1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Umfrage: Europäer verlieren Vertrauen in EU

14. Mai 2013

Die Schuldenkrise untergräbt zunehmend das Vertrauen in die Europäische Union. Zu diesem Ergebnis kommt eine europaweite Umfrage. Den Euro wollen die meisten Europäer trotzdem nicht aufgeben.

https://p.dw.com/p/18XN5
Skulptur mit Europa auf dem Stier im Europa-Park im badischen Rust. Foto: Rolf Haid dpa/lsw
Europa auf dem StierBild: picture-alliance/dpa

Nur noch 45 Prozent der befragten Bürger stehen der Europäischen Union (EU) positiv gegenüber. Vor einem Jahr hatte die Zustimmungsquote noch 60 Prozent betragen. Das ist ein Ergebnis einer Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center mit Sitz in Washington im März durchgeführt und nun veröffentlicht hat. Befragt wurden 7.646 Menschen in acht europäischen Staaten - Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien, Polen und Tschechien.

"Der sich über das vergangene halben Jahrhundert hinziehende Versuch, ein vereinigteres Europa zu schaffen, ist das größte Opfer der Eurokrise", heißt es in dem Bericht. Für ein Spaltung sorgt demnach insbesondere die Sparpolitik in Europa. "Insgesamt unterstreicht die Umfrage 2013 deutlicher als je zuvor die unterschiedlichen Ansichten der Deutschen und der anderen Europäer", so die Autoren.

Franzosen sehen schwarz

Besonders stark ist der Vertrauensverlust in Frankreich, die Zustimmung zur EU fiel von 60 auf 41 Prozent. "Die Franzosen haben mittlerweile weniger Vertrauen in die Institution der Europäischen Union als die Italiener oder die Spanier", heißt es im Bericht.

In Spanien haben noch 46 Prozent der Menschen ein positives Bild von der EU, nach 60 Prozent im Vorjahr. In Deutschland, der größten Volkswirtschaft der EU, ist die Zustimmung nur leicht von 68 auf 60 Prozent gesunken.

Die Unterstützung für ein weiteres wirtschaftliches Zusammenwachsen, ein Kernanliegen des europäischen Projekts, fiel noch geringer aus und sank im Schnitt von 34 Prozent vor einem Jahr auf jetzt 28 Prozent. Unter den befragten Griechen war nun noch jeder zehnte für stärkere wirtschaftliche Integration, bei den Deutschen war es jeder zweite (54 Prozent).

Wirtschaftliche Kluft in der Euro-Zone wächst

Deutschland und die anderen

Die meisten Bürger bewerten die aktuelle wirtschaftliche Lage ihres Landes als schlecht. Nur ein Prozent der Griechen, drei Prozent der Italiener, vier Prozent der Spanier und neun Prozent der Franzosen sind damit zufrieden. In Deutschland sind es dagegen 75 Prozent.

Ähnlich sieht es beim Vertrauen in die eigenen Regierungen aus, das in den meisten Ländern zwischen 20 und 30 Prozent liegt. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel verbucht dagegen eine Zustimmungsrate von 74 Prozent. Nur halb so hoch ist der Wert des britischen Premierministers David Cameron, der den zweiten Platz belegt.

Trotzdem sind die meisten Europäer nicht grundsätzlich gegen Sparmaßnahmen. Im Schnitt sagten 59 Prozent der Befragte, ein Abbau der Schulden sei der beste Weg, um die wirtschaftlichen Probleme zu lösen. Allerdings sind nur 17 Prozent der Meinung, der Schuldenabbau sollte die oberste Priorität der Regierung sein.

Klares Ja zum Euro

Deutlich ist auch die Zustimmung zur Gemeinschaftswährung. Mehr als 60 Prozent der Befragten in den Eurostaaten wollen den Euro behalten und lehnen eine Rückkehr zu nationalen Währungen ab.

Die Meinungsforscher fragten auch nach dem vertrauenswürdigsten Land in der EU. Sieben der acht befragten Länder stimmten für Deutschland, auch die Deutschen selbst. Nur die Griechen waren der Meinung, dass ihr Land am meisten Vertrauen verdiene.

Gleichzeitig gelten die Deutschen laut Umfrage auch als die arrogantesten und am wenigsten mitfühlenden Menschen in der EU. Eine klare Entscheidung für das mitfühlendste Land blieb aus - hier stimmte jedes Land für sich.

bea/wen (rtr, ap, afp)