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Politik

Umweltschützerin in Honduras ermordet

4. März 2016

Sie kämpfte für die Rechte der Ureinwohner - das war vielen ein Dorn im Auge. Noch weiß niemand, wer Berta Cáceres auf dem Gewissen hat. Klar ist nur: Die Umweltaktivistin hatte einflussreiche Feinde.

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Proteste nach der Ermordung von Berta Cáceres (Foto: Reuters)
"Tausende Drohungen": Proteste nach der Erschießung von Berta CáceresBild: Reuters/J. Cabrera

Es war ein Mord mit Ansage. Die bekannte honduranische Umweltschützerin und Indio-Aktivistin Berta Cáceres hatte der Regierung und Großkonzernen unerschrocken die Stirn geboten. Immer wieder wurde die Aktivistin deshalb bedroht - nun ist sie von Unbekannten getötet worden. Die Täter drangen nach Polizeiangaben in Cáceres' Haus in der Stadt La Esperanza im Westen des Landes ein. Dann feuerten sie eine Waffe ab.

Cáceres, die Koordinatorin des Rats der indigenen Völker Honduras', setzte sich seit Jahren für die Rechte der Lenca-Indianer ein und kämpfte gegen den Bau von Staudämmen und Bergwerken in deren Siedlungsgebieten. Im vergangenen Jahr war sie mit dem renommierten Goldman-Umweltpreis ausgezeichnet worden.

Riesen in die Knie gezwungen

Mit ihrer Graswurzelbewegung zwang sie den weltweit größten Dammbauer Sinohydro und die Weltbank in die Knie: Diese ließen das Projekt zur Errichtung des Staudamms Agua Zarca am Fluss Gualcarque nach massiven Protesten fallen. Doch so groß ihr Erfolg war, so gefährlich wurde Cáceres in den Augen ihrer Feinde. Denn stets ging es nicht nur um die Umwelt und um Minderheitenrechte - sondern auch um viel Geld.

Beerdigung in La Esperanza, 200 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Tegucigalpa (Foto: Getty Images/AFP/O. Sierra)
"Ihre Waffe war ihre Stimme": Beerdigung in La Esperanza, 200 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt TegucigalpaBild: Getty Images/AFP/O. Sierra

Immer wieder ist die Aktivistin wegen ihre Engagements unter Druck gesetzt worden. "Berta hat tausende Drohungen erhalten", berichtete ihr Bruder Gustavo. "Sie war nie bewaffnet. Ihr Waffe war ihre Stimme." Nach Einschätzung der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wäre das Attentat zu verhindern gewesen. "Der feige Mord an Berta war eine angekündigte Tragödie", sagte Regionaldirektorin Erika Guevara Rosas. "Über Jahre hinweg war Berta das Opfer einer Einschüchterungskampagne, um sie daran zu hindern, die Rechte der indigenen Gemeinschaften zu verteidigen."

"Angriff auf Honduras"

Präsident Juan Orlando Hernández verurteilte den Mord: "Die Tat ist ein Angriff auf Honduras." Der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten, Luis Almagro, nannte die Tat ein fürchterliches Verbrechen und einen Schlag gegen die Menschenrechte. Die Nichtregierungsorganisation Global Witness rief die Behörden zum Handeln auf. "Indigene werden häufig getötet, weil sie einfach nur ihr Land verteidigen. Der honduranische Staat muss Bertas Mörder finden und ihre Familie und Kollegen schützen", erklärte Sprecher Billy Kyte.

Die Verwandten des Opfers erheben schwere Vorwürfe gegen die Behörden. "Die Polizei war dafür verantwortlich, sie zu schützen", sagte Bruder Gustavo im Fernsehen. "Ihr Tod hätte verhindert werden können." Nach Angaben von Sicherheitsminister Julian Pacheco hatte Cáceres Personenschutz abgelehnt. Vor ihrem Haus sei lediglich eine Polizeistreife stationiert gewesen. Allerdings habe sie zuletzt offenbar den Wohnsitz gewechselt, ohne die Behörden zu informieren.

Die Trauerfeier für die Ermordete wurde zu einer Demonstration ihrer wahren Macht: dem Rückhalt des Volkes. Unter großer Anteilnahme wurde ihr Leichnam im offenen Sarg zu Grabe getragen.

jj/kle (dpa, afp, rtr)