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Politik

UN hoffen auf großzügige Hilfe für Rohingya

23. Oktober 2017

600.000 Rohingya sind binnen zwei Monaten nach Bangladesch geflohen. Das UN-Flüchtlingshilfswerk spricht von einer "Krise beispiellosen Ausmaßes". In Genf begann eine Geberkonferenz.

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Schweiz UN-Geberkonferenz Rohingya Flüchtlinge
Blick in die Auftaktsitzung in der Schweiz Bild: Reuters/D. Balibouse

"Das Geld kann gar nicht schnell genug kommen", sagte zum Beispiel Tamara Lowe von der Hilfsorganisation "Save the Children". Andere, wie etwa Caritas International, drängen schon jetzt darauf, die finanziellen Mittel für einen langfristigen Einsatz zu sichern. Angesichts von mehr als 600.000 notleidenden Rohingya in Bangladesch innerhalb weniger Wochen haben auch die Vereinten Nationen Alarm geschlagen und appellieren an die Weltgemeinschaft, rasch und großzügig zu helfen. Die Staaten müssten nun Zusagen für die nach Bangladesch geflohenen Angehörigen der muslimischen Minderheit machen, erklärten die UN-Hilfswerke in Genf zum Auftakt einer eintägigen internationalen Geberkonferenz.

Bangladesch Rohingya Flüchtlinge
Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar betteln in Palongkhali um Lebensmittel Bild: Getty Images/AFP/M. Uz Zaman

Die Hilfswerke brauchen demnach bis Februar 2018 mindestens 434 Millionen US-Dollar, um Lebensmittel, Wasser, Medikamente und andere humanitäre Güter bereitzustellen. Bis zum Wochenende hätten die Geber aber erst 100 Millionen US-Dollar zugesagt oder überwiesen, hieß es. Die Europäische Union als Ko-Gastgeber in Genf sagte weitere 30 Millionen Euro zu. "Die Rohingya verdienen eine Zukunft", sagte der Kommissar für humanitäre Hilfe, Christos Stylianides. "Wir haben die moralische Pflicht, ihnen Hoffnung zu geben." Die EU hatte bereits 21 Millionen Euro bereit gestellt. 

Insgesamt sollen 1,2 Millionen Menschen in Bangladesch Hilfe erhalten, neben den Flüchtlingen auch Gastfamilien und andere, die den Rohingya zur Seite stehen.

Mitarbeiter von Hilfsorganisationen zeichneten nach ihrer Rückkehr aus dem Krisengebiet ein dramatisches Bild der Lage. Stefan Teplan von der Caritas berichtete von "kilometerlangen Schlangen" ankommender Rohingyas. "Ihre Flucht durch den Dschungel dauerte bis zu zwei Wochen." Die sanitären Anlagen seien katastrophal und es drohten Krankheiten wie Cholera auszubrechen. "Die Menschen leben in Zelten, beziehungsweise unter Plastiktüten, die über einige Bambusrohre gestülpt sind", sagte Teplan.

Rohingya Krise in Bangladesch
Etwa 60 Prozent der geflohenen Rohingya sind Kinder Bild: DW/M.M. Rahman

Der ehemalige CDU-Politiker und Publizist Jürgen Todenhöfer sagte der "Frankfurter Rundschau": "Die Menschen hausen in Zelten, die eigentlich nur aus Stangen und Plastikplanen bestehen". Nach einem Besuch in Flüchtlingslagern in Bangladesch berichtete er: "Sie schlafen meist auf dem nackten Boden. Es regnet in dieser Jahreszeit sehr viel, alles versinkt im Schlamm. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich schwere Krankheiten ausbreiten."

Von schlimmen Überfällen berichtete Tamara Lowe von "Save the Children" im Deutschlandfunk: "Ich habe mit einem 16-jährigen Mädchen gesprochen, welches mit ansehen musste, wie vor ihren Augen ihre Nachbarn und Freunde erschossen, erstochen und vergewaltigt wurden." Das Mädchen leide immer noch an Alpträumen. Lowe forderte langfristig psychologische Betreuung für Kinder. 

SC/sti (afp, epd, dpa, KNA)