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Ban im Gazastreifen

20. Januar 2009

Von den Zerstörungen der israelischen Offensive hat sich UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bei einem Besuch im Gazastreifen ein eigenes Bild gemacht. Die internationale Gemeinschaft denkt schon über den Wiederaufbau nach.

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UN-Generalsekretär Ban spricht mit Israels Regierungchef Olmert kurz vor seinem Gaza-Besuch (Quelle: AP)
UN-Generalsekretär Ban spricht mit Israels Regierungchef Olmert kurz vor seinem Gaza-BesuchBild: AP

Zwei Tage nach dem Inkrafttreten der Waffenruhe hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon den Gazastreifen besucht und sich die Zerstörungen der dreiwöchigen israelischen Militäroffensive persönlich angeschaut. Ban zeigte sich schockiert über die Kriegszerstörungen. "Es sind herzzerreißende Szenen", die ihn mit tiefer Trauer erfüllten, sagte er am Dienstag (20.01.2009) in Gaza-Stadt. Bans Sprecher bezeichnete die Reise als Zeichen der Solidarität mit den Menschen im Gazastreifen und mit den UN-Mitarbeitern, die trotz der Schwierigkeiten heldenhaft Hilfe geleistet hätten.

Eine zerstörte Straße in Rafah (Quelle: AP)
Eine zerstörte Straße in RafahBild: AP

Ban besuchte drei UN-Einrichtungen, die während der Offensive beschossen worden waren, darunter eine Schule und das UN-Hauptquartier in Gaza-Stadt. Vor dem Gelände der UN-Hilfsorganisation UNRWA begrüßte eine Menschenmenge die Fahrzeugkolonne Bans und schwenkte Fahnen der radikal-islamischen Hamas. Am Donnerstag waren die UN-Vorratslager für Lebensmittel und Treibstoff nach israelischem Beschuss in Brand geraten. Auf dem Besuchsprogramm Bans stand auch die südisraelische Stadt Sderot, die palästinensische Extremisten wiederholt mit Raketen beschossen hatten.

Mehr als 1400 Tote

Bei der 22-tägigen israelischen Offensive im Gazastreifen wurden nach jüngsten Angaben des palästinensischen Rettungsdienstes 1414 Menschen getötet und 5.500 Menschen verletzt. Israelischen Angaben zufolge kamen auch zehn Soldaten und durch palästinensischen Raketenbeschuss drei israelische Zivilisten ums Leben. Im Gazastreifen bergen Helfer noch immer Tote aus den Trümmern bombardierter Gebäude. Am Dienstag starben in Gaza-Stadt zwei Kinder, als sie mit liegengebliebener Munition spielten und diese explodierte.

Unabhängige Beobachter schätzen, dass durch die israelischen Angriffe Vermögen im Wert von 1,5 Milliarden Euro zerstört wurde, darunter 4.100 Wohnhäuser sowie 1.500 Fabriken und Werkstätten. Zur Unterstützung der 1,4 Millionen Bewohner im Gazastreifen sind nach Einschätzung der Vereinten Nationen mehrere hundert Millionen Dollar Soforthilfe nötig. Saudi-Arabien hat inwischen Hilfen von einer Milliarde Dollar zugesagt.

Arabische Staaten stellen Bedingungen für Hilfe

Wirtschaftsgipfel in Kuwait: Arabische Staatsführer berieten auch über Hilfe für Palästinenser (Quelle: AP)
Wirtschaftsgipfel in Kuwait: Arabische Staatsführer berieten auch über Hilfe für PalästinenserBild: AP

Die arabischen Staaten erklärten sich bereit, den Palästinensern im Gazastreifen zu helfen, ihre zerstörten Häuser, Schulen und Werkstätten wieder aufzubauen. Bedingung für die Finanzierung größerer Infrastrukturprojekte sei aber eine Einigung zwischen der Hamas und der Fatah, erklärte der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, zum Abschluss eines zweitägigen Wirtschaftsgipfels in Kuwait.

Mussa sagte weiter, die arabischen Staaten wollten versuchen, die rivalisierenden Palästinensergruppen zu einen, allen voran die Fatah-Bewegung von Präsident Mahmud Abbas und die radikal-islamische Hamas. Er kündigte an, die arabischen Staaten würden sich, bis dieses Ziel erreicht sei, zunächst finanziell nur an der von den Vereinten Nationen und anderen internationalen Organisationen geplanten humanitären Soforthilfe für die Palästinenser im Gazastreifen beteiligen. Strittig ist vor allem, wie die arabischen Hilfsgelder verteilt werden sollen.

Die Europäische Union bereitet derweil humanitäre Hilfe für den Gazastreifen vor. EU-Entwicklungskommissar Louis Michel kündigte in an, er wolle sich am Sonntag und Montag in Gaza ein Bild über die am dringendsten notwendige Hilfe machen. Die tschechische EU- Ratspräsidentschaft teilte mit, drei tschechische Experten seien unterwegs, um den Bedarf an humanitärer Hilfe abzuschätzen.

Hamas-Anhänger feiern angeblichen Sieg

Eine israelische Panzertruppe vor dem Rückzug (Quelle: AP)
Eine israelische Panzertruppe vor dem RückzugBild: AP

Nach dem schrittweisen Rückzug der israelischen Armee kamen zehntausende Hamas-Anhänger am Dienstag im Zentrum von Gaza zu einer selbst erklärten Siegesfeier zusammen. Augenzeugen berichten, dass viele Menschen die grüne Fahne der Hamas schwenkten. Zu der Kundgebung hatte die Hamas aufgerufen. Israel und die Hamas hatten am Sonntag jeweils einseitig eine Waffenruhe verkündet, die bisher hält. (kle)

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