1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Naturschützer prangern Hans-Werner Sinn an

29. Dezember 2009

Der Naturschutzbund Deutschland vergibt jedes Jahr den "Dinosaurier"-Preis an einen Umweltschädiger. Der Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn erhält ihn 2009 für seine Kritik an der Förderung von Öko-Energie.

https://p.dw.com/p/LGTQ
NABU-Präsident Olaf Tschimpke mit dem Dinosaurier 2009 (Foto: Heiner Kiesel)
NABU-Präsident Olaf Tschimpke mit dem Dinosaurier 2009Bild: Heiner Kiesel

Was ist eigentlich so mies an einem Dinosaurier? So mies, dass er als eine 40 Zentimeter lange silberne Zinnfigur jedes Jahr vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) als "peinlichster Umweltpreis" verliehen wird. Nabu-Pressesprecherin Kathrin Klinkusch hält die zweieinhalb Kilo schwere Plastik unschlüssig in den Händen. "Eigentlich haben wir gar nichts gegen Dinosaurier, aber sie sind von gestern, ausgestorben."

Hans-Werner Sinn (Archivfoto: picture alliance / ZB)
ifo-Präsident und "Dinosaurer"-Empfänger Hans-Werner SinnBild: picture-alliance/ ZB

Dinosauriermäßig ausgedient hat für die Naturschützer Hans-Werner Sinn. Der Wirtschaftsexperte erhält den Anti-Umwelt-Preis dieses Jahr. Sinn ist einer der bekanntesten Volkswirte Deutschlands. Er ist Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung, das den vielbeachteten ifo-Index zur Wirtschaftsentwicklung ermittelt und er taucht ziemlich häufig bei TV-Gesprächsrunden auf.

Kritik an Marktorientierung

Nabu-Präsident Olaf Tschimpke gefällt gar nicht, was er da von Sinn hört. "Sinn ist einer derjenigen, für die der Markt alles regelt", stellt Tschimpke fest, "aber in diesem Jahr der Wirtschaftskrise haben wir doch gesehen, dass das nicht stimmt". So richtig genervt von Hans-Werner Sinn ist Nabu-Präsident Tschimpke aber dann, wenn Sinn über ökologische Themen spricht und schreibt. "Der verteufelt die Umweltpolitik und bezeichnet sie als grüne Staatsdoktrin", sagt Tschimpke.

Tatsächlich ist Sinn unterwegs mit der Botschaft, dass die derzeitige Richtung der Umweltpolitik kontraproduktiv ist, dass also die deutsche Praxis, erneuerbare Energien zu fördern und Energie zu sparen letztlich dazu führt, dass woanders noch mehr Treibhausgase in die Luft geblasen werden. Wem das seltsam vorkommt, dem erklärt Sinn das so: Die Ölscheichs müssen ihre fossilen Brennstoffe verkaufen und wenn der Westen sie nicht kauft, dann sinkt der Ölpreis und Länder wie China können noch mehr Öl kaufen und verbrauchen. Deswegen sei der Zertifikatehandel nach europäischem Modell der einzige richtige Weg, das Problem global in den Griff zu bekommen. Nur müsste der Rest der Welt auch mitmachen. Aber da ist Sinn eher zuversichtlich.

Spott-Preis und Gesprächsangebot

Markig wird Wirtschaftsexperte Sinn nun vom Naturschützer Tschimpke als "Dampfplauderer mit egoistischem Sendungsbewusstsein" bezeichnet. Das hört sich nach Beleidigung an. Aber Tschimpke betont, dass er vielmehr das Gespräch sucht und hofft, Sinn von den Argumenten des Nabu überzeugen zu können. Ganz unwahrscheinlich ist ein solches Gespräch nicht. "Wir haben auch schon mit früheren Dinosaurier-Preisträgern wie Bauernpräsident Sonnleitner und dem ehemaligen Wirtschaftminister Michael Glos geredet", sagt Tschimpke.

Ob die Botschaft bei Hans-Werner Sinn angekommen ist, er sich jetzt eher beleidigt oder amüsiert fühlt, lässt sich derzeit nicht sagen. In seinem Büro vertröstet ein Anrufbeantworter auf die kommende Woche.

Autor: Heiner Kiesel

Redaktion: Martin Schrader