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UN-Mission in Mali

Sandrine Blanchard4. Dezember 2013

Das westafrikanische Mali kommt nicht zur Ruhe: Bert Koenders, der Chef der UN-Truppen im Land, wirbt in Berlin für eine Verlängerung der Mission. Die Deutschen greifen den Maliern vor allem logistisch unter die Arme.

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Laderaum einer Transall-Maschine der Bundeswehr in Mali (Foto: Sandrine Blanchard/DW)
Bild: DW/S. Blanchard

Soldaten, Gepäck, Lebensmittel, Generatoren und andere technische Geräte - die Transall-Flugzeuge sind hier im westafrikanischen Mali eine Art Krisen-Shuttle für alle Fälle. Bis zu 80 Personen und etwa zehn Tonnen Material kann eine Maschine transportieren. Sie ist das einzige Flugzeug der MINUSMA (UN Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali), das selbst auf den schlechten Schotter- und Sandpisten in den nördlichen Städten Tessalit und Kidal landen kann.

"Wir haben den Auftrag, Personal und Material in die nördlichen Gebiete Malis zu fliegen", erklärt Stabshauptmann Matthias Reichenbach und zeigt in den Laderaum. Er fliegt eines der insgesamt drei Transall-Flugzeuge, die die deutsche Bundeswehr für die MINUSMA nach Mali geschickt hat, zusammen mit derzeit 77 Einsatzkräften. Waffen sind allerdings nicht an Bord, denn die Bundeswehr beteiligt sich nicht an den Kampfoperationen im Norden des Landes - zumindest nicht direkt: Die deutsche Armee soll die Soldaten der Vereinten Nationen und die französischen Kampftruppen der sogenannten "Opération Serval" logistisch unterstützen.

Flugzeug mit UN-Logo (Foto: Sandrine Blanchard/DW)
Die UN-Mission in Mali dauert offziell ein Jahr, bis Sommer 2014Bild: DW/S. Blanchard

Der Norden Malis kommt nicht zur Ruhe: Gerade erst haben die Tuareg-Rebellen den Waffenstillstand mit der Regierung in Bamako aufgekündigt. Das weitläufige Gebiet gilt als Rückzugsort für Islamisten. Malis Armee und Regierung sind zu schwach, um das Chaos allein unter Kontrolle zu bringen: Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich hat Anfang 2013 eine Militärintervention gestartet. Seit dem Frühjahr ist eine EU-Trainingsmission im Land (EUTM) und seit Sommer sollen internationale Truppen der Friedensmission MINUSMA die Sicherheitslage stabilisieren.

Dem Staat unter die Arme greifen

Die MINUSMA soll die malischen Streitkräfte und Behörden unterstützen. Ziel ist es, dass sie selbstständig und professionell funktionieren, wenn die ausländischen Truppen wieder abziehen. Noch ist der malische Staat aber nicht so weit. Und er braucht auch bei der Organisation der zweiten Runde der Parlamentswahlen am 15. Dezember MINUSMA-Beistand. Im ersten Wahlgang im November hatte keine Partei oder Parteienkoalition eine klare Mehrheit erzielt. Diesen Monat transportiert die MINUSMA also wieder Wahlzettel und -urnen in den Norden des Landes, und zurück in die Hauptstadt Bamako.

Bundeswehroffizier Markus Milde (Foto: Sandrine Blanchard/DW)
Bundeswehroffizier Markus MildeBild: DW/S. Blanchard

"Für die Sicherheit der Wahl sind in erster Linie natürlich die malischen Streitkräfte und Polizeiorganisationen verantwortlich", sagt Bundeswehroffizier Markus Milde. Er ist militärischer Vertreter Deutschlands bei den Vereinten Nationen und innerhalb der MINUSMA für den Kontakt zur französischen Militär-Mission und zur EUTM verantwortlich, der Trainingsmission der EU in Mali. Alle ausländischen Truppen würden sich mit den malischen Soldaten koordinieren, so könnten diese gezielt unterstützt werden.

Mali als Einsatzort nicht unbeliebt

Zwei Transall-Maschinen sind im Dauereinsatz in Mali. Die dritte steht auf dem deutschen Stützpunkt im senegalesischen Dakar. Sie wird erst dann eingesetzt, wenn eine der beiden anderen gewartet werden muss. "Beim Fliegen treten immer mal technische Probleme auf, aber die Besonderheiten von Mali sind die Temperaturen", sagt Oberstleutnant Odo Wolbers, der das deutsche Einsatzkontigent der MINUSMA leitet. Einfach gesagt: Je größer die Hitze, desto weniger Ladung kann das Flugzeug transportieren. "Da müssen wir entsprechend früh starten, damit wir die nötige Ladung mitnehmen können". Früh starten - das kommt auch den Soldaten selbst sehr entgegen. Besonders die, die gerade erst aus dem kalten Deutschland angereist sind, müssen sich erst an die Hitze gewöhnen. "Aber da muss man einfach die ersten drei bis vier Tage etwas vorsichtiger sein und mehr Wasser trinken", erklärt Wolbers.

Kopfhörer mit Bundeswehr-Logo in Mali (Foto: Sandrine Blanchard/DW)
Logistische Hilfe: Die Bundeswehr kämpft nicht in MaliBild: DW/S. Blanchard

Die deutschen Soldaten bleiben jeweils zwischen vier Wochen und vier Monaten in Mali. Es kann sein, dass sie zwischen zwei Einsätzen in dem westafrikanischen Land noch woanders gebraucht werden. Dabei ist vielen die Stationierung in Mali lieber als etwa in Afghanistan. "In Mali ist die Bedrohungslage zwar ähnlich wie in Afghanistan - gerade im Norden - aber die größeren Plätze fliegt man hier doch entspannter an", erklärt Oberleutnant Wolfgang Haas, Kopilot in einem Transall-Flieger.

Denn wenn eine Transall im Norden landet wird der Flugplatz durch französische Truppen oder internationale MINUSMA-Soldaten gesichert. Eine technische Einschränkung gibt es aber doch: die Transall kann nicht landen, wenn die Sandplätze nachts nicht beleuchtet sind.

UN will Mandats-Verlängerung

"Mali ist nicht weit weg ist von Europa", sagt der UN-Sonderbeauftragte und MINUSMA-Chef Bert Koenders. Der Niederländer weiß die deutsche Beteiligung an der Mission zu schätzen und hofft, dass die neue Bundesregierung über eine Verlängerung um mindestens ein weiteres Jahr und vielleicht sogar eine Ausweitung des Bundeswehr-Einsatzes in Mali entscheidet. Die Vereinten Nationen wollen Anfang 2014 über die Zukunft der MINUSMA beraten. "Die Flüchtlingsprobleme auf Lampedusa, die Bedrohung durch Extremisten - das zeigt, dass Sicherheit und Entwicklung in dieser Region eng zusammen hängen. Und das wirkt sich direkt auf europäische und sogar deutsche Interessen aus."

Bert Koenders möchte, dass die Zusammenarbeit zwischen den EU-Mitgliedsländern und seiner Mission im nächsten Jahr noch enger wird. Damit nicht nur Stabilität und Frieden zurückkehren, sondern der malische Staat auch Polizei und Grenzschutz reformieren kann. Auch die afrikanischen Nachbarländer sollen mit anpacken - denn die prekäre Sicherheitslage ist nicht nur ein malisches Problem, sondern beschäftigt die gesamte Region.

Albert Gerard Koenders, MINUSMA-Chef
MINUSMA-Chef Koenders will die Mission verlängernBild: Getty Images/AFP