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Umweltgerechtes Stylen

2. Oktober 2002

Die Vorsilbe "Öko" wird inzwischen vielerorts gebraucht. Der Gang zum Friseur wurde damit noch nicht in Verbindung gebracht. Das ändert sich jetzt durch einen Friseursalon in Nalbach im Saarland.

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Haare kann man sich jetzt auch ökologisch schneiden lassenBild: Bilderbox

Lehnerts Interesse an einer ökologischen und gesundheitsverträglichen Ausrichtung des Friseurhandwerks wurde bereits 1988 durch eine "Monitor"-Sendung in der ARD geweckt, in der verschiedene Shampoos auf ihre Umweltverträglichkeit getestet wurden. Später bekam der gelernte Friseur selbst Gesundheitsprobleme mit verschiedenen Produkten.

Lehnert informierte sich vor Eröffnung seines "grünen" Friseursalons fundiert über die Thematik: Er absolvierte ein Studium im Bereich Ökonomie und Marketing mit dem Schwerpunkt Umwelt. Ziel war es auch, sich von anderen Friseuren abzusetzen, die bereits Aspekte wie Wasser- und Energiesparen für sich entdeckt hatten.

Verträgliche Kosmetika

Lehnert hat sich auf verträgliche, hauptsächlich biologisch hergestellte Shampoos und Färbemittel spezialisiert. Anders als viele Produkte, die momentan auf dem Markt sind, lösen diese keine Allergien aus.

Jetzt erhielt Peter Lehnert als erster europäischer Friseur das Öko-Audit-Siegel. Dieses Siegel wird von der Industrie- und Handelskammer oder der Handwerkskammer verliehen. Um das Siegel erhalten zu können, muss der Betrieb seine ökologischen Ziele veröffentlichen, mit denen er sich zur Verbesserung allgemeiner Umweltziele, zum Beispiel der Verringerung der Grundwasserbelastung, verpflichtet. Stimmt diese Umwelterklärung mit den gesetzlichen Anforderungen überein, darf das Umweltsiegel z.B. in der Werbung genutzt werden.

Allerdings können nicht alle Wünsche auf umwelt- und gesundheitsverträglicher Basis erfüllt werden: Dauerwellen und dunkle Haarfarben lassen sich ohne den Einsatz von Chemie nicht verwirklichen. Lehnert warnt in diesem Zusammenhang auch vor Haartönungen, die vielfach auf dem Markt zu finden sind. Diese seien in Wirklichkeit Färbemittel. "Der Kunde wird da richtig belogen“, so Lehnert.

Information vor Bekehrung

In Lehnerts Salon werden die Haare nicht nur ökologisch frisiert. Lehnert und seine Mitarbeiter beraten Kunden auch über den Gebrauch von Shampoos und anderen Kosmetika.

Für diesen Service muss der Kunde nicht tiefer in die Tasche greifen. Die Naturprodukte sind preiswerter als die branchenüblichen Kosmetika. Das gleicht den Mehraufwand der Beratung aus.

Wer dennoch eine Dauerwelle haben möchte, braucht sich nicht zu sorgen, von Lehnert oder seinen Mitarbeitern fortgeschickt zu werden. Allerdings werden sie offen über Problematiken wie Gesundheit oder Verträglichkeit informiert. "Ich biete alles an, aber der Unterschied ist: Ich informiere den Kunden offen." Die Entscheidung, ob man den Haaren etwas Gutes tut oder doch lieber die kräftige Haarfärbung haben möchte, muss der Kunde dann selbst treffen.

Ehrgeizige Ziele

Lehnert möchte durch seine Arbeit das Bewusstsein der Verbraucher für umweltverträgliche Kosmetika schärfen. Wenn die Wünsche der Kunden sich ändern, so Lehnert, wird auch ein Umdenken der Kosmetikindustrie stattfinden. Er plant, eine Verbraucherplattform im Internet einzurichten, über die sich zum einen Kunden über Inhaltsstoffe in diversen Produkte informieren können. Zum anderen sollen sich auch Friseure fortbilden können. Und schließlich träumt Lehnert von einer eigenen Kosmetikserie. (ah)