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UN warnen vor humanitärer Katastrophe

1. August 2012

In Syrien kämpfen Armee und Rebellen jetzt auch mit schweren Waffen erbittert um Aleppo. Hunderttausende Zivilisten sind auf der Flucht. Für viele zwischen den Fronten werden Lebensmittel knapp.

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Syrische Rebellen auf einem Panzer der Regierung (Foto: Reuters)
Bild: AHMAD GHARABLI/AFP/GettyImages

Die humanitäre Lage in der Millionenmetropole Aleppo, die zugleich das wirtschaftliche Zentrum Syriens ist, spitzt sich weiter zu. Aktivisten berichteten von schwindenden Lebensmittelvorräten und einer allenfalls noch sporadisch vorhandenen Energieversorgung. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen kündigte an, es werde Nahrungsmittel in die umkämpfte Stadt schicken. Die Hilfe für 28.000 Menschen in Aleppo solle in den kommenden Tagen verteilt werden, gab die UN-Organisation in Damaskus bekannt. Seit Beginn der Zusammenstöße in der nördlichen Metropole seien gemeinsam mit dem Syrischen Roten Halbmond Essensrationen für etwa 40.000 Menschen dort verteilt worden.

Die EU-Kommissarin für Hilfsaktionen, Kristalina Georgieva, erklärte in Brüssel, Syrien gleite in eine humanitäre Tragödie gewaltigen Ausmaßes ab. Sie forderte Gefechtspausen, damit sich Zivilisten ohne Furcht um ihr Leben aus den Kampfgebieten retten können. Durch Feuerpausen müsse auch der Zugang von humanitären Helfern gewährleistet werden. Nach UN-Schätzungen sind in den vergangenen Tagen mehr als 200.000 Menschen aus der Millionenstadt Aleppo im Norden Syriens geflohen.

Schwere Waffen auf beiden Seiten

Assad: Schlacht um Aleppo entscheidend

Unterdessen haben die Kämpfe in Aleppo an Heftigkeit abermals zugenommen. Immer häufiger sind dabei auch schwere Waffen im Einsatz - auf beiden Seiten. Nach UN-Angaben setzte die syrische Armee bei ihren Angriffen gegen Rebellen auch Kampfflugzeuge ein. UN-Mitarbeiter seien Zeuge eines solchen Angriffs geworden. Hinzu kommt: auch die Aufständischen verfügten jetzt über schwere Waffen - selbst über Panzer. Die Herkunft der schweren Waffen in Rebellenhand ist noch unklar. Die Freie Syrische Armee wird von den Golfstaaten Katar und Saudi-Arabien unterstützt. Es ist aber auch zu vermuten, dass die Aufständischen bei ihren jüngsten Eroberungen Waffen erbeutet haben.

Seit Tagen haben die bisher nur mit Sturmgewehren und Panzerfäusten ausgerüsteten Aufständischen in Aleppo den schweren Beschuss durch die Armee von Staatschef Baschar al-Assad überstanden. Nach einem Bericht von NBC News erhielten sie fast zwei Dutzend Boden-Luft-Raketen auf dem Weg über das Nachbarland Türkei. Von der Grenze hatte sich die syrische Armee zurückgezogen, Rebellen kontrollieren mehrere Übergänge. Die schweren Waffen könnten eine Wendung zugunsten der Aufständischen bringen, wenn es ihnen damit gelingt, Hubschrauber und Kampfflugzeuge der Armee abzuschießen.

Syrien: Massenflucht nach Jordanien

Insgesamt bleibt die Lage in der seit Tagen umkämpften Stadt aber unübersichtlich. Sowohl die Aufständischen der Freien Syrischen Armee als auch die Assad-Truppen sprachen von Erfolgen. Die Aufständischen kontrollieren nach eigener Darstellung einen weiten Bogen, der Viertel im Osten und Südwesten der Wirtschaftsmetropole umfasst. In den vergangenen Tagen konzentrierten sich die Gefechte auf den südwestlichen Stadtteil Salaheddine.

Amnesty International erhob schwere Vorwürfe gegen das Assad-Regime. Es sei verantwortlich für schwere Menschenrechtsverletzungen beim Kampf um Aleppo und die umliegenden Gebiete, heißt es in einem Bericht der Organisation, der in London veröffentlicht wurde.

Kämpfe auch in Damaskus

Auch aus der syrischen Hauptstadt Damaskus werden wieder Gefechte gemeldet. Erstmals flammten Kämpfe zwischen Sicherheitskräften und Rebellen nahe der christlichen Altstadt auf. Die Schießereien ereigneten sich an den Rändern der Stadtteile Bab Tuma und Bab Scharki, teilten Oppositionelle mit.

Der Kampf gegen die Rebellen entscheidet nach den Worten von Syriens Präsident Assad über das Schicksal des Landes. In einer schriftlichen Erklärung pries er die Kampfbereitschaft seiner Soldaten gegen die Aufständischen, die er als "kriminelle Terroristenbanden" bezeichnete. Assad hat sich seit zwei Wochen nicht mehr in der Öffentlichkeit geäußert - seit bei einem Anschlag in der Hauptstadt Damaskus führende Sicherheitskräfte getötet wurden. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt.

re/hp/jh (rtr, afp, dapd, dpa, kna)