1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Elekroautos für den Alltag

Siegfried Forster26. Januar 2009

Die westfranzösische Region Poitou-Charentes sucht: ein innovatives, alltagstaugliches, preiswertes und Strom-Fahrzeug, das 110 Kilometer pro Stunde fahren kann. Eric Llinares hat die Lösung: den „Simply City“.

https://p.dw.com/p/GgKx
simply city von Eco & Mobilité
Der "Simply City" - grün wie ein Frosch, aber bis zu 110km/h schnellBild: Eco & Mobilité

Wenn die Tür des "Simply City" ins Schloss fällt, gerät niemand ins Schwärmen. Es klingt nach Plastik, nicht nach Auto. Sein Inneres gleicht einer Mönchszelle: Die Ausstattung besteht vor allem aus einem Lenkrad, einem Brems- und einem Gaspedal und einem kleinen Bordcomputer. "Wir haben uns wirklich für die Nische eines billigen Elektro-Autos entschieden. Das ist der 2CV der Zukunft, die Ente als Elektro-Auto. Ein Fahrzeug, das preiswert und einfach ist, mit einer geringen Reichweite, aber ausreichend um zur Arbeit zu fahren", erklärt Eric Llinares, der sich das Konzept ausgedacht hat.

Ein Auto für die Fahrt zur Arbeit

Eric Llinares ist ein Selfmademan: Angefangen hat er hat als Töpfer, dann hat er in einer Porzellanfabrik gearbeitet und sich anschließend selbstständig gemacht. Inzwischen entwirft er in seinem Atelier in Chauvigny Karosserien für Formel-1-Rennwagen, Flakons für Cognac oder Wellenbrecher für Häfen.

Mit seinem 12-Mann-Unternehmen Eco & Mobilité gewann er die Ausschreibung der Region Poitou-Charente - und einen Vorschuss von 500.000 Euro. "Wir konzentrieren uns auf den Einsatz des Fahrzeugs: Die Arbeiter in Frankreich legen täglich im Durchschnitt weniger als 17 Kilometer zurück. Wir haben uns deshalb ein Fahrzeug ausgedacht, das diesem Bedarf entspricht", erklärt er. Die Batterie reiche für eine Strecke von 80 Kilometer aus und sei billig. Extras wie Klimaanlagen gebe es nicht. Das Fahrzeug diene dazu, von A nach B zu fahren.

Ein grünes, umweltfreundliches Spielzeugauto

Verkehr auf der Autobahn (11.03.2008/AP)
Auf der Autobahn ist der "Simply City" noch nicht erlaubtBild: AP

Der "Simply City" wiegt 400 Kilo und bietet Platz für drei – zusammengezwängt auch vier – Personen. Grün lackiert und mit grasgrünen Polstern sieht er ein wenig aus wie ein Spielzeugauto aus Plastik. Er ist allerdings nicht aus Plastik, sondern aus umweltfreundlichem Material aus der Landwirtschaft.

Das ist das Resultat einer engen Zusammenarbeit mit einem Dutzend Firmen und universitären Einrichtungen der ländlich strukturierten Region. "Wir arbeiten mit recycelten Materialen, die wir mit Holzmehl füllen. Wir verwenden Hanffasern. Es gibt in unserer Region einen politischen Willen, einen Industriezweig für diese Art von Materien zu entwickeln", erklärt Llinares. So könnten sie die Kosten senken und der Abhängigkeit vom Öl entkommen.

Auf der Autobahn darf der "Simply City" nicht fahren – die Crashtests für die Zulassung wären zu teuer gewesen. Der Verkaufspreis dürfte - nach Abzug der staatlichen und regionalen Hilfen - bei 5.000 Euro liegen. Die Region biete politische Schützenhilfe und erhoffe sich Vorfahrt für Elektroautos bei Parkplätzen, Busspuren und in Innenstädten, sagt Jean-François Macaire, Vizepräsident des Regionalrats. "Wir sind heute die einzige Region Europas, die auf Elektro-Autos setzt und einen industriellen Zweig von A-Z einrichten will, um selbst Elektro-Autos herzustellen."