1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

UN deckt Kriegsverbrechen in Sri Lanka auf

16. September 2015

Einem UN-Bericht zufolge wurden "sehr wahrscheinlich" im sri-lankischen Bürgerkrieg Kriegsverbrechen begangen. Mit UN-Hilfe soll ein internationales Strafgericht die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.

https://p.dw.com/p/1GXFc
Soldaten der Tamil Tigers pirschen durch den Urwald Sri-Lankas. (Foto: Ishara S. KODIKARA/AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP/Kodikara

Ein Bericht der Vereinten Nationen hat detailliert die grausamen Kriegsverbrechen aufgedeckt, die während des 26-jährigen Bürgerkriegs in Sri Lanka begangen worden waren. Sowohl die Tamilenrebellen der Befreiungstiger von Tamil EElam (LTTE) als auch die Streitkräfte der Regierungsarmee hätten "sehr wahrscheinlich" Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. Der Bericht des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte bestätigt, dass das Land internationale Unterstützung braucht, um die Vergehen verfolgen und nachhaltig aufzuarbeiten.

Sri Lankas neue Regierung von Präsident Mathiripala Sirisena hat drastische Reformen angekündigt, um die Verantwortlichen der angeblichen Gräueltaten zur Rechenschaft zu ziehen. Die Regierung hofft bei der inländischen Untersuchung der Fälle auf die Unterstützung der UN. "Ein rein inländisches Gerichtsverfahren hätte keine Chance gegen das weit verbreitete und berechtigtes Misstrauen, das von Jahrzehnte langen Verstößen, Missbrauch und nicht gehaltenen Versprechen angefacht wurde", sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Zeid Ra'ad Hussein in einem Statement.

Internationales Strafrechtssystem

Aber der lange erwartet UN-Bericht aus Zeid's Büro kommt zu der Schlussfolgerung, dass "Sri Lanka's Strafrechtssystem noch nicht bereit oder dafür ausgestattet ist, unabhängige und glaubwürdige Ermittlungen durchzuführen." Stattdessen forciert das Hochkommissariat ein "hybrides Spezial-Gericht" einzuführen, das aus internationalen und srilankischen Richtern, Staatsanwälten, Verteidigern und Ermittlern besteht, um Verbrechen während und nach dem Krieg zu erforschen.

Von 1983 bis 2009 kämpfte die LTTE für einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden der Insel im Indischen Ozean. Die LTTE - die von der EU als Terrororganisation eingestuft wurde - zwangsrekrutierte Kinder. Sie verübte Hunderte Selbstmordanschläge und sprengte Züge in die Luft. 2009 schlugen die Truppen der Regierungsarmee den Aufstand der LTTE mit aller Härte nieder. Allein in den letzten Monaten des Krieges sind nach UN-Schätzungen bis zu 40.000 Zivilisten ums Leben gekommen. Der Armee wiederum soll willkürlich Zivilisten sowie Krankenhäuser bombardiert haben. Bei dem mehr als ein Vierteljahrhundert andauernden Bürgerkrieg kamen 100.000 Menschen ums Leben. In dem Bericht ist auch die Rede von Folter und sexueller Gewalt.

Zugrunde lag dem Bürgerkrieg ein ethnischer Konflikt. Rund drei Viertel der Bewohner der Insel Ceylon sind buddhistische Singhalesen, rund 18 Prozent meist hinduistische Tamilen. Die Minderheit, die teilweise während der britischen Kolonialherrschaft von Indien übergesiedelt war, fühlte sich unterdrückt und von Regierung, Polizei und Militär ausgeschlossen. Ihre Proteste mündeten in einen Bürgerkrieg.

pab/rb (afp, dpa)