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1000 Tote seit ISIS-Vormarsch

24. Juni 2014

Fast täglich kommen Todesnachrichten aus dem Irak. Doch das ganze Ausmaß des Schreckens wird sichtbar, sobald man die Opferzahlen addiert. US-Außenminister Kerry ringt unterdessen weiter um eine politische Lösung.

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Ein Kämpfer der Peschmerga- Miliz bei Mossul im Irak (Foto: Reuters).
Bild: Reuters

Bei den Gefechten im Irak sind nach Schätzung der Vereinten Nationen allein im Juni bislang mindestens 1000 Menschen getötet worden. Etwa drei Viertel der Opfer seien Zivilisten, erklärte ein Sprecher der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, in Genf. Demnach kamen vom 5. bis zum 22. Juni mindestens 757 Zivilisten in den nördlichen Provinzen Ninive, Dijala und Saladdin ums Leben. In Bagdad und im Süden des Iraks seien im selben Zeitraum mindestens 318 Menschen getötet worden, die meisten durch Autobomben. Die Zahlen stellten indes nur das gesicherte Minimum dar.

Viele Zivilisten, Polizisten und Soldaten seien bei Massenerschießungen und außergerichtlichen Hinrichtungen getötet worden, erklärte das Hochkommissariat. Alle Konfliktparteien begehen demnach schwere Menschenrechtsverletzungen. Unter Berufung auf eigene Experten bestätigte der UN-Sprecher Berichte, wonach die irakische Armee bei ihrem Rückzug Gefangene getötet hat. So habe das Militär beim Abzug aus Mossul Granaten in Räume mit Gefangenen geworfen. Dabei seien mindestens 10 Menschen getötet und 14 verletzt worden.

Enthauptungen und Erschießungen

Der Sprecher wies zudem auf Dutzende Videos der sunnitischen Terrorgruppe ISIS hin, in denen die Gruppe die Enthauptung und Erschießung von Soldaten und Polizisten zeige. Offenbar seien einige dieser Opfer wegen ihrer Religion oder ethnischen Zugehörigkeit getötet worden. Darunter seien Mitglieder von Minderheiten wie Christen.

Die Kämpfe in mehreren Gebieten des Landes dauern derweil an. Die ISIS hat in den vergangenen Tagen große Geländegewinne erzielt. Ihre Erfolge haben die Furcht genährt, der Irak könnte auseinanderbrechen. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks UNHCR befinden sich im Irak rund eine Million Männer, Frauen und Kinder auf der Flucht vor der Gewalt.

Kurden deuten Abspaltung an

US-Außenminister Kerry bemühte sich bei einem Besuch in den autonomen Kurdengebieten im Norden weiter um eine politische Lösung des Konflikts. Das irakische Parlament will nach seinen Worten am 1. Juli mit der Bildung einer neuen Regierung beginnen. Dies war eine der Forderungen der USA. Nach den Worten eines US-Regierungsbeamten ist in Bagdad zu hören, dass die Kurden wieder den Präsidenten, die Schiiten den Ministerpräsidenten und die Sunniten den Parlamentssprecher und Vizepräsidenten stellen wollten.

Forderungen nach einem Rücktritt des umstrittenen irakischen Regierungschefs Nuri al-Maliki wollte Kerry in einem Interview des amerikanischen Senders ABC nicht kommentieren. In Erbil würdigte der Außenminister die Rolle der Kurden-Milizen beim Versuch, den Vormarsch der Dschihadisten aufzuhalten. Zuvor hatte sich Kurden-Präsident Massud Barsani in einem Interview pessimistisch zum Erhalt der Einheit des Landes geäußert. "Für das Volk Kurdistans ist die Zeit gekommen, seine eigene Zukunft zu bestimmen, und es ist die Entscheidung des Volkes, der wir folgen werden", sagte Barsani dem US-Fernsehsender CNN.

jj/se (dpa, rtr, afp)