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Politik

UN: IS hält noch Tausende Frauen gefangen

28. Mai 2017

Die UN-Sonderbotschafterin gegen Menschenhandel, Nadia Murad, warnt davor, die Terrormiliz IS zu unterschätzen. Diese verfügten immer noch über moderne Waffen und hielten mehr als 3000 Frauen gegen deren Willen fest.

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Nadia Murad
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Die irakische Jesidin und UN-Sonderbotschafterin gegen Menschenhandel, Nadia Murad, hat dazu aufgerufen, die Terroristen des "Islamischen Staates" (IS) zur Rechenschaft zu ziehen. "Wir arbeiten daran, dass sie vor ein internationales Gericht kommen", sagte Murad "Spiegel online". Man dürfe "nicht vergessen, dass die Verbrechen noch andauern". Die Terrormiliz halte immer noch mehr als 3000 Frauen gefangen. Darunter befinde sich auch eine 17-jährige Nichte, fügte Murad hinzu. "Sie ist seit bald drei Jahren in den Händen der Terroristen." Die Geldströme an den IS müssten gekappt werden, forderte die UN-Sonderbotschafterin. Denn der IS verfüge "immer noch über moderne Waffen und Autos".

Die 24-jährige Jesidin war selbst drei Monate Gefangene des IS und wurde in der nordirakischen Großstadt Mossul als Sexsklavin missbraucht, ehe ihr die Flucht gelang. Ihre Mutter und sechs Brüder wurden von Mitgliedern der Terrormilizen im Nordirak ermordet. Insgesamt verlor sie 40 Familienmitglieder. Inzwischen lebt sie in Baden-Württemberg und ist UN-Sonderbotschafterin für die Würde der Überlebenden von Menschenhandel. 2016 war sie für den Friedensnobelpreis nominiert. Unterstützt wird die junge Frau unter anderem von der Menschenrechtsanwältin Amal Clooney, der Frau des amerikanischen Schauspielers George Clooney. Anfang Mai hatte Murad Papst Franziskus im Vatikan besucht und ihm von ihrer Arbeit berichtet.

Andere Jesidinnen ermutigen

Murad warf der Dschihadistenmiliz vor, die Jesiden auslöschen zu wollen – "weil wir ihrer Meinung nach Ungläubige sind". Über sexuellen Missbrauch zu sprechen, sei in östlichen Kulturen zwar schwierig. "Aber vor mir haben schon andere Frauen ihre Stimmen erhoben. Nur haben viele das Gefühl, dass es nichts nützt, weil ihnen sowieso niemand zuhört." Aber sie könne alle Jesidinnen nur ermutigen, von ihren Erlebnissen zu erzählen, damit die Welt von diesen Verbrechen erfahre.

Die Jesidin bedankte sich für die Unterstützung in der Bundesrepublik. "Deutschland hat unglaublich viel für uns getan", sagte sie. "Es hat Menschen wie mir, die in Flüchtlingscamps in Irak untergebracht waren, ein besseres Leben ermöglicht." Derzeit sei Deutschland ihr Zuhause." Allerdings sei Deutsch eine schwierige Sprache. Es bleibe die Hoffnung, "dass wir doch in unsere Heimat zurückkehren können". Aber noch dauere der Völkermord an.

Der Glaube der Jesiden vereint islamische, christliche und altiranische Elemente und gehört seit 1.000 Jahren zum religiösen Mosaik des Nahen Ostens. Weltweit hat die Religionsgemeinschaft mehrere Hunderttausend Mitglieder. Auch in Westeuropa gibt es jesidische Gemeinden, in Deutschland leben derzeit bis zu 80.000 Jesiden.

kle/hf (kna, spiegel.de)