminister Tony Blair und der amerikanische Ex-Präsident Bill Clinton. (ina)