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UN bestätigen Angriff auf Beobachter

16. Mai 2012

Die Gewalt in Syrien hält trotz Präsenz der UN-Beobachter an: Regierungstruppen sollen binnen eines Tages fast 80 Menschen getötet haben. Und auch die Abgesandten der UN geraten zwischen die Fronten.

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UN-Beobachter an einem beschädigten Fahrzeug (Foto: pa/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage geriet die UN-Beobachtermission in Syrien in eine gefährliche Situation. Ein Konvoi wurde am Dienstag nahe Hama von einem Sprengsatz getroffen. Die Beobachter sollen sich zu dem Zeitpunkt nahe eines Trauerzuges aufgehalten haben, der von Soldaten beschossen wurde. Nach Angaben von Oppositionellen wurden dabei mehr als 20 Menschen getötet und viele weitere verletzt.

Das in London ansässige syrische Observatorium für Menschenrechte sprach von einem "Massaker" in Gegenwart der UN-Beobachter. Der Konvoi der Vereinten Nationen habe sich der Stadt Chan Scheichun in der Provinz Idlib gleichzeitig mit den Trauernden genähert, als Soldaten von einer Straßensperre aus das Feuer eröffneten. Die UN-Vertreter müssten öffentlich berichten, was sie gesehen hätten.

Sprengsatz beschädigte drei UN-Fahrzeuge

Die UN bestätigte lediglich, dass die Mitglieder der Beobachtermission selbst Ziel eines Angriffs wurden. Ein Konvoi mit vier UN-Fahrzeugen sei von einer am Straßenrand platzierten Bombe getroffen worden, teilte eine UN-Sprecherin in Genf mit. Die Beobachter seien unversehrt. Es wurden jedoch drei Fahrzeuge des UN-Konvois beschädigt. Die Beobachter hätten sich anschließend in die Obhut von Vertretern der Opposition in der Nähe von Hama begeben.

Syrische Aktivisten berichteten außerdem von weiteren Zusammenstößen zwischen Regierungstruppen und Oppositionellen. So soll ein Lager für Vertriebene in der Stadt Daraa unter Beschuss genommen worden sein. Und auch in der Nähe der Stadt Hama sei geschossen worden. Insgesamt hat es nach Angaben der Oppositionellen binnen 24 Stunden knapp 80 Tote gegeben. Eine unabhängige Überprüfung ist wegen der massiven Einschränkung der Pressefreiheit nicht möglich.

Immer mehr Beobachter im Land

Trotz der anhaltenden Gewalt und der Gefahr auch für die Abgesandten selbst wird die UN-Beobachtermission weiter verstärkt. Wie der Nachrichtensender Al-Arabija berichtet, ist die Zahl der unbewaffneten Militärbeobachter inzwischen auf 189 angewachsen. Ein UN-Sprecher nannte dagegen die Zahl von 211 militärischen Beobachtern und 66 zivilen Mitarbeitern, die bereits in Syrien eingetroffen seien. Laut Friedensplan des UN-Sondergesandten Kofi Annan sollen insgesamt 300 Beobachter in Syrien stationiert werden.

Die Mitglieder der Gruppe kommen laut Al-Arabija aus 35 Staaten, vor allem aus Russland, China, Jordanien und Jemen. Sie sind vor Ort, um die Waffenruhe zu überwachen, die vor mehr als einem Monat zwischen der Regierung von Präsident Baschar al-Assad und der Opposition vereinbart wurde.

Ärzte ohne Grenzen beklagen Angriffe auf Mediziner

Unterdessen meldete die Organisation Ärzte ohne Grenzen, dass syrische Truppen verstärkt medizinische Helfer und Verwundete angriffen. "Mehrere syrische Kollegen werden vermisst", sgte die Leiterin der Projektabteilung von Ärzte ohne Grenzen, Marie-Noelle Rodrigue, in Paris. Sie forderte die Konfliktparteien auf, die Arbeit von Rettungskräften nicht zu gefährden. "Die Behörden und Konfliktparteien müssen sicherstellen, dass Verletzte sofort eine lebensrettende Versorgung erhalten und medizinisches Personal ohne Angst vor Repressalien arbeiten kann."

Von Damaskus verlangte die Organisation eine Genehmigung für Hilfseinsätze in den Krisenregionen des Landes. Darauf warte man schon seit mehreren Monaten vergeblich. Einige Mitarbeiter hätten es dennoch geschafft, in die Region Idlib zu gelangen. Sie müssten jedoch ständig fürchten, angegriffen oder verhaftet zu werden.

kis/se (dapd, rtr, dpa)