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UN: Zu wenig Geld für Flüchtlinge im Irak

Nina Werkhäuser21. September 2015

Gut drei Millionen Iraker sind im eigenen Land auf der Flucht. Die Vereinten Nationen schlagen Alarm: Die Lage der Geflüchteten wird immer verzweifelter, da Geld für die Nothilfe fehlt. Viele zieht es weiter nach Europa.

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Binnenflüchtlinge im Irak warten an einem Zaun auf Hilfe, Foto: AFP
Bild: Getty Images/AFP/S. Hamed

Gut ein Jahr nach dem Vormarsch des "IS" zeichnet UN-Koordinator Dominik Bartsch ein düsteres Bild von der Lage im Irak: Die Regierung in Bagdad sei pleite, und die internationale Gemeinschaft gebe zu wenig Geld für die Nothilfe der UN. "Wir sind inzwischen nicht mehr in der Lage, auch nur die Grundbedürfnisse sicherzustellen", sagt der Koordinator der Vereinten Nationen für die humanitäre Hilfe im Irak bei einer Pressekonferenz in Berlin. Und zwar die Grundbedürfnisse von 3,2 Millionen Binnenvertriebenen, die innerhalb des Iraks vor der Terrormiliz "Islamischer Staat" Schutz gesucht haben.

Kein Geld für Wasser und Nahrung

Für die Versorgung dieser Menschen benötigen die UN für die zweite Jahreshälfte 500 Millionen Dollar, und zwar nur für das Allernötigste wie Nahrungsmittel und Trinkwasser. Die Programme für Gesundheit und Schulbildung seien längst zurückgefahren worden, berichtet Bartsch, und dennoch reiche das Geld hinten und vorne nicht. Denn überwiesen haben die Geldgeber bisher nur 40 Prozent der benötigten Summe. "Wir brauchen ganz dringend die 300 Millionen Dollar, die noch fehlen."

Das Bild vom Irak als einem Ölstaat, der mit den Binnenflüchtlingen schon alleine fertig werde, sei falsch, sagt Bartsch. Der niedrige Ölpreis und die hohen Kosten der Gegenoffensive gegen den "IS" hätten dazu geführt, dass die Regierung inzwischen finanziell am Ende sei. Die Konsequenz: Immer mehr Iraker flüchten nach Europa.

Eine alte Frau sitzt in einem Flüchtlingslager in Erbil vor einem Zelt, Foto: Getty Images
Eine Irakerin, die vor dem "IS" fliehen musste, sitzt in einem Flüchtlingslager in Erbil vor einem ZeltBild: Getty Images/M. Cardy

Keine Fortschritte beim Kampf gegen den "IS"

Anfangs, berichtet Bartsch, hätten diese Menschen noch Ersparnisse und die Hoffnung gehabt, dass der "IS" bald zurückgedrängt würde und sie an ihre Wohnorte zurückkehren könnten. Doch beides, Geld und Hoffnung, seien inzwischen aufgebraucht. "Der Kipp-Punkt ist erreicht", wie der UN-Koordinator es formuliert. Wer nichts zu essen und zu trinken habe, keine Arbeit und keine Schule für die Kinder, der sehe keine Perspektive mehr und verlasse das Land. "Wenn sich an den Grundvoraussetzungen im Irak nichts ändert, müssen wir davon ausgehen, dass der Trend als solcher weitergeht", warnt Bartsch.

Geldgeber gesucht

Auf der Generalversammlung in New York wollen die UN in der kommenden Woche erneut um Geld für ihr Notprogramm für den Irak werben. Im nächsten Jahr wird dafür voraussichtlich eine knappe Milliarde Dollar gebraucht, wiederum nur für das Nötigste. Er wolle nicht mit dem Finger auf einzelne Länder und ihre Zahlungsmoral zeigen, sagt der Nothilfe-Koordinator, hier müsse die gesamte internationale Gemeinschaft Solidarität zeigen. Die Versorgung der Binnenflüchtlinge mit Wasser und Nahrungsmitteln sei aber nur ein erster Schritt. Darüber hinaus müssten Perspektiven geschaffen werden, damit die Menschen im Irak bleiben oder dorthin zurückkehren könnten.