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UN erwarten noch viel mehr syrische Flüchtlinge

29. Juni 2012

Die Vereinten Nationen schlagen Alarm: Die Zahl der Flüchtlinge aus Syrien wird sich nach ihren Schätzungen bis Jahresende fast verdoppeln. 96.000 Syrer seien schon in die Nachbarländer geflohen. Täglich würden es mehr.

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Eine Frau und ein Kind am Zaun eines Flüchtlingslager in der Türkei (Foto: DW)
Syrien FlüchtlingeBild: DW/G.Anderson

Bis zum Jahresende müsse mit 185.000 Hilfesuchenden gerechnet werden, erklärte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Drei Viertel von ihnen seien Frauen und Kinder. Folgerichtig forderte die UN-Einrichtung von der internationalen Gemeinschaft mehr Finanzhilfe für die Flüchtlinge.

Das Ausmaß des Notstands und die Zahl der Vertriebenen verlangten dringend eine Verstärkung der Hilfsmaßnahmen, erklärte das UNHCR. Statt der ursprünglich benötigten 84 Millionen Dollar seien nun 193 Millionen Dollar nötig. Der zuständige Koordinator Panos Moumtzis sagte, die Regierungen der Nachbarländer Türkei, Libanon, Jordanien und Irak zeigten mit der Aufnahme der Flüchtlinge bereits "Großzügigkeit und Gastfreundschaft". Nun sei "die internationale Gemeinschaft an der Reihe, ihre Hilfsmaßnahmen für die Flüchtlinge zu verstärken".

Bombe geht in Damaskus hoch

In Syrien wurden bei neuen Gewaltakten am Donnerstag mindestens 69 Menschen getötet. Unter den Opfern seien 38 Zivilisten, 23 Soldaten und acht Rebellen, teilte die in London ansässige oppositionelle Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die meisten Menschen seien durch den Beschuss der Armee in der Rebellenhochburg Duma nordöstlich von Damaskus getötet worden, darunter eine zwölfköpfige Familie.

Der syrische Präsident Baschar al-Assad gerät auch in der Hauptstadt Damaskus zunehmend unter Druck: Im Stadtzentrum kam es zu einer schweren Explosion. Nach Darstellung des amtlichen Fernsehens griffen Rebellen das höchste Gericht an. Durch die Detonation auf einem Parkplatz nahe des Justizpalastes wurden Dutzende Fahrzeuge zerstört. Die Nachrichtenagentur Sana berichtete von drei Verletzten durch eine Autobombe.

Türkei schickt Truppen an syrische Grenze

Türkisch-syrischer Konflikt verschärft sich

Die Türkei reagiert derweil auf den Abschuss eines Kampfflugzeugs durch Syrien mit einer Demonstration militärischer Stärke. Türkische Militärkolonnen werden an die Grenze zu Syrien verlegt. In der Provinz Hatay würden Flugabwehrwaffen stationiert, teilten die Behörden in Ankara mit. Es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme nach dem Abschuss der F-4 "Phantom" in der Vorwoche. Eine Kolonne mit etwa 30 Fahrzeugen verließ die Hafenstadt Iskenderun und näherte sich langsam der Grenzregion. Auch würden gepanzerte Fahrzeuge in Kasernen in der Stadt Sanliurfa gebracht, meldet die Nachrichtenagentur Anadolu. Sanliurfa liegt etwa in der Mitte der Grenze zwischen Syrien und der Türkei.

Ein türkischer Regierungsbeamter sagte der Nachrichtenagentur dpa, Truppenbewegungen in der Region seien normal und müssten nicht direkt mit dem Abschuss des türkischen Kampfjets zusammenhängen. Der Zwischenfall hatte das ohnehin gespannte Verhältnis der Türkei zu Syrien verschärft.

Annan pocht auf Übergangsregierung

Eine politische Lösung ist nach dem Scheitern einer Waffenruhe nicht absehbar. Ein hochrangiger Vertreter der Assad-Gegner betonte, die Oppositionsgruppen würden den Übergangsplan des internationalen Vermittlers Kofi Annan zur Bildung einer Übergangsregierung ablehnen, solange Assad nicht vorher abdanken müsse. Annans Vorschläge werden ein Schüsselthema bei den Beratungen Russlands und der anderen ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates am Samstag in Genf sein. Aus diplomatischen Kreisen verlautete, Annan wolle einen Plan vorlegen, um den Konflikt politisch zu lösen, ohne auf einen Waffenstillstand zu warten.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle begrüßte den Vorstoß des früheren UN-Generalsekretärs: Es müsse alles versucht werden, um einen politischen Übergang zu ermöglichen. Die Möglichkeit dazu hänge allerdings wegen der eskalierenden Gewalt am seidenen Faden.

kle/fw (afp, rtr, dpa, dapd, kna)