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Ukrainisch-polnische Aussöhnung

30. Juni 2005

Ein jahrelanger Streit zwischen Warschau und Kiew um die Gestaltung einer Gedenkstätte für polnische Soldaten in Lwiw ist beendet. Am 24. Juni wurde sie von den Präsidenten der beiden Nachbarländer offiziell eingeweiht.

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Wiktor Juschtschenko spricht von historischem EreignisBild: AP

Am Freitag (24.6.) haben die Präsidenten Polens und der Ukraine, Aleksander Kwasniewski und Wiktor Juschtschenko, die Gedenkstätte für die im ukrainisch-polnischen Krieg zwischen 1918 und 1919 gefallen polnischen Soldaten eingeweiht. Während der Einweihung sagte Juschtschenko in seiner Ansprache: "Die ukrainisch-polnische Aussöhnung ist der letzte Stein beim Aufbau der Friedenskuppel in Europa. Das ist ein historisches Ereignis." Die Einweihung wurde von fast allen landesweiten Fernsehsendern in der Ukraine und Polen übertragen. Nach Lwiw reisten etwa 5000 polnische Besucher.

Schwierige Geschichte

Auf dem Lytschakiwsyj-Friedhof in Lwiw sind Kämpfer der Ukrainischen Galizischen Armee und etwa 2000 "polnische Adler" beerdigt, aber auch die Soldaten, die bei der Verteidigung Lwiws in Kampf gegen die Bolschewisten 1920 gefallen waren. Die Gedenkstätte für die Polen wurde erstmals 1930 errichtet, später zerstört und in den vergangenen Jahren von Polen wiederaufgebaut. Die Gedenkstätte besteht bereits seit drei Jahren und seitdem ist sie für Besucher zugänglich. Über die offizielle Eröffnung konnten sich die Seiten aber erst vor wenigen Wochen einigen.

Streit um architektonische Gestaltung

Die Abgeordneten des Stadtrates in Lwiw lehnten eine Toranlage (Pylon) vor der Gedenkstätte ab. Vor allem waren sie aber gegen das Schwert, das auf der zentralen Grabplatte der Gedenkstätte eingekerbt wurde. Der Abgeordnete Andrij Stezkiw sagte: "Das Schwert muss gegen ein Kreuz ausgetauscht werden. Das Schwert ist ein Symbol für die expansive Politik des polnischen Staates." Der Leiter der Polnisch-Ukrainischen Stiftung für Zusammenarbeit, Jan Pielko, sagte der Deutschen Welle, bei weitem nicht alle Polen würden das Schwert oder Figuren befürworten. Diese Missverständnisse würden polnische radikale Nationalisten verbreiten, um daraus politisches Kapital zu schlagen, betonte er.

Umstrittene Inschrift

Konfliktstoff bot auch die Inschrift auf der zentralen Grabplatte. In ihr hieß es, die polnischen Kämpfer seien "heldenhaft" für das "Vaterland" gefallen. Nach langen Diskussionen lenkten beide Seiten ein und das Wort "heldenhaft" wurde gestrichen, aber das Wort "Vaterland" nicht. "Hier ruht der polnische Soldat, der für das Vaterland gefallen ist". So lautet die Inschrift auf der zentralen Grabplatte der Gedenkstätte, die als Kompromiss entstanden ist.

Stadtrat fordert Informationstafel

Eine Woche vor der offiziellen Einweihung nahmen die Abgeordneten der Stadt Lwiw weitere Änderungen an dem bilateralen Abkommen vor. Erstens müssen alle Inschriften auch in ukrainischer Sprache angebracht werden und zweitens muss am Eingang zur Gedenkstätte eine Informationstafel aufgestellt werden, in der darauf hingewiesen wird, dass die Kämpfer während des ukrainisch-polnischen Krieges in den Jahren 1918 bis 1919 gefallen sind.

Halyna Stadnyk, Lwiw
DW-RADIO/Ukrainisch, DW-RADIO/Russisch, 24.6.2005, Fokus Ost-Südost