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Fußball-EM 2012

11. November 2011

Am Freitag war Anpfiff zum Länderspiel Deutschland-Ukraine, der ersten Partie im umgebauten Kiewer Stadion. Alle Arenen für die EURO 2012 sind fertig. Probleme wird es aber bei der Unterbringung von Fans geben.

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Blick auf das Kiewer Olympiastadion (Foto: dpa)
Das Kiewer Olympiastadion bietet 70.000 Zuschauern PlatzBild: picture alliance/dpa

Zum ersten Spiel im umgebauten Kiewer Olympiastadion empfing die Ukraine am 11. November die deutsche Nationalmannschaft. Es war ein Testspiel (3:3) für die Fußball-Europameisterschaft, die im kommenden Jahr vom 8. Juni bis zum 1. Juli in Polen und in der Ukraine stattfindet. In der Kiewer Arena wird das EM-Finale ausgetragen, aber auch drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale. Kiew ist nur einer von vier EM-Schauplätzen in der Ukraine. Die Stadien in Donezk, Charkiw und Lwiw sind ebenfalls fertig. Als letztes der Stadien wurde die Lwiw-Arena Ende Oktober eröffnet, drei Wochen zuvor das Stadion in der Hauptstadt.

Baustopps und Kostensteigerung

Logo der Fußball-EM 2012 vor der Kiewer St. Michaels-Kirche (Foto: AP)
Logo der Fußball-Europameisterschaft 2012Bild: AP

Das Kiewer Olympiastadion galt lange als Sorgenkind der EURO 2012. Baustopps verzögerten immer wieder die Fertigstellung. Fast hätte Kiew die Ausrichtung der EM sogar verloren. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) hatte nämlich wegen des Baus eines Einkaufszentrums in unmittelbarer Nähe zum Stadion Sicherheitsbedenken angemeldet. Bei einer Evakuierung der Menschen aus dem Stadion wäre zu wenig Platz. Nach langem Gezerre zwischen Behörden und Bauherrn wurde der Rohbau des Einkaufszentrums schließlich abgerissen.

Aber als größten Skandal betrachtet die ukrainische Öffentlichkeit die Kostensteigerung beim Umbau der wichtigsten Arena des Landes. Die dreijährigen Arbeiten verschlangen rund 500 Millionen Euro, vier Mal so viel wie ursprünglich veranschlagt. Pawlo Babenko vom ukrainischen "Bürgerkomitee EURO 2012" meint, ein neues Stadion wäre günstiger gewesen. "Das Olympiastadion ist eine beinahe historische Arena. Der Umbau war eher eine Prestigefrage für die Stadt, wirtschaftlich ist er kaum zu begründen", so Babenko.

Deutsche EM-Beratung gefragt

Das neue Flughafengebäude von Lwiw (Foto: DW)
Das neue Flughafengebäude im westukrainischen LwiwBild: DW

An der Gestaltung der Arena waren auch deutsche Firmen beteiligt. So stammt das Design des Stadions von den deutschen Architekten Gerkan, Marg und Partner. Deutsche Fachleute beraten die Ukraine aber auch bei den Vorbereitungen zur EM. Experten der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) helfen beim Management der Flughäfen, bei der Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs, beim Städtemarketing und bei der Tourismusförderung.

Beispielsweise untersuchten die deutschen Experten, wo es in Kiew während der EM Probleme im Straßenverkehr geben könnte. Für die ukrainische Hauptstadt erarbeiteten sie unter Berücksichtigung der Erfahrungen bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland im Jahr 2006 ein Konzept zur Steuerung von Verkehrs- und Menschenströmen. Erwartet werden in der Ukraine während der EURO 2012 1,2 Millionen Besucher.

Großer Mangel an preiswerten Hotels

Neues 5-Sterne-Hotel im ostukrainischen Charkiw (Foto: DW)
Neues 5-Sterne-Hotel im ostukrainischen CharkiwBild: DW

Für den Ansturm sind die Flughäfen des Landes gerüstet. In Donezk, Charkiw, Lwiw und Kiew sind neue Terminals entstanden. Deutlich schlechter sieht es aber bei der Unterbringung der Fans aus. Der GIZ zufolge kommen in der Ukraine auf 1000 Einwohner nicht einmal zwei Hotelbetten. In Polen sind es immerhin 24.

Vor allem fehlt es an den am meisten nachgefragten Drei-Sterne-Hotels. Die, die es in der Ukraine gibt, genügen nicht westlichen Standards. Zudem sind sie deutlich teurer als in der EU. Grund dafür sei das viel zu geringe Angebot, sagte Natalija Lysnjak von der Kiewer Unternehmensberatung ArtBuild Hotel Group. "Wir brauchen mehr Konkurrenz. Die Hotels, die jetzt auf dem Markt sind, geben die Preise vor. Wenn der Kunde eine größere Auswahl bekommt, dann werden auch die Preise fallen", so Lysnjak.

Die meisten Hotels in der Ukraine stammen aus den 70er und 80er Jahren. Bis auf wenige Luxushotels haben westliche Ketten in den vergangenen beiden Jahrzehnten in der Ukraine keine Hotels gebaut. Dies änderte sich erst im Vorfeld der EURO 2012. Anfang August eröffnete in Kiew das erste Drei-Sterne-Hotel einer ausländischen Kette. Andere wollen nachziehen und im nächsten Jahr eröffnen. Wegen des Hotel-Mangels werden auch Privatzimmer ausgebucht sein. Die Stadt Kiew will deswegen Fans sogar in Zelten unterbringen.

Autor: Markian Ostaptschuk
Redaktion: Bernd Johann